Der Fußballplatz des FC Viktoria und dessen Vereinsheim müssen der künftigen Bebauung in Neckarhausen-Nord weichen. In diesem Areal hat ein Gutachter nun Zauneidechsen gefunden. Sie sollen sich auf der geplanten Ausgleichsfläche ansiedeln dürfen. Foto: Pilz
Edingen-Neckarhausen. (nip) "Heute vor fast genau einem Jahr hat der Gemeinderat im Bebauungsplanverfahren "Neckarhausen-Nord" wesentliche Pflöcke eingerammt", erinnerte Bernhard Schwoerer-Böhning vom Mannheimer Fachbüro MVV Regioplan in der Gemeinderatssitzung am Mittwochabend. Damals hatte der Rat nach einer Klausursitzung im August entschieden, wie das künftige Baugebiet in Neckarhausens Norden aussehen soll: Vielfältig, für Menschen jeden Alters und vor allem auch bezahlbar. Ein kleines Dorf im Dorf, mit Kindergarten und einer Grundversorgung durch Läden und Ärzte.
Im April dieses Jahres folgte der nächste Schritt, indem der Gemeinderat mehrheitlich beschloss, das Projekt im beschleunigten Verfahren durchzuführen. Die beiden anwesenden Gemeinderäte der Offenen Grünen Liste enthielten sich dabei. Nun beantragte Fraktionssprecher Thomas Hoffmann, der im April nicht dabei war, den Bebauungsplan im regulären Verfahren zu entwickeln, weil das eine frühe Bürgerbeteiligung mit einschließe. "Ich plädiere dafür, auf den Eilparagrafen zu verzichten", sagte Hoffmann. Es sei dann auch möglich, die "Arsenproblematik" im Boden durch einen Spezialisten "anschauen zu lassen".
Bürgermeister Simon Michler ließ über den Antrag abstimmen, machte aber auch deutlich, dass sich der Rat im April nach längerer Debatte für das vereinfachte Verfahren entschieden habe. "Wir drehen uns im Kreis. Sie sind anderer Meinung, und das ist auch legitim", meinte er. Der Antrag der OGL wurde letztlich abgelehnt. Zulässig ist das vereinfachte Verfahren nach den Paragrafen 13 a mit 2,93 Hektar Brutto-Baufläche im Innenbereich und 13 b mit 2,72 Hektar im Außenbereich.
An diesem Abend ging es nun darum, eine Ausgleichsfläche für bestimmte Tierarten wie Mauereidechsen, Vögel und Fledermäuse zu schaffen. Eine artenschutzrechtliche Prüfung vom Institut für Faunistik in Heiligkreuzsteinach hatte ergeben, dass die Gemeinde hier nachlegen muss, weil Habitate durch die neue Bebauung wegfallen. Auf der Suche nach einer geeigneten Fläche wurde die Verwaltung im Gewann "Hanfstücke" in der Nähe der Kläranlage Neckarhausen fündig. Das 1,33 Hektar große und gemeindeeigene Gelände wird derzeit noch landwirtschaftlich genutzt.
Weitere Themen, die den Fraktionen an diesem Abend wichtig waren: Der teilweise belastete Boden im Bereich der früheren Kiesgrube wird von der Gemeinde abgetragen und in "Spielplatzqualität" ausgetauscht. Das bleibt künftigen Bauherren erspart. Ferner teilte der Bürgermeister mit, dass ein Gutachterausschuss eingerichtet sei, der mit den betroffenen Vereinen über Entschädigungszahlungen verhandeln werde.
Bis auf den Turnverein Neckarhausen werden alle Vereine ihre bisherigen Sportstätten ins Sport- und Freizeitzentrum verlegen. Über die Ablösesumme der Vereinshäuser müssen noch Vereinbarungen getroffen werden. "Es ist ein positiver Aspekt, dass durch die künftige Bebauung mehr Grünflächen im Innen- und Außenbereich des Wohngebiets entstehen und es statt 80 Bäumen dann 169 geben wird,", fand Lukas Schöfer (CDU). "Es ist gut, dass die Altlasten beseitigt werden", kommentierte Klaus Merkle (UBL-FDP/FWV) und zeigte sich zufrieden, dass es nun auch im Gespräch mit den Vereinen weitergehe.
Das beschleunigte Verfahren spare Kosten und sei ein guter Kompromiss, meinte Michael Bangert (SPD). Er regte zudem an, im neuen Baugebiet möglicherweise überdachte Carports festsetzen zu lassen. Eine Studie im Kontext des Klimawandels besage, dass Autos wahre Hitzespeicher seien. Schwoerer-Böhning machte sich Notizen. Die Anregung sei gut, man müsse aber Festsetzungen gut begründen, meinte der Planer.