Mannheim

So war das Livestream-Konzert von Thomas Siffing im "Ella & Louis"

Musiker und Band spielten beim Livestream-Konzert Miles Davis’ Jahrhundert-Werk "Kind of Blue".

06.04.2021 UPDATE: 07.04.2021 06:00 Uhr 2 Minuten, 3 Sekunden
Thomas Siffling. Foto: vaf

Von Peter Wiest

Mannheim. Es war der perfekte Ausklang für das lange Oster-Wochenende, wie eine begeisterte Chat-Teilnehmerin schrieb. Und auch wenn es "nur" im Internet stattfand und kein "reales" Publikum vor der Bühne saß: Irgendwie war es ein totales Gemeinschaftserlebnis, was die Allstar-Band um den Trompeter Thomas Siffling am Montagabend bei ihrem Livestream aus dem Mannheimer Club "Ella & Louis" bot.

Dabei hatten sie sich viel vorgenommen, diese Top-Musiker aus der Region. Immerhin wollten sie Miles Davis’ Jahrhundert-Werk "Kind of Blue" spielen: ein 1959 veröffentlichtes Album, das noch immer als Meilenstein in der Geschichte des Jazz gilt. Mit mehr als fünf Millionen verkauften Exemplaren war es auch kommerziell sehr erfolgreich. Eine ambitionierte Aufgabe also, die die sechs Virtuosen aus Mannheim, Ludwigshafen, Karlsruhe und Konstanz mit Bravour lösten.

Dabei gelang es ihnen sogar, den fünf Songs des Albums ein zwar nicht neues, teilweise aber anderes musikalisches Gewicht zu verleihen, was auch für die Qualitäten der Musiker spricht. Bei Thomas Siffling war unverkennbar, dass er die Meisterwerke seines großen Inspirators spielte. Dennoch schaffte er es immer wieder, auch eigene Tonkaskaden einfließen zu lassen.

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Ähnliches gelang auch dem Alt-Saxofonisten Olaf Schönborn, der zunächst lange ganz klangkonform auf den Spuren von Cannonball Adderley wandelte, dann aber doch geschmackvoll über die Stränge schlug und eigene Töne kreierte. Beispielsweise zum Schluss, als er bei einem nicht enden wollenden Solo vollkommen aus sich heraus ging. Und auch der Tenor-Saxofonist Peter Lehel fand den einen oder anderen eigenen Seitenpfad beim Gang durch den von John Coltrane vorgezeichneten Weg.

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Es waren wahre Könner im Einsatz. Sie spielten 60 Jahre danach ein großes Standard-Werk des Jazz perfekt nach und verliehen ihm trotzdem einen ganz eigenen Glanz. Alles andere als leicht bei einem komplexen Album wie diesem, zumal die Musiker dabei auf dem schmalen Grat zwischen reiner Kopie und zu viel eigener Improvisationsfreude wandeln – was jedoch Siffling und seinen Freunden in beeindruckender Balance gelang.

Mit dem Pianisten Volker Engelberth und dem Saxofonisten Peter Lehel standen zwei Landes-Jazzpreisträger auf der Bühne und swingten und improvisierten mit Thomas Siffling und Olaf Schönborn förmlich um die Wette bei einem Rennen, das am Ende nur Sieger kannte. Möglich wurde dies auch dadurch, dass der ungemein groovige Mini Schulz mit seinem teilweise fast rockig-fetzig klingenden Kontrabass sowie der rhythmisch perfekte und meist angenehm-unauffällig zurückgelehnte Schlagzeuger Patrick Mancchini eine solide Basis legten, auf der sich die Solisten austoben konnten und dies dann auch genau so taten, wie es Miles Davis und seine Freunde seinerzeit mit ihrem epochalen Spiel vorgegeben hatten.

Das virtuose "So What", das leicht stampfende "Freddie Freeloader", die tief ins Reich der Träume führenden "Flamenco Sketches", das vollkommen entspannte "Blue in Green" und ganz besonders der Gänsehaut erzeugende "All Blues": Alle fünf Stücke des Albums hätten nicht schöner daher kommen können. Außer vielleicht, wenn dann möglichst bald doch wieder Publikum ins "Ella & Louis" darf.

Hoffentlich werden sie sich dann dort noch einmal die Ehre geben, diese "sechs Könner, die so wundervoll ihr Instrument beherrschen und dann auch noch miteinander harmonisieren", wie es ein weiterer Chat-Teilnehmer formulierte. ",Kind of Blue’ wurde heute neu geboren", urteilte ein weiterer Fan. Dem ist nichts hinzuzufügen.

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