Der neue Vorstand der Schützengesellschaft „Tell“ um Vorsitzenden Stefan Wetzel (hintere Reihe, l.). Erstmals seit Langem gibt es mit Andreia Pinto (vorne, M.) und Tobias Gutfleisch (hinten, 2.v.l.) wieder einen Ersten und Zweiten Schießleiter. Foto: Hofmann
Von Joachim Hofmann
Edingen-Neckarhausen. "Das ist seit Jahren mal wieder ein Rekord", freute sich Oberschützenmeister (OSM) Stefan Wetzel jetzt über die Beteiligung von 34 Mitgliedern an der Jahreshauptversammlung der Schützengesellschaft "Tell" Edingen. Tatsächlich war die Kantine des Schützenhauses bis auf den letzten Platz gefüllt. Das schien aber auch schon das einzig Erfreuliche gewesen zu sein. Zwei Kernprobleme des Vereins sprach Wetzel an. Zum einen sei es schwierig, Leute für den Vorstand zu finden, zum anderen gebe es zu wenig Helfer bei Vereinsveranstaltungen.
Vor allem Letzteres führt nun dazu, dass es in diesem Jahr keinen Schützenball geben wird. Auch am 1. Mai und an der Kerwe beteiligen sich die Schützen nicht. Veranstaltungen seien ohne Helfer nicht machbar, der Verein sei aber auf die Einnahmen angewiesen. Die Ortsmeisterschaften für jedermann dagegen sollen stattfinden. Für die Schützen-Hoheiten, die normalerweise beim Ball proklamiert werden, soll es einen Ehrungsabend geben.
"Es stellt sich die Frage, ob die Mitglieder weiter Interesse daran haben, dass der Verein besteht", so Wetzels bittere Bilanz. Das Damentraining sei bereits entfallen – das bleibe auch so. Und eigentlich erschienen auch zu wenig Mitglieder zum Training am Freitag. "Wir sind nahe daran, über die Auflösung nachzudenken. Ich lasse das jetzt mal offen."
Würde sich die Edinger Schützengesellschaft tatsächlich auflösen, wäre das schade. Denn sportlich steht der Verein gut da. Zudem hatten die Mitglieder erst vor etwas mehr als zehn Jahren ihr Schützenhaus aufwendig saniert und erweitert, im Obergeschoss wurde eine moderne Schießanlage eingebaut. Die Arbeiten kosteten insgesamt 250.000 Euro, zwar kamen Zuschüsse von Land und Kreis, die Schützen mussten aber auch ans Sparbuch ran.
Keiner wolle die Auflösung, sonst wären heute nicht so viele da, bemerkte Hannelore Habich. Sie regte an, über eine Fusion mit den Neckarhäuser Schützen nachzudenken. "Das hieße, aus zwei kranken Vereinen einen gesunden machen", zitierte Wetzel aus einem Gespräch mit seinem Neckarhäuser Kollegen Eberhard Netzer. So weit allerdings wollte Mitglied Axel Schröder nicht gehen. "Erst mal Ordnung reinbringen und die Vorstandschaft unterstützen", lautete sein Appell. Es seien eben seit Jahren immer die Gleichen, die die Arbeit machten, konstatierte ein anderer. Spontan erklärte sich Sabine Herrwerth vom Leitungsteam des Bunds der Selbstständigen (BDS) bereit, die Schützen mit zwei Helfern bei den Veranstaltungen unterstützen zu wollen. Dies auch wegen der guten Zusammenarbeit bei BDS-Veranstaltungen. "Es gibt Lösungen, davon bin ich überzeugt", machte Ex-Vorstand Arnfried Zahner den Schützen Mut.
Die Veranstaltungen im vergangenen Jahr wie Schützenball oder Heringsessen seien wie die Beteiligung an der Kerwe gut angenommen worden, startete Andreia Pinto vom Vergnügungsausschuss die Berichte der Abteilungen. "Wir haben eine Jugend – wenn auch nur vier Jugendliche –, die regelmäßig kommt und auch an Wettkämpfen wie der Deutschen Meisterschaft teilnimmt", verkündete Jugendleiterin Sabine Böttcher.
Die Damen seien zwar sportlich erfolgreich, aber die Überalterung nehme auch hier zu, berichtete deren Leiterin Jutta Tunze. Matthias Falter legte danach die Kassenlage offen, die ein mittleres vierstelliges Plus aufwies. Grund zur Hoffnung gab dann das Ergebnis der anschließenden Vorstandswahlen. Neben der weitestgehenden Bestätigung des Vorstandes gibt es mit Andreia Pinto und Tobias Gutfleisch erstmals seit Langem wieder einen Ersten und Zweiten Schießleiter.