Von Nicoline Pilz
Edingen-Neckarhausen. Corona-bedingt war das vergangene Jahr ein deutlich ruhigeres für die Freiwillige Feuerwehr Edingen-Neckarhausen. Im Vergleich zu 2018 mit 123 Einsätzen, beziehungsweise eigentlich 254, weil bei einem einzigen Unwetter x-fach Alarmierungen aufliefen, und 2019 mit 104 Einsätzen, fielen in 2020 "nur" 89 Einsätze an.
"Wir haben den ersten und zweiten Lockdown gespürt, da wurde es merklich ruhiger", schildert Kommandant Stephan Zimmer auf Anfrage der RNZ. Eine deutliche Zunahme fällt bei den Technischen Hilfeleistungen auf. Darunter fallen Einsätze, wenn Keller vollgelaufen sind oder auch Türöffnungen bei medizinischen Notfällen und hilflosen Personen. "Die Leute werden älter und viele leben zuhause alleine. Wenn sie Glück haben, besitzen sie einen Hausnotruf – den können wir nur empfehlen", sagt der Kommandant. Auch aufmerksame Nachbarn, die Bescheid geben, wenn sie betagte Anwohner nicht mehr sehen, können ein Segen sein.
Trotz des harten Einsatzes im Mai 2020 bei RTP in Ladenburg ging bei Feuerwehr-Pressesprecher Jeremy Eckstein der Daumen nach oben. Danach war alles voll schwarzer Schmiere. Foto: FeuerwehrMit 14 und 15 Einsätzen waren die Monate Juli und August am arbeitsreichsten. Hier fielen am 5. Juli und 12. August jeweils drei Einsätze an. Im Vergleich zu den beiden Vorjahren musste die Wehr lediglich fünf Mal wegen eines Unwetters ausrücken – da traf es teilweise die umliegenden Kommunen härter. Auffällig ist, dass über 72 Prozent der Einsätze in der Zeit zwischen 6 und 18 Uhr geleistet werden müssen. In einer Zeit also, in der die durchschnittlich 33,05 Jahre alten Aktiven üblicherweise selbst arbeiten müssen. Ein Problem, das andere Freiwillige Feuerwehren ebenfalls haben: den Tagdienst ausreichend zu besetzen.
Im Durchschnitt betrug die Einsatzdauer 2020 eine gute Dreiviertelstunde. Anders bei den beiden arbeitsintensivsten Einsätzen, die allerdings nicht in der eigenen Gemeinde stattfanden: Mitte Mai brannte die Produktionshalle der Firma RTP nach einem Maschinenbrand komplett aus, es entstand Sachschaden in Millionenhöhe. Am 19. September dann der Großbrand in der Dossenwald-Siedlung bei Dossenheim. Hier war in einem zu einer Autowerkstatt umfunktionierten Treibhaus ein Feuer ausgebrochen, das wiederum den gesamten Unterkreis vom späten Abend bis in den frühen Morgen beschäftigte. Die Edingen-Neckarhäuser Wehr war bei beiden Einsätzen unter schwierigen Bedingungen stundenlang beteiligt. "Über 16 Stunden pro Mann", schildert Zimmer.
In Dossenheim sei die Wehr aus der Doppelgemeinde im Dreischicht-Betrieb am Start gewesen, um abends, nachts und frühmorgens die eigenen Leute abzulösen. "Das war der längste und aufwändigste Einsatz. Wir standen alle mitten im Acker, alles war schlammig, Feuerwehrleute und Fahrzeuge waren komplett verdreckt", so Zimmer weiter. Bei RTP waren es knapp acht Stunden Einsatzzeit im dichten Ruß – "alles voll schwarzer Schmiere", erinnert sich der Kommandant.
Was weitere Probleme nach sich zieht: Im Feuerwehrgerätehaus in Neckarhausen gibt es keine Duschen, im Edinger Gerätehaus derzeit keine Toilettenschüssel. Nach der Reparatur der defekten Herrentoilette sei kein Geld mehr da gewesen, um eine neue Schüssel zu kaufen. "Das Budget für die Hausunterhaltungen war längst erschöpft", schildert Zimmer. Die Verwaltung treffe dabei keine Schuld – angesichts vieler Reparaturen seien eben keine Mittel mehr da. "Die Zustände in den Gerätehäusern sind nicht mehr tragbar und nicht mehr zumutbar", betont der Kommandant.
Ein neues Hilfeleistungszentrum für die Feuerwehr und das Rote Kreuz ist zwar seit 2009 im Gespräch; beschlossen ist inzwischen immerhin die Fläche des neuen Gewerbegebiets seit der letzten Gemeinderatssitzung. Ein paar Zahlen zum Schluss: Im vergangenen Jahr betrug die reine Einsatzzeit rund 108 Stunden, der Gesamtaufwand inklusive Nacharbeiten belief sich auf 1519 Stunden. Die Feuerwehr selbst befindet sich im zweiten Lockdown und somit nicht im Übungsbetrieb. Für kurze Zeit waren vier bis sechs Übungen über den Sommer möglich – in festen Kleingruppen bis zehn Personen. Ihre Fortbildungen hält die Feuerwehr online ab.