Das sehen die Beamten gar nicht gerne: Wer das Haus verlässt, ohne die Fenster zu schließen, bietet Einbrechern gute Gelegenheiten. Foto: Sturm
Von Axel Sturm
Ladenburg. Revierleiter Peter Oechsler war beim Stadtempfang am Antoniustag ein gefragter Ansprechpartner. Vor allem ältere Bürger fragten den Chef der Ladenburger Polizei mehrfach, warum in der Stadt derzeit so häufig eingebrochen wird. Doch auch als sich Oechsler, der das Revier seit knapp zwei Jahren leitet, beim neu gewählten Jugendgemeinderat vorstellte, war die erste Frage: "Können wir in Ladenburg noch sicher leben?" Sicher könne man das, so Oechsler. Aber auch ihm bereitet die gestiegene Zahl der Einbruchsdelikte Sorgen.
Dennis Häfner, Pressesprecher des Polizeipräsidiums Mannheim, belegt die Sicherheitsbedenken mit Zahlen. Seit Anfang Oktober wurde die Polizei in Ladenburg zu 20 Wohnungseinbrüchen gerufen. In diesem Jahr brachen die Täter bereits acht Wohnungen im Stadtgebiet auf, zuletzt am Samstag.
Dabei sind die Zahlen für Wohnungseinbrüche im Zuständigkeitsbereich des Präsidiums rückläufig. 2016 wurden rund 1500 Einbrüche registriert, 2018 waren es 837. Der beachtliche Rückgang und die erhöhte Aufklärungsrate beruhigen die Ladenburger aber nicht wirklich.
Darauf haben die Verantwortlichen reagiert. Oechsler ist froh, dass seine personellen Zusatzanforderungen ernst genommen werden. Vier mal pro Woche finden Sonderstreifengänge durch die Wohngebiete statt. Bis zu zehn Bereitschaftspolizisten unterstützen derzeit die 70-köpfige Stammmannschaft in Ladenburg. Die hohe Präsenz komme gut an, meinen Kommissar Michael Bittner und Polizeihauptkommissar Martin Jost, die in Ladenburg für Präventionsaufgaben zuständig sind.
Sie waren auch am Sondereinsatz am Freitagnachmittag beteiligt, als eine Fahrzeugsverkehrskontrolle und ein Präventionsrundgang durch das Wohngebiet westlich der Bahnlinie anstanden. Die RNZ war bei der Aktion mit dabei.
Ladenburg sei eine "attraktive Gemeinde" für Langfinger, weil es strategisch günstig liege, sagen die beiden Polizisten: nah an der A5 und an den Öffentlichen Nahverkehr angeschlossen. Neue Wohngebiete seien für die Einbrecher besonders interessant. Oft gibt es hier nämlich noch keine gewachsene Nachbarschaftsstruktur, und das nutzen die Kriminellen aus. "Nachbarn passen auf" heißt deshalb die aktuelle Kampagne, für die auch Bittner und Jost werben. An einem Wohnhaus in der Daimlerstraße zeigen die Beamten, wie einfach es den Dieben oft gemacht wird. Im Erdgeschoss sind die Fenster nur gekippt. "Wenn es ein Spezialist darauf anlegt, ist er ganz schnell in der Wohnung", meint Jost, der die Hausbewohner auf ihr Fehlverhalten aufmerksam machen wollte. Trotz mehrfachem Klingeln in allen vier Wohnungen öffnet niemand. Auch in der Nachbarschaft rührt sich nichts.
Die beiden Präventionsspezialisten sind manchmal entsetzt, wie leichtsinnig manche Hausbewohner sind. "Die Haustür sollte immer verschlossen sein - den Schlüssel bitte zweimal rumdrehen", appelliert Bittner, der weiß, welche Auswirkungen ein Einbruch auf die Bewohner haben kann. Das Gefühl des Unwohlseins lasse die meisten Opfer danach nie mehr los.
Zurück zur Kreuzung Benzstraße/Boveristraße, wo am Freitagnachmittag die Fahrzeugkontrollen stattfinden. Eine freundliche Polizistin fragt nach den Fahrzeugpapieren und lässt den Kofferraum öffnen. Laut Statistik schlagen die Einbrecher meist am helllichten Tag zu. Die Täter könnten ihr Umfeld am Tag besser einschätzen - wenn sie gestört werden, können sie schnell verschwinden. In der Nacht wüssten die Täter nicht, was alles auf sie zukommen kann, sagt Bittner. Er ist Ladenburger und kennt sich hier bestens aus.
Die Heidelberger Kriminalpolizei hat jüngst eine Ermittlungsgruppe ins Leben gerufen, die sich ausschließlich um Wohnungseinbrüche kümmert. Das Täterfeld sei vielschichtig. Beschaffungskriminalität von Einzeltätern wird ebenso bearbeitet wie Bandenkriminalität, bei der es besonders schwer ist, die Hintermänner zu ermitteln.
Revierleiter Oechsler sichert beim Abschlussgespräch zu, dass alle Beamten hoch motiviert sind. Man werde "intensiv Präsenz zeigen" und weiterhin Zusatzpersonal anfordern, um in den Wohngebieten auf Streife zu gehen und dem Problem Herr zu werden. Auch er bittet die Einwohner darum, in der Nachbarschaft aufeinander aufzupassen.
Wer Verdächtiges beobachte, solle beim Polizeirevier anrufen. Natürlich solle man niemanden unter Generalverdacht stellen - aber lieber ein Anruf zu viel als einer zu wenig, waren sich die beteiligten Polizisten beim Sondereinsatz am Freitagnachmittag einig.
Info: Tipps und Beratungsangebote zur Prävention gibt es auch bei der Kriminalpolizeilichen Beratungsstelle in Heidelberg und Mannheim. Weitere Informationen dazu im Internet unter www.k-einbruch.de