Gedenkveranstaltung erinnerte an Matthias Maaß
Lesung und kleine Ausstellung zum 61. Geburtstag des Heidelberger Künstlers

Tagebuch von Matthias Maaß, 1987. Foto: Matthias Roth
Von Matthias Roth
Heidelberg. Viele kannten ihn nur vom Sehen. Er war eine markante Figur im Heidelberger Stadtbild: Groß und kerzengerade, mit erhobenem Kopf und meist wilden langen Harren, stolzierte er durch die Hauptstraße, die Zigarettenspitze im Mundwinkel, oft mit einem nicht mehr ganz taufrischen Anzug gekleidet. Ja, ein gewisser Stolz stand ihm im verwegenen Gesicht, bis in die letzten Jahre hinein. Er war Künstler und trug das auch nach außen. Ende Mai dieses Jahres starb er. Jetzt gedachte eine große Zahl von Interessierten seiner im (eigentlich geschlossenen) Prinzhorn-Museum, wo eine Lesung und kleine Ausstellung zu seinem 61. Geburtstag stattfand.
Das Museum wird renoviert und erst im nächsten Jahr wieder geöffnet, aber für diese Veranstaltung nutzte man die alten Räume noch einmal. Denn Matthias Maaß war ein Künstler, der der Outsider-Art durchaus zugerechnet wird und der einen Großteil seiner Tagebücher und einige seiner Arbeiten bereits dem Museum überantwortet hatte.
Vor allem seine aquarellierten Tuschezeichnungen, meist Köpfe, sind relativ bekannt geworden, aber auch seine minimalistischen Großformate sowie ein Gemälde, das heute in der Kopfklinik hängt und während einer Kunstperformance 1992 entstand, sind bemerkenswert. Dass er seit einem Suizid-Versuch 1982 unter stärksten Psychosen litt, die er mit Klinikaufenthalten und allerlei Psychopharmaka behandeln musste, wusste jeder, der ihn kennenlernen durfte, denn er erzählte freimütig darüber.
Im Tagebuch, aus dem Stefan Hohenadl las, schildert er seinen "Unfall" allerdings aus der Perspektive eines fremden Beobachters. Distanziert notiert er auch andere Begebenheiten seines Lebens, meist detailversessen exakt mit Datum und Uhrzeit versehen.
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Auch seine "Köpfe" datierte er genau. Die Kunsthistorikerin Kristina Hoge, die ihn gut kannte und in ihrer Galerie P13 ab 29. November eine weitere Ausstellung zu Matthias Maaß zeigen wird, stufte auch die Bilder als fortlaufendes Diarium ein, in dem sich seine täglichen Gefühle, Zustände und Ängste manifestierten. Auch wenn er sich in seinen Notizen kaum über seine künstlerische Arbeit äußerte, sind Texte und Bilder offenbar eng miteinander verwoben.
Museums-Direktor Thomas Röske unterstrich die Bedeutung dieses Künstlers auch aufgrund der ganz eigenen Ästhetik dieser Bilder, über deren Entstehung Kristina Hoge wiederum interessante Einzelheiten erzählen konnte. Sie beschrieb sie als "Ecriture automatique" oder als ganz existenzielles "Zeichnen, um zu überleben".
Doris Noell-Rumpeltes, die rund 70 Tagebücher sichtete, bestätigte auch, dass Maaß bis 1992 immer wieder Skizzen in seine Notizen einstreute, wie man es in den an diesem Abend ausgestellten Exemplaren Bestaunen konnte.



