Tourismus und Stadtplanung

Weinheimer Unternehmer werben für Innenstadthotel

Vereinigung Weinheimer Unternehmer lud gestern die Presse ein, um Pläne vorzustellen - Grünzug in der City soll erhalten bleiben

11.07.2017 UPDATE: 12.07.2017 06:00 Uhr 2 Minuten, 24 Sekunden

Das drei Vollgeschosse und rund 100 Zimmer fassende Hotel würde zwischen den Bäumen und Fußwegen im Stadtgarten Platz nehmen. Während der Bettentrakt an Babo- und Benderstraße grenzt, käme die Tiefgarageneinfahrt (l.o.) an die Moltkestraße. Skizze: Görtz & Fritz Architekten

Von Philipp Weber

Weinheim. Zwar wollte es gestern keiner offen sagen, aber es klang doch klar durch: Die Stadt hat die Spitzen der Vereinigung Weinheimer Unternehmer (VWU) auf dem falschen Fuß erwischt: Denn die hatten ganz und gar nicht damit gerechnet, dass es mit dem Grundsatzbeschluss des Gemeinderats zum Thema Hotelstandorte (heute, 17 Uhr, im Ratssaal) so schnell geht. Ende vergangener Woche hatte die Verwaltung die Katze aus dem Sack gelassen, für Grundstücksverkäufe und weitere Planungen an den Standorten "Stadtgarten" und "Mannheimer Straße" plädiert und die Tagesordnung der Sitzung angekündigt - in der es um nicht weniger als 240 Hotelzimmer geht.

So mussten die Unternehmer in aller Eile ihre Sicht der Dinge darstellen: Anders als die Stadt in ihrer Vorlage hatten sie gestern Namen und konkrete Pläne für ein Hotel im Stadtgarten im Gepäck. Dieser Standort genießt aus ihrer Sicht oberste Priorität. Ihre Botschaft: Das Vorhaben dort ist gut durchdacht und weit gediehen, es gefährdet das grüne Innenstadtensemble mit Exotenwald, Schlosspark und dem unmittelbar benachbarten Hermannshof in keiner Weise - und es ist seriös durchgeplant.

"Dieses Projekt ist seit zehn Jahren im Gespräch", so VWU-Vorsitzender Peter Schuster: "Dadurch hat man viele Argumente in die Planung einbinden können." So solle der Baumbestand weitestgehend erhalten bleiben - nur an der Ein- und Ausfahrt in die geplante Tiefgarage müsse das Grün weichen, werde aber später ersetzt. Der eher filigrane Bau unter der Planung von Architekt Constantin Görtz passe sich dem Parkensemble an. "Man wird dem Haus seine rund 100 Zimmer nicht ansehen", so Schuster.

Die Vertreter von VWU und Gewerbeverein - neben Schuster saßen auch Gastgeber Gerhard Amend, VWU-Pressewart Hans-Christoph Noack und für die Gewerbetreibenden Manfred Müller-Jehle mit am Tisch - plagen auch keine Bedenken, dass ein Investor ein Hotel baut und sich kein Betreiber findet: Im Stadtgarten würde die Mannheimer Firma Diringer & Scheidel ein Vier-Sterne-Hotel bauen, deren Tochtergesellschaft "Ariva Hotel" würde das Haus anmieten. "Damit hat der Investor größtes Interesse daran, dass das Konzept aufgeht", so Architekt Görtz.

Alle in der Runde waren überzeugt, dass der Neubau Weinheim guttun würde. "Wir brauchen Hotels, in denen sich die Qualität der Stadt und ihrer Unternehmen widerspiegelt", so VWU-Chef Schuster. Die Firmen sähen sich aktuell vielfach gezwungen, ihre Gäste außerhalb der eigenen Stadt unterzubringen, da das vorhandene "Kleinklein" für größere Gruppen nicht ausreiche und der Standard von Businesshotels nicht erreicht werde. Allein die Firma Naturin habe 2016 rund 1000 Übernachtungen zu verzeichnen gehabt- von denen 30 Prozent außerhalb der Stadt getätigt wurden. Bei Freudenberg seien die Zahlen noch höher. "Diese Gäste gehen dann nicht in Weinheim zum Abendessen - und kaufen dort auch keine Mitbringsel", hieß es in der Runde.

Aber auch im Tourismusbereich müssten größere Reisegruppen gemeinsam in der Innenstadt untergebracht werden können, finden die Unternehmer - und denken dabei nicht zuletzt daran, wie viele Hochzeitsgesellschaften Weinheim anzieht. Die Zahl von rund 100 Zimmern müsse allerdings auch sein, ist zu hören: Sonst rechne sich der Bau nicht. Architekt Görtz erklärt derweil, wie er die Ideen des Investors und die Anforderungen der Stadt und einen Hut bringen will. Der Park mit seinen Denkmälern werde seinen "öffentlichen Charakter" in jedem Falle behalten, auch die Fußwege verliefen weiter wie gewohnt, sagte er. Parkende Autos seien dank der Tiefgarage mit 200 Stellplätzen kein Problem - nur die heutigen Tennisplätze müssten weichen. Er könnte sich aber ein begrüntes Flachdach vorstellen. Gestern hatte er übrigens das erste Mal die Gelegenheit, Visualisierungen zu präsentieren - auch bei der nicht-öffentlichen Vorberatung im Ausschuss für Technik und Umwelt (ATU) war die Vorlage ohne Modell ausgekommen. Immer wieder klang auch durch, dass die Unternehmer ein schnelles "Nein" im Rat fürchten - ohne dass sie die Chance hatten, ihre Position zu verdeutlichen. Auch das Wort "Vertagung" machte die Runde.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
(zur Freigabe)
Möchten sie diesen Kommentar wirklich löschen?
Möchten Sie diesen Kommentar wirklich melden?
Sie haben diesen Kommentar bereits gemeldet. Er wird von uns geprüft und gegebenenfalls gelöscht.
Kommentare
Das Kommentarfeld darf nicht leer sein!
Beim Speichern des Kommentares ist ein Fehler aufgetreten, bitte versuchen sie es später erneut.
Beim Speichern ihres Nickname ist ein Fehler aufgetreten. Versuchen Sie bitte sich aus- und wieder einzuloggen.
Um zu kommentieren benötigen Sie einen Nicknamen
Bitte beachten Sie unsere Netiquette
Zum Kommentieren dieses Artikels müssen Sie als RNZ+-Abonnent angemeldet sein.