Von Stefan Hagen
Heidelberg/Rhein-Neckar. Schauspieler Cary Grant war ein charmanter Plauderer, General Dwight D. Eisenhower, der spätere US-Präsident, brachte dagegen kein Wort heraus und stand anscheinend unter der Fuchtel seiner Frau. Hildegard Leyden kann das beurteilen. Schließlich hat die 92-jährige Heidelbergerin die beiden berühmtem Männer aus nächster Nähe erlebt. Doch der Reihe nach ...
Die rüstige Dame aus Rohrbach war auf die RNZ-Serie "Meine Stadt 1945" aufmerksam geworden und dachte spontan: "Ich habe doch damals auch einiges erlebt, was die Leute bestimmt interessiert. Das muss ich erzählen." Am nächsten Tag hat sie diesen Gedanken in die Tat umgesetzt, der RNZ einen Besuch abgestattet und einfach mal "losgelegt". Aufgewachsen ist Hildegard Leyden in Breslau, "aber meine Mutter, die aus der hiesigen Gegend stammt, bekam Heimweh". Also zog man nach Mannheim.
Als die Bombennächte 1943 schließlich immer schlimmer wurden, floh die Familie zur Tante nach Heidelberg - und hier hat die heute 92-Jährige auch das Kriegsende erlebt. "Einen Tag, bevor die Amerikaner Heidelberg am Karfreitag 1945 erreicht haben, ist meine Tante verstorben", erinnert sie sich. Sie sei dann aufs Amt gegangen, um den Todesfall zu melden.
"Gehen Sie nach Hause", habe der Beamte zu ihr gesagt, "wir können da jetzt nichts mehr machen. Die Amerikaner sind bald da". So kam es, erzählt Hildegard Leyden, dass die Tante erst nach einigen Tagen aus der Wohnung abgeholt werden konnte. Am gleichen Tag habe sie beobachtet, dass einige Polizisten ganz hektisch in Richtung Steigerweg "abgehauen" sind. Da sei ihr klar geworden: "Die Amerikaner kommen wirklich."
Einige Wochen später - Heidelberg war längst besetzt, das Leben begann sich zu normalisieren - sei sie aufs Rathaus gegangen "um mir einen Job zu suchen". Da sie gut Englisch sprechen konnte, sei der amerikanische Verbindungsmann im Rathaus auf sie aufmerksam geworden. "Bald darauf saß ich in der Passierscheinstelle, und da gab es jede Menge zu tun."
Später war sie dann bei der Autozulassung beschäftigt, "bis ich einen Job im PX-Store bekommen habe". Das bedeute Post Exchange und sei eine Art Einkaufszentrum für amerikanische Soldaten, erläutert die Seniorin. "Ich war dort für die Fotoapparate zuständig." Eine tolle Zeit sei das gewesen, lächelt Hildegard Leyden. "Ich habe mich fast nur von Popcorn ernährt."
Eines Tages habe dann ein Mann den Laden betreten, eine kreischende Mädchentraube sei ihm dicht gefolgt. "Er kam plötzlich direkt auf mich zu und hat mich angesprochen", erinnert sich die Heidelbergerin. Er habe sich für die Fotoapparate interessiert und "sehr charmant geplaudert".
"Da habe ich noch gar nicht gewusst, dass das der berühmte Schauspieler Cary Grant war. Das hat mir dann ganz aufgeregt eine Kollegin klar gemacht." Grant war damals, im Sommer 1948, übrigens zu Dreharbeiten für die Komödie "Ich war eine männliche Kriegsbraut" in Heidelberg.
Ein ganz anderer Typ sei dagegen General Dwight D. Eisenhower gewesen, der den PX-Store ebenfalls besucht habe. "Der hat gar nichts gesagt", erinnert sich Hildegard Leyden. Und wenn er mal vor Waren stehen geblieben sei, "hat seine Frau ihn gleich weitergezerrt".