Weinheimer CDU wählt König und Eitenmüller raus
"Das kostet uns mindestens zwei Mandate": Nominierung der Gemeinderatskandidaten geriet zur Farce - Die Presse wurde kurzzeitig ausgeschlossen

Schon im ersten Wahlgang hatte König nur 27 mal Ja bekommen, 28 CDU-Mitglieder stimmten für Eitenmüller. Eine von Heinrich Bohsem verlangte Nachzählung ergab nur eine unwesentliche Veränderung. Fassungslosigkeit bei Elke König, die vor fünf Jahren noch "Stimmenkönigin" der CDU gewesen war, Tränen der Enttäuschung bei Christina Eitenmüller, blankes Entsetzen bei Holger Haring: "Das kostet uns mindestens zwei Mandate", schätzte der Fraktionschef im Gemeinderat die Konsequenz aus dem Nominierungsdebakel ein. Bei der Wahl 2009 hatten König und Eitenmüller zusammen mehr als 16.000 Stimmen auf sich vereinigt.
"Lust am Untergang"
Vergeblich hatten zuvor Altstadtrat Dr. Claus Plücken und der ehemalige Stadtverbandsvorsitzende Richard Kohl die Mitgliederversammlung im NH-Hotel vor "Selbstzerfleischung" und "Lust am Untergang" gewarnt. "Hier geht es nicht um Stadträte, ohne die man auch gut alleine auskommen könnte. Hier geht es um den nicht wieder gut zu machenden Verlust publikumswirksamer Leistungsträger", so Plücken.
Als Anführer der "Königsmörder" outete sich Hans-Peter Masuch. Der stellvertretende Stadtverbandsvorsitzende warf König und Eitenmüller vor, diese hätten in der Vergangenheit "null Bereitschaft" gezeigt, Stadtverbandschef Roger Schäfer eine Chance zu geben, in den neuen Gemeinderat gewählt zu werden.
"Königs und Eitenmüllers monatelange Hetze gegen Schäfer hat uns veranlasst, dagegenzuhalten", so Masuch. Ohne Namen zu nennen, wer sich hinter diesem "uns" verbirgt. Roger Schäfer hatte zuvor deutlich gemacht, dass man bei der Listenaufstellung nicht nur über die einzelnen Kandidaten, sondern auch über den künftigen Weg der CDU hin zu einem "Weinheim 2030" befinde. Dieser Weg müsse "zielgerichtet nach vorne gerichtet" sein und dürfe auch nicht das geringste "nach hinten Blinzeln" beinhalten, so Schäfer. Der 54-Jährige, der in den Reihen der Partei vor allem bei den älteren Mitgliedern nicht unumstritten ist und den Stadtverband seit gut viereinhalb Jahren führt, verknüpfte sein weiteres politisches Schicksal mit dem Ausgang der Wahl. Die von dem Bundestagsabgeordneten und CDU-Kreisvorsitzenden Dr. Stephan Harbarth geleitete fünfstündige Nominierungsversammlung lief endgültig aus dem Ruder, als es der Stimmzählkommission erst nach fast zweistündigem wiederholtem Auszählen gelungen war, ein Ergebnis vorzulegen.
Der Absicht der anwesenden Pressevertreter, der von Heinrich Bohsem verlangten Nachzählung beizuwohnen, widersetzte sich eine neu zusammengesetzte Zählkommission zunächst massiv, verwies die Presse aus dem Raum und drehte den Schlüssel hinter sich im Schloss. Erst auf Intervention und kräftiges Pochen von Holger Haring und Claus Plücken ("Die Auszählung ist öffentlich") ging die Tür wieder auf.
Der nächste Eklat folgte bei der Nominierung der Vertreter aus dem Ortsteil Hohensachsen. Hier bewarben sich mit Dr. Thomas Gölz und Dirk Hein zwei Kandidaten hinter Gerty Hillen um Platz zwei. Worauf der unterlegene Hein seinerseits eine Nachzählung verlangte und der Ortsvorsitzenden nach seiner bestätigten Niederlage "Falschheit" vorwarf.
Einem weiteren drohenden Streit bei der noch auf der Tagesordnung stehenden Nominierung der Bewerber für den Kreistag - hier machen sich Simon Pflästerer und Sascha Pröhl einen vorderen Listenplatz streitig - schob Roger Schäfer mit einem Blick auf die Uhr den Riegel vor. Weil die Wahleinladung nur für Freitag gegolten habe, es mittlerweile aber bereits Samstag geworden sei, so Schäfer, soll diese Wahl - wie die Nachnominierung von Kandidaten für die Kernstadtplätze zwei und vier - nun im Laufe der nächsten 14 Tage erfolgen. Die Grabenkämpfe können weitergehen. > Kästen