Die Heimatbund-Vorstände Ulrich Erhard, Hermann Mayer, Carola Schuhmann und Hausverwalter Karl-Friedrich Rothenbusch (v.l.) freuen sich über die Tafel am Neunhellerhaus. Foto: Beckmann
Ladenburg. (skb) Mit zwei weiteren Informationstafeln hat der Heimatbund erneut die Historie geschichtsträchtiger örtlicher Gebäude, nämlich des Neunhellerhauses und der Alten Kochschule, auf den Punkt gebracht. "Mindestens 15" weitere von den Geschichtsbewahrern initiierte und auch finanzierte Tafeln sind nach Schätzung der Vorsitzenden Carola Schuhmann bereits in Ladenburg zu finden, weitere Beschilderungen sind schon in Planung, ganz oben auf der Liste steht der Marktplatz: "Aber es ist gar nicht so einfach, dafür einen geeigneten Platz zu finden."
Das galt auch für die neue Tafel am Neunhellerhaus, die die Heimatbund-Aktiven gerne marktplatzseitig angebracht hätten, doch fügte sie sich optisch besser an der Südseite ein. Es handle sich "um eines der wichtigsten Gebäude in der Altstadt überhaupt", betonte die Heimatbund-Chefin. Entstanden ist es aus zwei im zwölften beziehungsweise 13. Jahrhundert errichteten, getrennt stehenden Steinhäusern. Das südliche Gebäude war ein mehrstöckiger Wohnturm. "Um 1568 wurden die Gebäude mit einem großen Fachwerküberbau im fränkischen Stil und sogenannten Mann-Figuren im Fachwerk zu einer Hofanlage vereint", erfährt der interessierte Leser. "Bauherr war die reiche Patrizierfamilie Neunheller, die seit dem 15. Jahrhundert in Ladenburg Grundbesitz hatte und deren Mitglieder städtische Ämter bekleideten."
Hinsichtlich der Farbgebung der Tafel ist der Heimatbund hier vom bewährten Zementgrau-Beige-Ensemble abgewichen: Schwarz lackiertes und abgeriebenes Aluminium passe besser zu den Rahmen, erklärte Vorstandsmitglied Ulrich Erhardt. Gestaltung und auch Text seien mit den Eigentümern abgesprochen.
Die neue Beschilderung der Alten Kochschule hingegen entspricht farblich dem vielfach Bewährten: Helle Schrift auf zementgrauem Untergrund gibt Aufschluss über die ehemalige Scheune, die im Jahr 1868 zum Schuldienerhaus ausgebaut wurde. Nach dem Ersten Weltkrieg wurden hier Mädchen in hauswirtschaftlichen Fächern unterrichtet, wodurch auch der heute noch geläufige Name entstand, dessen Ursprung manch Zugezogenem oder Besuchern ein Rätsel sein dürfte: "Deshalb war uns dieses Schild wichtig", sagte Schuhmann. Auf einen Hinweis auf die heutige Nutzung als Vereinsheim des Heimatbundes habe man bewusst verzichtet: "Wir versuchen, den Text möglichst auf die wichtigsten Informationen zu reduzieren."
In puncto Material und Ausführung geht Ladenburg andere Wege als viele Gemeinden, in denen vielfach mit Plexiglas gearbeitet wird. Die in der Römerstadt vorherrschende Machart, laut Erhardt "stabil und relativ vandalensicher", habe bereits Berndmark Heukemes angeregt, erklärte Schuhmann. Unter ihrem Vor-Vorgänger im Amt, dem heutigen Ehrenvorsitzenden und Stadtbildpfleger Egon Lackner, waren die ersten Tafeln entstanden: "Mit ihm stimmen wir nach wie vor die Schilder ab", er gebe auch Anregungen und verfasse jeweils die Vorlagen. Gefertigt werden sie in der Kunstgießerei Strassacker in Süßen.
"Wenn’s gut läuft, schaffen wir ein bis zwei im Jahr", führte die Vorsitzende weiter aus, denn die Herstellung sei nicht ganz billig. Rund 700 Euro kostete die Beschilderung des Neunhellerhauses. Die zahlreichen Ideen, die bereits "in der Pipeline" sind, werden also nach und nach realisiert. Und gelegentlich erfordern neue historische Kenntnisse inhaltliche Korrekturen, wie es etwa beim "Chirurgenhaus" am Marktplatz der Fall ist. Laut aktuell dort noch hängender Tafel hat in dem um 1530 erbauten Fachwerkhaus einst Johann Christoph Sauer gelebt, der nach Pennsylvania auswanderte und dort im Jahr 1743 die erste Bibel der Neuen Welt in deutscher Sprache herausgab. Heute weiß man, dass Sauer im Haus Marktplatz 9 geboren wurde, wo der Heimatbund vor sieben Jahren eine dreisprachige Gedenktafel anbringen ließ – mit Texten in Deutsch, Pennsylvania-Deutsch und Englisch.
Die Tafel erklärt, warum die Alte Kochschule so heißt, wie sie heißt. Foto: Beckmann