Durch Fotosynthese binden Pflanzen CO2. Für Arnulf Tröscher sind die guten Böden an der Bergstraße und auch beim Rotthof ein Grund mehr, den Gewerbepark nicht zu erweitern. Foto: Kreutzer
Hirschberg. (krs/zg) Die Diskussion um die geplante Erweiterung des Hirschberger Gewerbeparks geht weiter. Nachdem beide BdS-Ortsverbände und die örtliche FDP Kritik am Bürgerbegehren gegen die Erweiterung des Gewerbeparks geäußert haben, meldet sich nun Initiator Arnulf Tröscher zu Wort. In einer Mitteilung geht er auf die Bodengegebenheiten der betroffenen Ackerfläche ein.
Laut Tröscher ist der Boden vor Ort von "sehr hoher Qualität", das habe er recherchiert. Demnach habe der Rotthof, unterhalb der geplanten Erweiterung an der Leutershausener Straße gelegen, ursprünglich 90 Hektar Land umfasst. "Hier könnte fast alles gedeihen, was man sich vorstellen kann", ist Tröscher überzeugt. "Der Gewannname ,Rott’ deutet daraufhin, dass hier Holz verrottete oder/und gerodet wurde", führt der Initiator des Bürgerbegehrens aus. Diese Fläche in fruchtbare Äcker umzuwandeln, muss seiner Ansicht nach mit erheblicher Arbeit verbunden gewesen sein. "Eigentlich Grund genug, mit diesem Boden sorgsam umzugehen", meint er.
Tröscher verweist auf die organische Bewirtschaftung des Rotthofs als Bioland-Betrieb. "Im organischen Landbau wird peinlich darauf geachtet, dass die Ackerkrume immer bedeckt ist", sagt Tröscher. Demnach wachse die meiste Zeit des Jahres etwas auf den Rotthof-Äckern. Tröscher betont den Nutzen, der aus so einer Bewirtschaftung für die Umwelt entsteht. Dabei verweist er darauf, dass Pflanzen durch Fotosynthese CO2 binden und zu verschiedenen Zuckern, Zellwänden und Fasern aufbauen. Den Prozess erläutert er am Beispiel von Weizen, dessen oberirdischer Teil geerntet wird. "Das Korn wird in die Mühle gefahren und nach Bedarf gemahlen. Erst wenn das Korn vom Menschen verdaut und verstoffwechselt wird, entsteht daraus wieder klimarelevantes CO2", argumentiert Tröscher. Außerdem werde Stroh geerntet, das bei Erdbeerbauern und Pferdehöfen in der Region gefragt sei.
Einen Vorteil fürs Klima sieht Tröscher aber auch in Stroh, das nicht geerntet wird, sondern vom Mähdrescher gehäckselt und anschließend in den Oberboden eingearbeitet wird. "Fällt dann auch noch irgendwann Regen, beginnen Stroh und Wurzeln zu verrotten", sagt Tröscher. Pilze, Bakterien, Einzeller und Kleinstlebewesen würden das Material dann teilverdauen. Bei der Zerstörung der Pflanzenzellwände werde Zucker frei, der den Lebewesen als Energiequelle diene.
"Das rottende Stroh wird aber auch von Regenwürmern in ihre Röhren gezogen, wo die Würmer die Verrottung besser kontrollieren können", sagt Tröscher. Nach einer Weile würden die Würmer das Stroh zusammen mit den anhaftenden Pilzen und Bakterien als Nahrungsgrundlage nutzen. Mit den Ausscheidungen entstünden wertvolle Komplexe aus Humus und Tonmineralien. "In dieser Form ist Humus stabilisiert und wird nicht leicht abgebaut, das heißt, es wird nicht zu CO2 veratmet", sagt Tröscher. So lasse sich auf den Böden des Rotthofs langfristig CO2 binden und der Atmosphäre entziehen, ist der Initiator des Bürgerbegehrens überzeugt. Er merkt aber auch an, dass dies bei entsprechender Bewirtschaftung mit jedem Boden funktioniere. Eine Sättigungsgrenze setze das Ausgangsmaterial des Bodens und das Klima.
Laut Tröscher sind die Böden der Bergstraße gut geeignet, um große Mengen von CO2 zu binden. "In dieser Form mit Humus angereichert erbringen die Böden maximale sozioökonomische Leistungen: Reinigung von Luft und Wasser, Speicherung von Pflanzennährstoffen und pflanzenverfügbarem Wasser. Das ist die Produktionsgrundlage für unsere Nahrungsmittel", legt Tröscher dar. Das funktioniere schon seit Millionen Jahren. Und an solchen Orten seien bevorzugt Siedlungsgebiete entstanden. In Hirschberg seien bereits 38 Prozent der nicht bewaldeten Fläche Sieldungs- und Verkehrsfläche geworden. Tröscher schließt seine Mitteilung mit einem Zitat von Gerhard Bronner vom Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg, in dem dieser anmerkt, dass die letzten beiden Generationen mehr Land versiegelt hätten als die vorangegangenen 80 Generationen.