Schulleiterin Renate Wacker hat nur noch neun Monate bis zur Pensionierung und hätte ihrem Nachfolger eigentlich gern ein auch räumlich funktionierendes Gebäude hinterlassen. Foto: Pilz
Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. "Richtig lüften während der Pandemie." Die Deutsche Gesetzliche Unfallversicherung hat dazu Ende September eine eigene Abhandlung verfasst. Was aber, wenn eine Stoßlüftung bei weit geöffneten Fenstern nicht funktioniert, so wie in der Pestalozzi-Schule in Edingen? "Wir können die Räume nicht richtig lüften, weil wir die Fenster nicht richtig öffnen können. Oder nur unter Gefahr", sagt Schulleiterin Renate Wacker. Querlüften sei nicht möglich, dafür seien die Räume nicht ausgelegt.
Die Sanierung des Verwaltungstrakts der Schule sollte als zweiter Bauabschnitt in diesem Jahr beginnen, doch das verzögert sich. Der Neubau der Kita "Neckar-Krotten" hängt daran: Erst nach seiner Fertigstellung zieht die Einrichtung um und macht die Holzmodule auf dem Außengelände der Schule frei, die dann von der Schule übergangsweise belegt werden. "Wir haben hier einige Monate verloren – unter anderem, weil wir Ausschreibungen aufheben mussten", sagt Bürgermeister Simon Michler.
Die RNZ hat sich bei der Schulleiterin und Elternbeiratsvorsitzender Anja Kauschke nach der aktuellen Lage erkundigt. Zu diesem Zeitpunkt war eine Klasse wegen eines Krankheitsfalls bis Mittwoch, 2. Dezember, in Quarantäne. "Die Nerven liegen auch im Kollegium in Corona-Zeiten blanker, und wenn Räume nicht funktionstüchtig sind, das nervt einfach", sagt Wacker. Und dabei habe die Schule noch Glück wegen ihrer jahrgangsgemischten Klassen: "Da können wir Räume teilen, und wir müssen das auch." Sie selbst hat nur noch neun Monate bis zur Pensionierung und hätte ihrem Nachfolger oder ihrer Nachfolgerin gerne ein auch räumlich funktionierendes Gebäude hinterlassen. "Es geht nicht vorwärts", meint sie und gibt offen zu: "Es macht mich einfach müde."
Sie sagt auch, die Verwaltung müsste das Thema im Gemeinderat präsenter machen. Das Land fördert inzwischen nicht nur Neubauten von Schulen, sondern auch Sanierungen. Dafür braucht es indes ein Raumkonzept. Nun könne man dem Regierungspräsidium zwar diese Informationen schicken, aber dann müsste man auch telefonisch mehr Druck aufbauen, findet die Schulleiterin. Mit CDU-Gemeinderat Bernd Grabinger habe die Schule einen großen Fürsprecher verloren, schildert sie. Lukas Schöfer trete in seine Fußstapfen, sage aber auch, wenn schon Umbau, dann gleich mit einer Mensa. "Und er hat recht", meint Wacker. Dadurch ließen sich die bisherigen zwei Standorte der Mittagsverpflegung zusammenführen – dafür müssten der Verwaltungstrakt verlängert und der Unterbau geschlossen werden.
Die Schule erhielte dadurch eine größere Einheit, die auch für die Ganztagsbetreuung und die Arbeitsgemeinschaften nutzbar wäre. "Dort ließe sich dann auch eine Mensa integrieren", sagt Wacker. "Wenn es Gelder gibt und die versprochen werden, dann muss man das gleich beantragen – es gab auch für Mensen eine Förderung", sagt sie weiter. Alle Planungen seien unter Altbürgermeister Roland Marsch bereits fertig gewesen: "Das Ganze könnte längst stehen." Tatsächlich hatte der Kinder-, Jugend- und Schulausschuss im Juli 2017 bereits eingesehen, dass die Sanierung wohl dringender ist, als zunächst angenommen. Damals hatten sich gerade große Betonbrocken von der Fassade gelöst.
Elternbeiratsvorsitzende Anja Kauschke (li.) und Schulleiterin Renate Wacker sprachen mit der RNZ über die aktuelle Situation an der Pestalozzi-Schule in Edingen. Foto: PilzElternbeiratsvorsitzende Anja Kauschke meint, gerade jetzt verdeutliche die Corona-Situation noch einmal mehr, "dass es unfassbar dringend ist, etwas zu tun." Vor zwei Wochen habe sie bei der Verwaltung wegen Luftfiltern nachgefragt. "Dort hat man sich auf Verordnungen berufen und abgelehnt." Auch im Hort gebe es Probleme beim Durchlüften. "CO2-Geräte sind nicht so teurer", meint Kauschke. Luftfilter seien wichtig, sie verstehe nicht, weshalb die Gemeinde hier nicht mehr investiere. "Es heißt, der Gemeinderat hätte sich gegen Luftfilter entschieden – aber die Schulleitung selbst wurde gar nicht gehört", kritisiert die Elternbeiratsvorsitzende. Sie schätzt, dass es gut 20 Geräte brauche: "Ein gutes kostet rund 4000 Euro." UV-Lampen wären eine weitere Option als Schutzmaßnahme, sagt Kauschke. Auf die Frage, ob der Förderverein nicht einspringen könne, winkt Wacker ab. Weil der im Freien geplante Schulkind-Flohmarkt trotz Hygienekonzept nicht stattfinden konnte, habe der Förderverein keine Einnahmen mehr.
Kauschke und Wacker fassen zusammen, was der Schule jetzt helfen würde, weil die Sanierung dieses Jahr ohnehin nicht mehr startet: Lüftungsgeräte und mehr Zug in der Sache. Auch der Zustand der Toiletten sei schlimm: "Wir haben zwei Waschbecken für die Mädchen und zwei für die Jungs." Bei 282 Schülern, Tendenz steigend, ist das wenig.