Die panische Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, zu überwinden und sich dem Wasser anzuvertrauen - diesen "Befreiungsschlag" will der Film von Regisseurin Susanne Kim vermitteln und den Anstoß geben, sich auch im Alter noch mutig in etwas Neues hineinfallen zu lassen. Foto: Kreutzer
Von Anja Stepic
Hirschberg-Leutershausen. "Nicht nur die Jugend, auch das Alter braucht Träume": Für Manfred, Monika, Karen, Erika, Eun-Sook, Sigrid und Cevat ist es der Traum, im fortgeschrittenen Alter noch schwimmen zu lernen. Aus verschiedenen Gründen haben sie das in ihrem Leben versäumt oder sind wegen traumatischer Erlebnisse nie wieder ins Wasser gegangen.
Die Hintergründe, jetzt im Alter noch diesen mutigen Schritt zu wagen, sind so unterschiedlich wie ihre Lebensgeschichten. Jetzt haben sie sich zusammengefunden, um in zwölf Tagen schwimmen zu lernen.
"Es war klar, dass am Ende nicht alle das Seepferdchen haben würden", sagt Regisseurin Susanne Kim. Ihr Dokumentarfilm "Trockenschwimmen" machte am Sonntag im Olympia-Kino den Auftakt zum "8. Europäischen Filmfestival der Generationen", an dem sich Kino und Gemeinde in diesem Jahr mit zwei Filmen beteiligen. Ziel des Festivals ist es, Alt und Jung mit "Filmen über das Älterwerden" ins Gespräch zu bringen. Beim angeregten Publikumsgespräch im Anschluss an den Film erzählte Regisseurin Kim von den Hintergründen ihres Films. "Schwimmen lernen heißt Leben lernen", so lautet der Untertitel.
Und so steht das Schwimmen auch nur als Metapher für all die Situationen, in denen es heißt, sich der Angst zu stellen und zu lernen, sich "freizuschwimmen". Sicher kennt jeder Mensch Momente, in denen er ins kalte Wasser gesprungen ist, und dabei vielleicht beinahe untergegangen ist.
Die panische Angst, den Boden unter den Füßen zu verlieren, zu überwinden und sich dem Wasser anzuvertrauen, sich fallen zu lassen und zu spüren, wie es einen trägt - diesen "Befreiungsschlag" will der Film vermitteln und den Anstoß geben, sich auch im Alter noch mutig in etwas Neues hineinfallen zu lassen.
"Ich war beeindruckt von dem Mut dieser Menschen", erzählt die Regisseurin. "Und ich hatte nicht das Gefühl, dass das Alter am Ende überhaupt ein Thema war." Vielmehr seien alle im Wasser wieder zu Kindern geworden. Der Körper mag altern, aber bleibt man im Inneren nicht immer dieselbe Person?
"Learn to swim before you die" (Lerne schwimmen, bevor Du stirbst) - eine Botschaft mit Symbolcharakter - ist das, was von dem Film nachwirkt. Und da ist das Leuchten in den Augen der Protagonisten, wenn sie sagen: "Ich habe mich etwas getraut, wovon ich immer geräumt habe."
Rund 20 Prozent der Bevölkerung können nicht schwimmen. Das betrifft auch immer mehr Kinder. "Den Schulen fehlen die Lehrer mit einer Rettungsschwimmer-Ausbildung", sagt eine Vertreterin der "Interessengemeinschaft zur Erhaltung des Waldschwimmbades Schriesheim" (IEWS), die ebenfalls im Kino zu Gast ist. Als symbolischen Mutmacher hat sie eine Jahreskarte fürs Waldschwimmbad dabei, die unter den Kinogästen verlost wird. Und damit niemand leer ausgeht, bekommen alle am Ende eine Freikarte für einen einmaligen Schwimmbadbesuch.
Info: Weiter geht es am Mittwoch um 15 Uhr mit dem zweiten Beitrag zum Filmfestival der Generationen. Gezeigt wird der Film "Die Herbstzeitlosen". Zu Gast im Kino ist dann Klaus Reinhard, Studiendirektor a.D. und Lehrer für die Nachwuchsspieler der TSG 1899 Hoffenheim. Vor dem Film servieren die Damen des MGV "Sän-gerbundes" Kaffee und Kuchen.