Bisher gab es an der Martinsschule noch keine großen Infektionsausbrüche. Foto: Beckmann
Ladenburg. (krs) Die Schulen und Kindergärten in Baden-Württemberg sind geschlossen. Und anders als zunächst geplant bleiben sie das auch, nachdem es in einer Freiburger Kita zu einem Ausbruch mit einer Mutation des Coronavirus gekommen war. Einzige Ausnahme: sonderpädagogische Bildungs- und Beratungszentren. Auch in der Ladenburger Martinsschule gilt nach wie vor Regelbetrieb mit Hygienekonzept. Das kommt nicht nur positiv an.
"Bei uns zeichnete sich ein ganzes Spektrum an Reaktionen darauf ab", sagt Schulleiter Steffen Funk. "Überwiegend herrschte Verwunderung." Vorwürfe will er niemandem machen, aber er wünscht sich, dass sonderpädagogische Schulformen sichtbarer werden. "Für unsere Schulform wurden gar keine Einschränkungen diskutiert", erzählt er. "Ich würde es begrüßen, wenn man die Situation immer wieder evaluiert und gegebenenfalls auch mal zurückrudert", sagt der Schulleiter. "Wenn es heißt, Schulöffnungen sind unverantwortlich, und wir hier ganz normal weiterarbeiten, fragt sich mancher zurecht, warum", findet Funk. Es sei eben ein Dilemma. "Man freut sich ja, die Schüler zu sehen und ihnen etwas bieten zu können. Aber die Stimmung hat sich in den letzten Wochen verändert." Die anfängliche Leichtigkeit sei teilweise Sorgen und Ängsten gewichen. "Aber wir motivieren uns gegenseitig", so Funk.
Immer wieder gebe es Fälle von Coronainfektionen an der Martinsschule. Am Wochenende läuft die Quarantäne einiger Schüler und Mitarbeiter aus. Ein Kind hatte sich zu Hause angesteckt, an der Schule war niemand weiteres betroffen. "Hier greift unser gutes Hygienekonzept. Aber wir hatten auch einfach Glück", sagt Funk. Bisher habe die Einrichtung einiges davon gehabt. "Es waren bis jetzt immer nur Einzelpersonen betroffen."
Auf das Infektionsgeschehen könne man immer nur zum Teil Einfluss nehmen, Glück gehöre stets dazu. Auch deswegen wünscht sich Funk mehr Wertschätzung für seine Mitarbeiter. Er will, dass gesehen wird, dass sonderpädagogische Einrichtungen geöffnet haben. "Vielleicht könnte man auch über vorzeitige Impfungen für unsere Mitarbeiter sprechen", äußert er einen Wunsch.
An der Martinsschule entscheiden die Eltern Woche für Woche, ob sie ihr Kind zum Unterricht schicken. "Bei uns hängt da ja immer eine ganze Menge dran", erklärt Funk – zum Beispiel mit Blick auf die Schulbusse. Während in der ersten Woche nach den Weihnachtsferien noch rund zwei Drittel der Schüler kamen, seien in dieser Woche etwas weniger als die Hälfte vor Ort gewesen. Das habe die Schule mit Elternbriefen und Gesprächen erreicht. "Wir bauen auf das Entgegenkommen der Eltern – sofern sie das leisten können", betont der Schulleiter.
Unter Beachtung der gegebenen Umstände versuche man an der Martinsschule, einen guten Weg zu finden. "Es ist nicht so, das die Kinder, die zu Hause bleiben, gar nichts haben", erzählt Funk. "Auch in unserer Schulform ist Fernunterricht möglich." Die Lösungen seien dabei ganz individuell. Wie die meisten Schulen in Baden-Württemberg nutzt auch die Martinsschule das Videokonferenz-Tool Big-Blue-Button. "Aber wir haben auch ganz klassisch Lernpakete, die wir per Post verschicken, oder wir rufen unsere Kinder einfach an. Wir tun alles, was den Schülern und ihren Familien guttut."
Um ein umfängliches Bild der Lage abzubilden, ist es Funk auch wichtig, auf die Stresssituation mancher Familien hinzuweisen. "Manche Familien sind momentan so gefordert, dass sie Fernlernangebote gar nicht wahrnehmen können", erzählt er. Schließlich seien die Schüler meist stark auf die Unterstützung der Eltern angewiesen. "Andere freuen sich und nehmen die Angebote an." Die Schwierigkeit der Situation sei Funk bewusst.