Von Axel Sturm
Ladenburg. 2015 war für Ladenburg nicht immer leicht. Nach der Ankündigung von Reckitt Benckiser, den Standort zu verlassen, wird es ein "Weiter-so" nicht geben. Es gab aber auch erfreuliche Nachrichten zu lesen. Vorbildlich zum Beispiel, wie Ladenburg mit dem Flüchtlingsthema umgegangen ist. Was alles geschah, fasst die RNZ in einem alphabetischen Abriss zusammen.
> A wie "ABB-Geschäftspolitik": Die Automation Products GmbH am ABB-Standort Ladenburg schrieb schwarze Zahlen. Trotzdem entschied die Konzernleitung, die 60 Arbeitsplätze von Ladenburg nach Polen zu verlegen. Gleichzeitig beantragte die Geschäftsleitung Samstagsarbeit und Überstunden, damit die vollen Auftragsbücher abgearbeitet werden können.
> B wie "Brunnenprojekt": Der Garango-Partnerschaftsverein erhielt im Januar die größte Einzelspende seiner Geschichte. Der Erlös des Hungermarschs in Böhl-Iggelheim wurde für ein Brunnenprojekt in Garango eingesetzt. Mit den 60 000 Euro und Einzelspenden konnten elf Tiefbrunnen gebohrt werden, die Tausende Menschen mit sauberem Wasser versorgen.
> C wie "Chaos-Zeitplan Bahnhofumbau": Bürgermeister Rainer Ziegler hoffte, nach zahlreichen Verschiebungen im Dezember den neuen S-Bahn-tauglichen Bahnhof einweihen zu dürfen. Daraus wurde nichts. Die Ladenburger Fahrgäste müssen auf einen zeitgemäßen Bahnsteig wohl bis 2017 warten.
> D wie "Dauerthema Gänseplage": Die Neckarwiese ist ein Ort mit hohem Erholungswert. Die Gänse aber verderben vielen Bürgern den Spaß. Die unkontrolliert steigende Population am Unteren Neckar beschäftigte sogar den Landtag. Was die Vögel aber wenig stört. Sie pflanzen sich unbeirrt fort.
> E wie "Einwohnerzahl-Entwicklung": Endlich bewegen sich die Einwohnerzahlen nach oben. Weil die Innenentwicklung Ladenburgs abgeschlossen ist, wurden zwei neue Wohnbaugebiete entwickelt. An der Hockenwiese sind die ersten Baugruben ausgehoben. Hier finden 500 Menschen eine neue Heimat. Der Bebauungsplan Nordstadt für bis zu 1000 Neubürger wird gerade entwickelt.
> F wie "Flüchtlingspolitik": Bis zu 200 Flüchtlinge müssen im kommenden Jahr in der Stadt aufgenommen werden. Die Ladenburger sind der Meinung: "Wir schaffen das". Großen Einsatz zeigt der Arbeitskreis Flüchtlinge und Hilfsbedürftige, der Patenschaften in die Wege leitet, Hilfspakete schnürt oder Sprachkurse anbietet.
> G wie "Galluskirche": Mit der Renovierung der Galluskirche musste die Pfarrgemeinde ihre bisher größte finanzielle Herausforderung stemmen. Im Februar wurden die drei Millionen Euro teuren Arbeiten abgeschlossen. Sogar die Wetterhähne auf der Kirchturmspitze wurden neu vergoldet.
> H wie "Hausdurchsuchung": Beamte umstellten im Juni einen Ladenburger Erdbeerhof. Den Inhabern wird von der Staatsanwaltschaft Mannheim unter anderem vorgeworfen, Sozialversicherungsbeiträge in Millionenhöhe nicht abgeführt zu haben. Die Ermittlungen dauern an.
> I wie "Informationsquelle": Die wichtigste Informationsquelle des Rhein-Neckar-Kreises ist in Ladenburg beheimatet: Das Kreisarchiv feierte 2015 sein 25-jähriges Bestehen. Das Archiv wird vom Ladenburger Jörg Kreutz geleitet.
> J wie "Jugendgemeinderatswahl": 22 Bewerber stellten sich zur Wahl, 32 Prozent der wahlberechtigten Jugendlichen wählten zwölf Jugendgemeinderäte. Mit 265 Stimmen wurde Tim Ruster Stimmenkönig. Dana Kick wurde zur Vorsitzenden des Gremiums gewählt.
> K wie "Kleine Landesgartenschau": Vor zehn Jahren feierte Ladenburg die kleine Landesgartenschau. Der damalige Ministerpräsident Günther Oettinger eröffnete das Grünprojekt 2005. Zehn Jahre später wurde im kleinen Rahmen an das Ereignis erinnert.
> L wie "Löschplatz": Die Total Feuerschutz investierte mehr als zwei Millionen Euro in ihren neuen Löschplatz und sicherte damit über 100 Arbeitsplätze. Auf dem Platz werden neue Produkte getestet, auch die Feuerwehren üben hier.
> M wie "Ministerbesuch": Der baden-württembergische Finanz- und Wirtschaftsminister Nils Schmid war bei der Einweihung des neuen ICL-Forschungszentrums im September zu Gast. Schmid setzte sich für die Stärkung des Standorts Ladenburg persönlich ein, sagte Konzernchef Stefan Borgas. Der Konzern aus Israel investierte dreieinhalb Millionen Euro.
> N wie "Nachtabschaltung": Keine Sparmaßnahme wurde in Ladenburg so kontrovers diskutiert wie die nächtliche Laternenabschaltung. Rund 20 000 Euro Energiekosten wurden jährlich gespart, weil es nachts zappenduster war. Die Sparmaßnahme wurde erst aufgehoben, als die Verkehrsbehörde ankündigte, dass jede Laterne gesondert gekennzeichnet werden müsse. Der Aufwand war der Verwaltung dann doch zu groß.
> O wie "Offenheit": Das Verhältnis zum Türkisch-Islamischen Kulturkreis ist in Ladenburg von großer Offenheit geprägt. Man feierte gemeinsam ein Kulturfest auf der Festwiese, zur Einweihung des neuen Gebetsraums in der Hohen Straße waren die Bürger eingeladen.
> P wie "Pflasterarbeiten": Die Straßenerneuerung in der Kirchenstraße war überfällig. Nach einer mehrmonatigen Bauphase konnte die neue Kirchenstraße im August eingeweiht werden.
> Q wie "Qualitätsvolle Seniorenarbeit": Dafür setzt sich seit 20 Jahren der Arbeitskreis Senioren ein. Aus seinen Reihen kam auch die Forderung, dass Ladenburg einen Seniorenentwicklungsplan brauche. Mit knapper Mehrheit stellte der Gemeinderat 10 000 Euro für eine Studie zur Verfügung. 2016 soll der Entwicklungsplan vorgestellt werden.
> R wie "Reckitt Benckiser": Die Nachricht, dass die Firma Reckitt Benckiser Mitte 2016 Ladenburg verlässt, ist mit bitteren Folgen verbunden. Das Unternehmen zählte zu den größten Gewerbesteuerzahlern. Die fehlenden Einnahmen belasten den Haushalt schwer.
> S wie "Schlammschlacht": Nur Verlierer gab es im Streit zwischen Museumsleiter Andreas Hensen und dem Heimatbund. Die Meinungsverschiedenheiten endeten in einer Schlammschlacht, die selbst der Bürgermeister über Wochen nicht befrieden konnte. Vor Weihnachten kehrte endlich Ruhe ein - ob ein harmonisches Miteinander wieder möglich wird, muss sich zeigen.
> T wie "Trainings- und Kulturhalle": Nach einem Gemeinderatsbeschluss im März schien der Anbau einer Trainings- und Kulturhalle an die Lobdengauhalle nur noch Formsache. Das Projekt stand allerdings unter einem Finanzierungsvorbehalt. Die Steuerausfälle durch den Wegzug von Reckitt-Benckiser stellen die Umsetzung mehr denn je in Frage.
> U wie "Unersättlich": Einige Einrichtungen und Institutionen haben den Ernst der Lage noch nicht begriffen. Trotz leerer Kassen lassen die Forderungen nicht nach. Zwei Beispiele: Die Dalberg-Grundschule forderte den Abbau der Spielgeräte, um ein paar Wochen später neue Geräte zu beantragen. Im Carl-Benz-Gymnasium, das für 14 Millionen Euro umgebaut wurde, sorgte die Streichung von Vitrinen für Missstimmung.
> V wie "Verschiebung": Die Projektbeteiligten waren sich sicher, das neu renovierte Gymnasium werde nach den Sommerferien fertiggestellt sein. Der Fensterlieferant machte pleite, und eine Umzugsverschiebung in die Herbstferien wurde angekündigt. Dann hatte der Fassadenbauer Lieferschwierigkeiten, der Umzug musste erneut verschoben werden. Nun sind die Fastnachtsferien 2016 als neuer Umzugstermin angepeilt. Trotz allem Ärger: Die Bauabwicklung wurde hervorragend gemanagt.
> W wie "Wolf trifft Wolf": Der eine Wolf feierte seinen 80. Geburtstag, der andere will einen Wahlsieg feiern. Der CDU-Spitzenkandidat für die Landtagswahl, Guido Wolf, besuchte im August die örtliche Senioren-Union. Dort gratulierte er dem Landwirt Paul Wolf, der einige Tage zuvor runden Geburtstag gefeiert hatte.
> X wie "(vo)XX(club)": Die Newcomer des Volksmusikrocks waren beim Musikfestival auf der Festwiese die positive Überraschung. Doch auch Schlagerstar Beatrice Egli und Dauergast Dieter Thomas Kuhn begeisterten in Ladenburg die Fans des Festivals. Mit der Verpflichtung von Andreas Gabalier kann Festivalmacher Dennis Gissel 2016 den erhofften Knaller präsentieren.
> Y wie "Youth-Zentrum": 2015 wurde die Renovierung des Jugendzentrums und des Veranstaltungszentrums Pflastermühle abgeschlossen. Über 400 000 Euro hat die Stadt in die Begegnungsstätte investiert. Ladenburg tut viel für die Jugend: Drei Sozialarbeiter kümmern sich um die Anliegen des Nachwuchses, auch der Jugendgemeinderat erhielt dort eine neue Bleibe.
> Z wie "Zank": Als streitlustig ist Bürgermeister Rainer Ziegler nicht bekannt. Die Anschuldigungen der örtlichen CDU, Ziegler sei nach der Ankündigung von Reckitt Benckiser, aus Ladenburg wegzuziehen, "abgetaucht", waren dem Bürgermeister jedoch zu viel. Ungewöhnlich scharf griff er die CDU für "diese Unverschämtheit" öffentlich an.