Das Mittelgewann in Edingen. Foto: sti
Edingen-Neckarhausen. (mwg) Sie applaudieren wieder. Eine Aussage, die in anderen Kommunen vielleicht kein großes Aufsehen erregen würde. In Edingen-Neckarhausen aber ist das ein bisschen anders. Applaus spielte bei den Unterstützern der Bürgerinitiative "Mittelgewann" (BI) im vergangenen und vorvergangenen Jahr eine zentrale Rolle, wenn es im Gemeinderat um das mittlerweile abgeschmetterte Neubaugebiet ging. Wer der Meinung der Bebauungskritiker war, wurde bejubelt. Alle anderen wurden ausgebuht.
Erstmals seit dem Bürgerentscheid im März 2017 wurde am Mittwochabend wieder applaudiert, als Enzio Ermarth, einer der Initiatoren der BI, bei der Bürgerinformation zum Vorentwurf des Flächennutzungsplans erneut auf das Mittelgewann zu sprechen kam. Denn die Fläche ist weiterhin als mögliches Baugebiet ausgewiesen, obwohl ein Bebauungsplan dafür mit großer Mehrheit der Bürger abgelehnt wurde. Eine Tatsache, die Ermarth ganz und gar nicht gefiel. "Gerade weil Sie gesagt haben, Sie bauen nur auf Beschlüsse der Gemeinde", sagte er zu Bürgermeister Simon Michler und Martin Müller, dem Geschäftsführer des Nachbarschaftsverbands Heidelberg-Mannheim.
Ist also alles beim Alten geblieben in der Diskussion ums Mittelgewann? Darf gejubelt und gebuht werden, gerade wie es der eigenen Meinung passt? Und entscheiden Verwaltung und Behörden weiterhin auch gegen den Willen der Bürger? Wer den Diskussionsteil verfolgte, kam zu einem anderen Schluss.
Er war lange Zeit der Buhmann der Gemeinde. Bürgermeister Simon Michler musste sich in der monatelangen Diskussion um das Mittelgewann als Anfänger beschimpfen lassen, er wurde der Lüge bezichtigt. Nie hatte er es geschafft, die teils langatmigen, öffentlichen Anschuldigungen abzuwürgen. Gestern zeigte er, dass er klüger geworden ist. "Wir müssen schauen, dass die Diskussion nicht in die falsche Richtung fortgeführt wird", entgegnete er Ermarth, "der Bürger hat gegen den Bebauungsplan entschieden, nicht gegen den Flächennutzungsplan." Erstmals im Zusammenhang mit dem Mittelgewann gab es Applaus für Michler. Und Ermarth schwieg.
Aber nur, um sich wenig später wieder zu melden. Hätte sich die Fragestellung im Bürgerentscheid auf den Flächennutzungsplan bezogen und nicht auf den Bebauungsplan, wäre das Ergebnis dasselbe gewesen, sagte Ermarth. Diesmal applaudierte niemand. Vielleicht, weil sich die Bebauungsgegner erinnerten, dass es ganz so einfach doch nicht war. Denn die BI lehnte zwar stets eine großflächige Bebauung ab. Bis zuletzt hätte sie sich aber mit einem kleineren Neubaugebiet anfreunden können, hieß es immer.
Auch Michler vorzuwerfen, er entscheide über die Köpfe der Bürger hinweg, verliert irgendwann seinen Reiz. "Zum Mittelgewann habe ich noch keine abschließende Meinung", hatte der Bürgermeister vor der Diskussion noch gesagt, "der Bürgerentscheid sollte sich im Flächennutzungsplan wiederfinden. Nehmen wir es also ganz raus? Oder nur einen Teil?". Haben die Gegner das zur Kenntnis gekommen?
Es ist an der Zeit, dass die Kritiker des Mittelgewanns das machen, was sie so vehement von den anderen fordern: Zuhören. Sonst grüßt das Mittelgewann noch ewig.