Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Im vergangenen Jahr war Sänger Peter Maffay zur Planung seiner Tour mal wieder bei Epicto, dem in Edingen-Neckarhausen ansässigen Unternehmen für Veranstaltungs- und Konferenztechnik. In diesem Jahr ist wegen der Pandemie alles anders, die Veranstaltungsbranche mit all ihren Sparten ist durch die Corona-Pandemie hart gebeutelt. Die RNZ sprach mit Maja Schenk, Leiterin Marketing von Epicto, über die aktuelle Lage.
Frau Schenk, die Veranstaltungsbranche hat unter den Corona-bedingten Einschränkungen sehr zu leiden - wie steuert Epicto durch die Krise?
Das Wegfallen von Live-Events aller Art stellt die ganze Branche vor große Herausforderungen. Natürlich bestand auch unser alltägliches Geschäft primär aus Live-Events. Doch wir hatten Glück im Unglück, denn bereits bei der Gründung unseres Unternehmens vor 15 Jahren haben wir begonnen, uns auf das Zusammenspiel von live und digital zu konzentrieren. So setzen wir für viele Kunden bereits seit Jahren erfolgreiche Online-Live-Events um. Dementsprechend konnten wir in dieser Ausnahmesituation schnell reagieren. Das Format ist daher nicht komplett neu für uns. Eine zentrale Rolle spielt dabei auch unser eigener Showroom mit einer Fläche von 350 Quadratmetern, der über eine feste Bühne verfügt. Den Hintergrund bildet eine großformatige LED-Wand. Im Epicto-Showroom lassen sich komplexe Online-Live-Events in Premiumqualität unter Berücksichtigung aller aktuell geltenden Hygieneanforderungen realisieren.
Maja Schenk. F: zgMusste Epicto Mitarbeiter in Kurzarbeit schicken?
Ja. Obwohl wir im Bereich Online-Live-Events momentan eine große Nachfrage haben, war es auch für uns unvermeidbar, unsere Mitarbeiter in Kurzarbeit zu schicken. Viele Großveranstaltungen wie Messen, Tourneen und Events wurden abgesagt, und sie werden auch in naher Zukunft nicht stattfinden. Uns bleibt nur zu hoffen, dass diese im nächsten Jahr nachgeholt werden können. Bis dahin arbeiten wir weiter an der digitalen Umsetzung von Events.
Gibt es einen Lichtstreifen am Horizont - was würde sich Epicto womöglich auch von politischer Seite wünschen?
Derzeit gibt es für uns leider noch keinen Lichtstreifen am Horizont, weil nicht absehbar ist, wann Live-Veranstaltungen wieder in gewohnter Weise stattfinden können. Auch wenn in unserer Region die Fallzahlen zurückgehen, können wir uns nicht darauf verlassen, dass Events wie wir sie vor der Krise gewohnt waren in naher Zukunft wieder stattfinden können. Hier geht es auch wieder darum, sich neue kreative Konzepte zu überlegen, bei denen das Digitale mit dem Analogen verknüpft wird und die vorherrschenden Hygieneregeln beachtet werden.
Eine größere Veranstaltung hat Epicto kürzlich aber wieder betreut…
Tatsächlich durften wir vor Kurzem unsere erste Präsenzveranstaltung seit dem Corona- Lockdown in der Rhein-Neckar Region durchführen. Für die Fusion der Volksbanken Kurpfalz Heidelberg und Weinheim haben wir eine zweitägige Vertreterversammlung mit jeweils um die 300 Personen in der Maimarkthalle in Mannheim realisiert. Alles natürlich mit genügend Abstand und unter Beachtung der Hygieneregeln. Wir haben dabei nicht nur die technische Planung und Umsetzung übernommen, sondern uns auch um das Hygiene- und Sicherheitskonzept und das ganze Genehmigungsverfahren gekümmert. Wir denken, dass diese Vertreterversammlung in der regionalen Veranstaltungsbranche, wie auch bundesweit, als Musterbeispiel dafür dienen wird, wie Live-Veranstaltungen in naher Zukunft umgesetzt werden können.
Was könnten Politiker für Euch tun?
Von politischer Seite wünschen wir uns mehr Unterstützung und Lösungsideen für mittelständische Unternehmen. Kurzarbeit kann nur als kurzfristige Lösung fungieren und nicht als dauerhafter Zustand angesehen werden.
Gibt es Kontakte zu den Künstlern, die Epicto betreut, Rückmeldungen vielleicht, wann und wie es bei ihnen weitergeht?
Ja, wir stehen mit den Künstlern in Kontakt. Ihnen geht es jedoch genauso wie uns – sie warten darauf, dass sie wieder Konzerte geben können. Leider gibt es von der Regierung bisher keine klaren Äußerungen dazu, wann große Tourneen und Shows wieder realisiert werden können. Viele Tourneen wurden auf das nächste Jahr verschoben. Es bleibt nur zu hoffen, dass diese dann auch wirklich stattfinden können. Vielleicht nicht in gewohnter Form, aber wir bleiben positiv und arbeiten täglich an neuen Konzepten, um Großveranstaltungen auch unter neuen Bedingungen durchführen zu können. So haben wir uns in den vergangenen Monaten an mehreren Live-Alternativen beteiligt: Unter anderem haben wir unsere modularen LED-Wände für das Autokino in Hannover und Stuttgart installiert. Dort fanden tatsächliche Live-Konzerte statt; unter anderem traten Sido und Revolverheld auf. Schöne Alternativen, aber natürlich nicht so schön, wie ein Live-Konzert hautnah erleben zu können. Klaus-Peter Schulenberg, Gründer des Ticketportals Eventim, ist der Meinung, dass Konzerte in der gewohnten Form erst wieder stattfinden können, wenn ein Impfstoff entwickelt wurde. Wenn er damit Recht behält, sollten wir alle die Daumen drücken, dass dieser bald für jedermann erhältlich ist. Wir halten die Daumen auf jeden Fall gedrückt!
Im vergangenen Jahr schaute Künstler Peter Maffay für die Planung seiner Tour mal wieder bei Epicto vorbei. Foto: PilzWie reagieren Menschen auf virtuelle Events? Sind sie vielleicht schneller abgelenkt und verlieren eher das Interesse an der weiteren Teilnahme?
Davon kann man ausgehen. Die Teilnehmer haben die Hoheit über den eigenen Rechner und schalten bei langweiligen Beiträgen schnell ab. Entsprechend muss man von einer verkürzten Verweildauer ausgehen, um eine hohe Effizienz zu erreichen. Komprimieren, verdichten und die Entwicklung einer eigenen digitalen Dramaturgie sind die Wege zum gelungenen Digital-Event.
Können analoge und digitale Events parallel existieren, beziehungsweise sich gegenseitig ergänzen?
In jedem Fall – auf diese Co-Existenz werden sich Unternehmen und auch Agenturen künftig einstellen. Gerade hybride Formate gibt es ja nicht erst seit Covid-19. Aktuell ist es unsere Herangehensweise, dass wir bei einem Event zunächst einmal hybrid denken, natürlich mit der Option, kurzfristig einen möglichst großen Live-Anteil umsetzen zu können.