Petra Mayer (39) hat zu den kommunalpolitischen Themen eine klare Meinung. Ein Bürgerhaus braucht die Gemeinde aus ihrer Sicht nicht. Dafür aber eine Ortsumgehung. Foto: Dorn
Von Annette Steininger
Hirschberg-Großsachsen. Seit Oktober führt Petra Mayer die gut 60 Mitglieder starke CDU Hirschberg. Dabei stammt die 39-Jährige eigentlich aus einer vollkommen unpolitischen Familie, kam aber durch ihre Beziehung und Heirat mit Christian Mayer in ein viel politischeres Umfeld. "Bei uns daheim war das früher kein großes Thema", erinnert sich Mayer im Gespräch mit der RNZ an ihre Kindheit und Jugend in Gorxheimertal.
Als sie aber "mit zarten 18 Jahren" nach Großsachsen kam, lernte sie es bei der Familie Mayer ganz anders kennen. Zahlreiche Angehörige waren entweder CDU-nah oder sogar Mitglied. Wie ihr heutiger Mann Christian, der bereits zweimal für den Gemeinderat kandidiert hat. Sie selbst trat erst im vergangenen Jahr der CDU bei. Schon vorher war Petra Mayer oft bei Parteiveranstaltungen, half gerne mit, unterstützte beim Bürgermeisterwahlkampf 2019 auch CDU-Kandidat Christian Würz.
Als sie sich dann entschloss, Mitglied zu werden, empfing sie die damalige Vorsitzende Uschi Pschowski mit offenen Armen: "Das wurde jetzt aber auch mal Zeit." Und für Mayer war es letztlich "ein logischer Schritt". An der CDU schätzt sie Werte wie ein Miteinander oder Respekt vor Älteren, was sie auch ihrem Sohn (15) und ihrer Tochter (16) vermittelt. Als einige Mitglieder sie schließlich fragten, ob sie sich denn vorstellen könne, auch Vorsitzende zu werden, dachte sie bei sich: "Das kann ich." Und wurde auch prompt gewählt.
Als CDU-Vorsitzende ist sie mit den kommunalpolitischen Themen befasst. Auch mit der Gewerbegebietserweiterung. "Ich finde den Bürgerentscheid vollkommen in Ordnung. Bürger werden sowieso viel zu wenig gefragt." Aber auch ihre Haltung zur Erweiterung ist eindeutig: "Es gibt in Hirschberg so viele Wünsche, so viel Luxus und so viel Infrastruktur, die Hirschberg auch lebenswert macht. Aber das Geld dafür fällt ja nicht einfach vom Himmel." Insofern könne die Erweiterung ein gutes Mittel sein, um mehr Einnahmen zu generieren. Dafür sei nicht nur die CDU im Kommunalwahlkampf eingetreten, "aber manch anderer hat das wohl vergessen..." Mayer ist wichtig, dass – egal wie der Bürgerentscheid ausgeht – die jeweilige Seite das Ergebnis akzeptiert.
Der Wahlkampf hierfür wie auch für die Landtagswahl, die am gleichen Tag stattfindet, wird wegen der Corona-Pandemie nicht einfach. Vieles laufe jetzt schon online, aber damit könne man ja die ältere Generation nicht erreichen – "und die gehört ja auch dazu", betont Mayer. Sich in der heutigen Zeit vor Edeka-Märkte stellen und Menschen ansprechen, kann sie sich aktuell nicht vorstellen. "Wir müssen abwarten, ob wir vielleicht von Haus zu Haus gehen können", sagt die Vorsitzende. Sicher sei schon jetzt, dass man auch soziale Netzwerke wie Facebook nutzen werde. Schon bei ihrer Antrittsrede hatte Petra Mayer angekündigt, den Social-Media-Bereich stärker ausbauen zu wollen.
Auch zu einer möglichen dritten Halle hat sie sich schon eine klare Meinung gebildet: "Ich halte es für überzogen, auf der grünen Wiese eine große Halle neu zu bauen." Das sei finanziell aktuell einfach nicht machbar; da müsse man realistisch bleiben. "Ich bin eben ehrlich und sage, was ich denke", betont Mayer. Sie hält es für sinnvoller, über die günstigste und einfachste Lösung zu reden: nämlich einen Anbau an die Sachsenhalle. Klar ist für Mayer, die mit ihrer Familie Mitglied beim Turnverein "Germania" (TVG) Großsachsen ist: "Die bestehenden Hallen müssen saniert werden."
Ein Bürgerhaus, wie es der Wunsch von einigen Vereinen ist, braucht man aus ihrer Sicht nicht. In der CDU-Fraktionssitzung sei das Thema kontrovers diskutiert worden. Petra Mayer findet: "Wir haben doch die Alte Turnhalle in Großsachsen." Und die sei nun wirklich nicht 365 Tage im Jahr gebucht. Das wisse sie von ihrer Aktivität in der MGV-Theatergruppe. "Wir hatten immer mehrere Termine dort zur Auswahl." In naher Zukunft seien solche Großprojekte sowieso unrealistisch. "Wir müssen doch erst einmal abwarten, was Corona mit der Gemeinde macht", so die 39-Jährige.
Ihr ist bewusst, dass eine Ortsumgehung ebenfalls wohl nicht zeitnah realisierbar ist, aber auch dazu hat Petra Mayer eine klare Meinung: "Ich bin ein großer Verfechter der Ortsumgehung." Zwar lebt sie mit ihrer Familie in zweiter Reihe zur verkehrsbelasteten Landstraße hin. "Aber das scheppert manchmal so, als würde der Lastwagen direkt durchs Wohnzimmer fahren."
Sie ist von der Ortsumgehung überzeugt, auch wenn ihre Familie in der Landwirtschaft arbeitet. "Man muss doch an das Wohl der Bürger denken, die hier wohnen." Mayer freut sich, dass jetzt wieder Bewegung in die Sache kommt – auch durch das von vier Gemeinderatsfraktionen angestoßene Gespräch, das die Gemeinde mit dem Regierungspräsidium führen soll, um eventuelle Fördermöglichkeiten auszuloten. "Die CDU bleibt da dran", verspricht Mayer.
Wenn sie sich gerade nicht mit den politischen Themen in der Gemeinde befasst, dann ist sie in der Betreuung an der Martin-Stöhr-Schule tätig und arbeitet im landwirtschaftlichen Betrieb ihres Mannes mit. Bis zur Geburt ihrer Kinder arbeitete sie als Krankenschwester, wuchs dann aber immer mehr in die Landwirtschaft hinein. Mittlerweile kümmert sie sich dort um die Buchhaltung und die Bürokratie, die einen immer größeren Raum einnehme. Und sie hilft auch mit bei der Bewirtschaftung. Gerade als es in dieser Saison mit Erntehelfern Corona-bedingt personell knapp zuging. "Mittlerweile kann ich eigentlich alles außer Traktorfahren", meint Mayer schmunzelnd.
Die Mayers bauen Äpfel, Zwetschgen und Trauben an. Erstere beiden liefern die Mayers größtenteils bei der Obst- und Gemüse-Absatzgenossenschaft in Bruchsal ab. Die Trauben für den Weinbau gehen an die Winzergenossenschaft Hemsbach. Zwar gibt es den Obstladen von Mayers nicht mehr, aber ein kleiner Apfel- und Schnaps- sowie Wildverkauf wird noch betrieben. Petra Mayers Mann ist einer der Großsachsener Jagdpächter und schießt Wild selbst. Sie geht gern mit ihm auf die Jagd; schon ihr leiblicher Vater war Jäger. Sie weiß, dass es auch kritische Stimmen dazu gibt. Aber Jagd sei "nicht einfach nur ein Tier tot schießen". So würden die Jagdpächter beispielsweise auch vor dem Mähen von Landwirten hinzugerufen, um Rehkitze zu suchen und sie in Sicherheit zu bringen. Oder bei Wildunfällen seien sie im Einsatz. Und nicht zuletzt würde es sich bei dem Erjagten um "gesundes Fleisch" handeln. Ein weiteres Hobby von ihr ist Reiten. Und das Theaterspielen beim MGV "Sängerbund". "Wir sind eine tolle Truppe; es macht richtig viel Spaß." Was ihr auch gut gefällt, ist die große Altersspannbreite von 14 bis über 80 Jahre.
In der CDU Hirschberg wiederum, so schätzt es Mayer, sind 70 Prozent über 60. Daher ist es eines ihrer Ziele, mehr junge Menschen für die Partei zu begeistern. "Wer Fragen hat, kann mich jederzeit ansprechen", versichert die Vorsitzende.