Impressionen aus dem Riesenreich
Elias Grandy dirigierte die Philharmoniker - Russisches Programm

Elias Grandy (Mitte) und das Philharmonische Orchester Heidelberg beim Silvesterkonzert in der Stadthalle. Foto: Rainer Köhl
Von Rainer Köhl
Heidelberg. Energiereich ging es los beim Silvester- und Neujahrskonzert der Philharmoniker in der Heidelberger Stadthalle und tags darauf im Theater. Die Festliche Ouvertüre von Schostakowitsch erhielt große Schwungkraft, funkelte und blitzte mit Blechkanonaden, die aus allen Rohren schossen. Virtuosität herrschte an allen Pulten, sehr agil befeuert von Generalmusikdirektor Elias Grandy.
Dass sich der Chefdirigent total verausgabte, spürte man noch in seinen anschließenden Moderationen, wo er kaum zu Atem kam. Ein rein russisches Programm hatte man ausgewählt, und ausgesprochen farbenreich tönte es aus dem Riesenreich. Etwa in Khatchaturians "Gayaneh-Suite". Ein wilder Dolchtanz aus dem Kaukasus war "Lesginka", eine feurige Polyphonie der Klänge und Rhythmen, von wilden Conga-Rhythmen befeuert. An folkloristischen Exotismen war auch das "Wiegenlied" erfüllt, die delikat abgetönt wurden.
Mit dem Spitznamen "Großer scharfer Kebab" wurde Khatchaturian liebevoll von Freunden bedacht, und dem machte er alle Ehre im "Säbeltanz", der hier denn auch mit so viel Glut erklang, von feurigen Posaunenglissandi gewürzt, dass man sich lebhaft vorstellen konnte, wie Lilo Pulver einst dazu auf den Tischen tanzte in Billy Wilders Komödie "Eins, zwei drei".
Traditionen, Mythen, Tänze tönten besonders in Borodins "Steppenskizze aus Mittelasien". Russische und asiatische Weisen, zarte Naturstimmungen schienen dabei auf, und die Vielgestaltigkeit von Land und Leuten klang nicht minder plastisch. Schwermut und Hoffnung mischen sich in russischen Weisen sehr ergiebig, etwa im Walzer Nr. 2 aus der Suite für Varietéorchester von Schostakowitsch: Melancholisch ließ das Altsaxophon sein Solo im vollen Orchesterverbund tönen.
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Tschaikowskys "Nußknacker-Suite" zum Abschluss ließ vollends alle Zarenpracht klingen. In zackigen Märschen paradierte das Orchester, schwungvoll rasant ertönte der russische Tanz "Trepak". Sanft und zart, wie ein Traum aus "Tausenduneiner Nacht" schwebte der Arabische Tanz einher. Charmant hingetupft von den Flöten wurden der Chinesische Tanz ebenso wie jener der Rohrflöten; zuckrig glitzernd erweckte die Celesta den "Tanz der Zuckerfee". Ein delikates Harfensolo schließlich bereitete den "Blumenwalzer" vor: Voller Hingabe wurde dieser zelebriert, hier entfalteten die Streicher all ihre Wärme.
Am Ende mussten noch ein paar Zugaben her, zunächst der "Maskeradenwalzer" von Khatchaturian: klangsatt und emphatisch, mit weitem Rubato gestalteten Grandy und das Orchester. Dem Marsch aus Prokofjews Oper "Die Liebe zu den drei Orangen" fehlte seine zünftig opulente Wirkung ebenso wenig, den "Säbeltanz" gab’s noch einmal zum Finale.
Nur der Neujahrsgruß des Orchesters muss noch geübt werden: Beim "Frohen Rutsch" kann es jedenfalls nicht bleiben.