Blätterst Du noch oder wischst Du schon?
Wie junge Menschen heute Medien konsumieren - Immer mehr spielt sich im digitalen Raum ab - Tot ist Print deswegen aber nicht

Von Jonas Labrenz und Philipp Neumayr
Heidelberg. Wie sieht der Journalismus von morgen aus? Darüber entscheidet vor allem die Jugend. Was sie liest, schaut, hört, abonniert, klickt, streamt oder runterlädt, bestimmt, wie Medien sich verändern. Liegt die Zukunft im Digitalen? Oder hat Print noch eine Chance? Wir haben uns bei jungen Heidelbergern umgehört - und zusammengefasst, was eigentlich die Forschung dazu sagt.
Jugendliche lesen heute weniger Print als noch vor 15 Jahren - zumindest zeigt das eine Studie des Medienpädagogischen Forschungsverbundes Südwest. Demnach hat sich die Zahl der Jugendlichen, die gedruckte Tageszeitungen oder Zeitschriften konsumieren, seit 2004 mehr als halbiert.
"Morgens nach dem Aufstehen checke ich erst mal mein Handy, schaue, was bei Spiegel Online steht", sagt Thadeus Deuter. Der 19-Jährige hat vor wenigen Tagen eine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann begonnen. Er gesteht: "Auf Zeitungen könnte ich komplett verzichten." Manchmal, wenn er bei der Freundin oder beim Opa ist, greife er noch zur Tageszeitung. Ansonsten begibt er sich lieber ins Internet. "Der Vorteil: Du kannst genauer suchen, was du lesen magst."
Nicht nur Thadeus, ganz Deutschland hält sich zunehmend in der großen weiten Welt des Internets auf. Laut einer gemeinsamen Onlinestudie von ARD und ZDF aus dem Jahr 2018 sind die Deutschen täglich mehr als drei Stunden online - 47 Minuten länger als noch vor einem Jahr. Die unter 30-Jährigen verbringen jeden Tag sogar knapp sechs Stunden im Netz.
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Gerade junge Leute, so wie Talia Wolf, greifen dabei besonders gerne auf ihr Smartphone zurück. "Ich verbringe sehr viel Zeit am Handy." Täglich zwischen zwei und drei Stunden, sagt die 17-jährige Schülerin über sich selbst. Wenn gerade Ferien seien, könnten daraus auch mal fünf Stunden werden.
Am meisten Zeit geht bei Talia für Instagram drauf. Seit zwei Jahren nutzt sie den Onlinedienst, um zu schauen, was Freunde und Prominente gerade so treiben. Nachrichten konsumiert sie am liebsten über den Fernseher - oder aber aus der Zeitung. Denn trotz allen digitalen Angebots hat so eine Printzeitung für Talia auch Vorteile: "Da hat man mehr Zeit, sich auf das Geschriebene zu konzentrieren - und ist nicht so abgelenkt wie auf dem Handy." Sie wolle beim Lesen lieber Papier in der Hand haben, sagt Talia.
Obwohl die meisten Menschen nach wie vor bevorzugt auf Papier lesen - einer Studie des Instituts für Demoskopie Allensbach sind es 2019 immerhin noch 40,6 Millionen Menschen - steigt die Auflage von elektronischen Zeitungen: Laut Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern liegt die Auflage dieser sogenannten E-Paper täglich bei knapp 1,7 Millionen - mehr als doppelt so hoch wie noch im Jahr 2015.
Ob digital oder analog - am Ende bleibt die Entscheidung, was und wie man konsumiert, immer noch eine freie. Jasmin Dahhan, 17 Jahre und auszubildende Tischlerin, sagt, sie nutze das, was eben gerade in der Nähe ist, mal den Bildschirm, mal das Gedruckte. Wobei Letzteres für Jasmin einen entscheidenden Vorteil hat: "Die Batterie geht nie leer."