Bittere enttäuscht über die Absage: Michael Theurer (l.) und Hans-Ulrich Rülke. F.: dpa
Von Axel Habermehl, RNZ Stuttgart
Stuttgart. Sie hatten viel versucht – schon in den Ampel-Sondierungen und auch bis zuletzt. Als am Gründonnerstag klar wurde, dass die Mitglieder des Landesvorstands der Grünen die Pläne ihres Ministerpräsidenten Winfried Kretschmann, Koalitionsverhandlungen mit der CDU einzugehen, nicht einfach abzunicken bereit war, startete die FDP nochmal eine letzte Charme-Offensive.
Kurz nach 14 Uhr setzte das vierköpfige Sondierungsteam der Liberalen für 16 Uhr eine Pressekonferenz an. Thema: die "politische Lage". Schnell kochten unter Beobachtern Spekulationen hoch. Macht die FDP unter dem Eindruck, dass Kretschmann auf Grün-Schwarz festgelegt ist, einen Rückzieher?
Weit gefehlt: "In keiner Weise" wolle man die Abläufe bei den Grünen kritisieren, versicherte Rülke den versammelten Reportern mit staatstragendem Ernst in der Stimme. "Häme oder so etwas liegt uns ganz fern." Man stehe weiter zur Verfügung, es herrsche auch kein Zeitdruck.
Doch es half nichts. Noch während sie sprachen, setzte Kretschmann seinen Kurs intern durch. Die Liberalen waren noch nicht lange in ihr Hauptquartier zurückgekehrt, da rief der Ministerpräsident an, dankte für die guten Sondierungsgespräche und sagte ab. Schnell brach sich Enttäuschung bei den Liberalen Bahn. "Es ist zutiefst bedauerlich, dass die Grünen sich gegen frischen Wind und die Verbindung von sozialer, ökonomischer und ökologischer Nachhaltigkeit und für ein ,Weiter so’ entschieden haben", erklärte Theurer.
Man sei kompromissbereit gewesen, betonte Rülke. "Wir waren aber nicht dazu bereit, die FDP völlig Regulierungs- und Verbotsvorstellungen der Grünen zu unterwerfen." Für die CDU hatten beide nur Verachtung übrig: "Anders als die FDP hat sich die CDU den Grünen total unterworfen", urteilte Rülke.
Auch beim ebenfalls von Kretschmann informierten SPD-Landeschef Andreas Stoch herrschte Katerstimmung. Seine Kritik zielte vor allem in Richtung Grüne: "Mit dieser Entscheidung haben die Grünen die Chance verpasst, den Kompass auf Zukunft zu stellen", erklärte er. "Eine Ampel-Koalition hätte das Potenzial gehabt für eine gute, sozial gerechtere, nachhaltigere und wirtschaftlich erfolgreiche Zukunft für Baden-Württemberg."
Beiden Parteien bleibt nun nur der Weg zurück ins triste Oppositionslager. Den Gang aber wollen sie aufrecht antreten, mit Stolz und Engagement, kündigten sie an. Doch vorerst bleibt bei den Geschmähten vor allem Katzenjammer. Enttäuschung über eine Ampel, die nur kurz blinkte, aber nicht zu leuchten beginnt.