Wie Philip Heintz Beruf und Training vereint
Die "Fondsbroker AG" in Großsachsen hat mehrere erfolgreiche Sportler unter ihren Mitarbeitern. Dazu gehört auch der Olympiaschwimmer Philip Heintz.

Von Max Rieser
Hirschberg/Heidelberg. Wie geht man als ambitionierter Sportler damit um, dass der Beruf unter dem Training leidet? Und wie geht ein Arbeitgeber damit um, wenn ein Teammitglied wochenlang ausfällt, um sich auf die Olympischen Spiele vorzubereiten? Der Heidelberger Olympiaschwimmer, Student und Mitarbeiter der Fondsbroker AG in Hirschberg-Großsachsen, Philip Heintz, und sein Chef, Vorstandsvorsitzender Thomas P. Sättele, haben festgestellt, das so eine Situation durchaus Synergieeffekte mit sich bringen kann.
Angefangen hat alles, als der 1991 in Mannheim geborene Heintz ungefähr drei Jahre alt war. Seine Eltern segeln gern, und für ein Kleinkind, das nicht schwimmen kann, ist ein Segelboot eine riskante Umgebung. Also lernte er schon früh, sich selbstständig im Wasser zurechtzufinden: "Von da an ging es dann immer weiter", erzählt Heintz. Seinen ersten Wettkampf bestritt er 1999 mit gerade einmal acht Jahren. Der auf Leistung getrimmte Sportler, der außer Trainingseinheiten und Wettkämpfen nichts kennt, war er aber nie: "Ich hatte immer einen normalen Freundeskreis und eine normale Abizeit", sagt der sympathische Schwimmprofi.

Ambitioniert war er trotzdem. Als er 2011, ein Jahr vor den Olympischen Spielen, mit der Nationalmannschaft an einem Trainingscamp in der spanischen Sierra Nevada teilnahm, traf er auf Schwimmgrößen wie den ehemaligen Weltmeister Paul Biedermann oder die mehrfache Olympiasiegerin Britta Steffen: "Da habe ich dann gemerkt, dass ich doch ziemlich schlecht bin", sagt Heintz und lacht.
Das war für ihn der Anstoß zu sagen: "Ich will Profi werden." Dabei konnte er auch von den Tipps der Spitzensportler profitieren, von denen keiner arrogant gewesen sei. Er habe immer das Gefühl gehabt, sie seien froh, ihre Erfahrungen weitergeben zu können. Erst mal kam dann aber das Studium der Geowissenschaften, das er 2012 begann. Da dieses zahlreiche Exkursionen mit festen Terminen beinhaltete, stand das Studium nach einer Zeit immer mehr in Konkurrenz zu EM-, WM- und Olympiawettkämpfen, die sich natürlich ebenfalls nicht verschieben ließen. Ab 2014 entdeckte der dann 23-Jährige sein Interesse für Investments. Er las sich immer tiefer ein und sah sich nach Jobs in der Finanzdienstleistungssparte um: "2017 bin ich dann glücklicherweise bei den Fondsbrokern gelandet", erzählt er.
Auch interessant
Damals, noch ohne Ausbildung in der Branche, war auch der Sport gleich ein Thema im Vorstellungsgespräch mit Sättele. Das Team der Anlageberater hat nämlich einige Sportler wie Handballer, aber auch einen Bundesliga-Kegler in seinen Reihen. Darauf legt Sättele auch Wert: "Man kann zwar nicht immer danach gehen, aber meistens ist es so: Gut im Sport ist gleich gut im Job."

Die Disziplin und Zielstrebigkeit der Sportler würde sich auch im Beruf bezahlt machen: "Wobei wir Handballer natürlich nicht so diszipliniert sind wie ein Olympiaschwimmer", scherzt der Vorstandsvorsitzende, der früher selbst in Leutershausen als Handballer aktiv war. Mit Jörg Kunze arbeitet sogar ein ehemaliger Handball-Nationalspieler bei der Hirschberger Firma. Die Fähigkeiten, Niederlagen wegzustecken und Kritik gut umzusetzen, seien Eigenschaften, die einen Sportler auch beruflich weiterbringen könnten.
Heintz machte auf seinen Chef gleich einen interessierten und bodenständigen Eindruck, was dieser schätzte. Also entschied man sich, ihm eine Chance zu geben: "Wir haben ihn gleich ins kalte Wasser geworfen", sagt Sättele passenderweise. Durch seine schnelle Auffassungsgabe habe er sich rasch im Finanzdschungel zurechtgefunden.
Mittlerweile studiert Heintz zusätzlich zu seinem Job und dem Sport Betriebswirtschaftslehre an der Heidelberger SRH. Für die Möglichkeit, sich während der Arbeitszeiten das Training herausnehmen zu können, ist Philip Heintz dankbar. Als er sich dann durch einen vierten Platz bei der Schwimmweltmeisterschaft in Südkorea 2019 für die Olympischen Spiele vorqualifizierte, kam die Belastungsprobe für den Schwimmer und seinen Arbeitgeber. Das lag nicht so sehr am Training, sondern an der coronabedingten Verschiebung des Wettkampfs: "Dadurch konnten wir die Personalplanung für 2020 vergessen", berichtet Sättele. Denn nach den Spielen sollte Heintz fest ins Team integriert werden, wofür man sich schon Aufgaben und weitere Ausbildungsschritte überlegt hatte.
Trotzdem musste man nicht lang nachdenken: "Für uns war es eine Selbstverständlichkeit, dass er das Jahr dranhängt und seinen Kindheitstraum verwirklicht", so der Fondsbroker-Gründer. Trotzdem sei es schwierig gewesen, denn die Pandemie habe auch in der Firma durch schwächelnde Aktienmärkte und enorme Kurskorrekturen den Stress hochgetrieben: "Da haben wir natürlich eigentlich alle im Haus gebraucht." Irgendwie hätten sie es aber trotzdem geschafft und könnten auf ein erfolgreiches 2020 zurückblicken.
Auch für den Profi war es nicht leicht. Durch die Unterstützung seines Arbeitgebers und seines Trainers, der ihm zuerst eine vierwöchige Pause verordnet hatte, sieht er es aber nicht als verschwendetes, sondern als "geschenktes Jahr". Jetzt ist Philip Heintz, wie schon 2011, beim Höhentraining in der Sierra Nevada. Das Schwierigste sei für ihn das frühe Aufstehen: Morgens um 5.45 Uhr mit dem Training zu beginnen, kann schon manchmal hart sein.
Sobald er im Wasser ist, sei die Müdigkeit aber verflogen. Am meisten Freude macht ihm nach wie vor das Schwimmen an sich. Ein Ansporn sei aber auch das Gefühl vor dem Wettkampf: "Der Druck davor, wenn man weiß, jetzt geht’s um alles, das macht viel Spaß." Diesen Druck kann Heintz noch einmal bei einem "normalen" Wettkampf in Rom Ende Juni erleben. Danach geht es nach Tokio, wo er am 28. Juli bei seinem ersten Olympiawettkampf an den Start geht. Er schiele natürlich aufs Treppchen, die Dichte auf seiner Strecke sei aber hoch. Deshalb sei sein Ziel: Finale und ein fehlerfreies Rennen.
Danach freue er sich darauf, ein neues Themengebiet bei der Fondsbroker AG anzugehen und sich dort mit ebenso viel Leidenschaft und Ausdauer zu engagieren.



