Marlene Bach-Krimi

Die bärbeißige Kommissarin Maria Mooser ist zurück

Marlene Bach legt mit "Samtschwarz" ihren siebten Heidelberg-Krimi vor - Spannend und zugleich humorvoll

13.04.2020 UPDATE: 14.04.2020 06:00 Uhr 2 Minuten, 20 Sekunden
Marlene Bach. F.: p

Von Ingeborg Salomon

Heidelberg. Es war einmal eine anmutige Stadt im schönen Neckartal zu Zeiten des Frühlings; sie hieß Heidelberg. Das Leben pulsierte in den verwinkelten Altstadtgassen, und die Einwohner machten Ausflüge in die Pfalz oder fuhren in Urlaub beispielsweise nach Teneriffa. So beschreibt es Marlene Bach in ihrem neuen Badischen Krimi. "Samtschwarz" ist genau die richtige Lektüre, um sich an Vor-Corona-Zeiten zu erinnern, die eine gefühlte Ewigkeit her sind. Alle Fans der bärbeißigen Kommissarin Maria Mooser können aufatmen. Sie ist wieder da in Gesellschaft der liebenswert-chaotischen Mila Böckle, die Verbrechen magisch anzuziehen scheint.

Marlene Bach hatte die Kommissarin in ihrem vor vier Jahren erschienenen Buch "Endstation Heidelberg" in vorzeitige Rente geschickt. "Das hat vielen Lesern nicht gefallen, deshalb hat sie sich entschieden, sich erst einmal beurlauben zu lassen", verrät die Autorin der RNZ. Das bekommt der umtriebigen Ermittlerin aber gar nicht – und so ist sie innerlich recht dankbar, als Mila sie um Hilfe bittet.

Der rote Faden sind in "Samtschwarz" die Füllfederhalter und deren Tinte, angeregt durch das Füllfederhalter-Museum in Handschuhsheim. Seit November 2016 ist dort im Alten Rathaus ein Stück Industriegeschichte zu sehen, das fast in Vergessenheit geraten wäre: Mitte der 1920er Jahre galt Heidelberg als "Wiege der Füllfederhalterindustrie". Der Sammler Thomas Neureither hat aus über 1000 ausstellungswürdigen Schreibgeräten in seiner Sammlung eine Auswahl getroffen – und Marlene Bach durfte von seiner umfangreichen Kenntnis profitieren. Von Handschuhsheimer zu Handschuhsheimerin, denn auch die Autorin lebt seit 1997 in diesem Stadtteil. Marlene Bach, geboren in Rheydt und aufgewachsen nahe der holländischen Grenze, schrieb 2006 ihren ersten Krimi "Elenas Schweigen". Für ihre Kurzgeschichten wurde sie 2011 mit dem Walter-Kempowski-Literaturpreis ausgezeichnet.

"Samtschwarz" beginnt mit einer recht gruseligen Szene: Lutz Creumer, erfolgreicher Chemiefabrikant, ist in einer Hütte gefangen. Seine Entführer haben ihm einen Kanister mit einer Lösung des von seiner Firma produzierten Schädlingsbekämpfungsmittels hingestellt samt Strohhalm. Trinken und wahrscheinlich daran sterben oder verdursten ist die grausame Alternative. Da ist es gut, dass fast zeitgleich Mila Böckle, die eine kleine Pension in Heidelberg führt, den Besuch eines geheimnisvollen jungen Mannes bekommt. Sie findet den Fremden durchaus sympathisch, und als dieser kurz darauf spurlos verschwunden ist, nimmt Mila Kontakt zu Maria Mooser auf.

Die Ermittlungen führen das ungleiche Duo in den Dunstkreis radikalisierter Umweltschützer, die eine bessere Welt erzwingen wollen und auch vor Gewalt nicht zurückschrecken. Die beiden – samt Moosers Schwiegersohn Roland Alsberger – finden bald heraus, dass ein wertvoller Füllfederhalter, ein "Toledo", aus der ehemaligen Heidelberger Kaweco-Produktion eine große Rolle spielt; das kostbare Stück hatte offenbar Begehrlichkeiten geweckt.

Marlene Bach charakterisiert ihre Figuren sehr facettenreich. Als promovierte Psychologin verleiht sie Maria Moosers Übellaunigkeit ebenso eine gute Portion Humor wie der ziemlich chaotischen Mila, die oft Dinge tut, die man eigentlich nicht tun sollte. Die beiden raufen sich zusammen, und das müssen sie auch, denn ihre Gegner sind nicht zimperlich. Bei der Lektüre taucht der Leser in den Heidelberger und Kurpfälzer Lokalkolorit ein und lernt wie nebenbei eine ganze Menge über Füllfederhalter. Das macht Spaß, zumal alle Details sehr sorgfältig recherchiert und mit einer gehörigen Portion Witz beschrieben werden.

Dass Maria Mooser nun wieder ermittelt und zudem Oma-Freuden entgegensieht, lässt hoffen, dass "Samtschwarz" nicht ihr letzter Fall bleibt. Auch Mila Böckle ist dem Leser inzwischen ans Herz gewachsen. Untätig ist die Autorin auch in Corona-Zeiten nicht: "Ich habe angefangen, an einem Konzept für einen neuen Roman zu arbeiten, der in den Zeiten nach Corona spielt", verrät sie. Und diese Zeiten kommen bestimmt.

Info: Marlene Bach: "Samtschwarz", Emons-Verlag, Köln, 2020, 256 S., 12 Euro. Unter www.textkritik.de/hd_buchhandel/indx.htm finden sich Heidelberger Buchhandlungen, die ausliefern. Auf ihrer Webseite www.marlene-bach.de hat die Autorin unter "Leseproben" eine Audiodatei ins Netz gestellt.

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