Bettendorffsche Galerie: Protest mit grünen Zweigen
Malerei des Nigerianers Tola Wewe in der Bettendorffschen Galerie in Gauangelloch

Auf die feinen Strukturen kommt es an: Tola Wewes Bilder fordern das genaue Hinsehen. Das trifft auch auf diese Arbeit zu, die derzeit in der Bettendorffschen Galerie in Gauangelloch ausgestellt wird. Foto: zg
Von Arndt Krödel
Im gerade 1000 Jahre alt gewordenen Gauangelloch startete Tola Wewe vor 18 Jahren seine europäische Künstlerkarriere: In der Bettendorffschen Galerie wurde die erste Ausstellung des nigerianischen Malers außerhalb seines Heimatlands gezeigt - ein "Sprungbrett" für seine weitere Entwicklung. Heute stellt Wewe, der als einer der begabtesten künstlerischen Köpfe auf dem afrikanischen Kontinent gilt, international aus, ist mit seinen Bildern aber immer wieder in die Bettendorffsche Galerie zurückgekehrt. Auch jetzt wieder mit neuesten Arbeiten.
Charakteristisch für die Exponate ist einerseits die suggestive Strahlkraft der Farben, die sich mit ihrem ganzen Potenzial entfalten dürfen, andererseits die fast strenge Strukturierung mit Mustern aus geometrischen und organischen Formen, schachbrettartig akribisch zu Serien angeordnet. Wewes Bilder fordern das genaue Hinsehen, den Blick auf die Feinstrukturen, die erst zum eigentlichen Inhalt führen. Sonst sieht man, nach den Worten des Künstlers, nur das, was man sehen möchte.
So erschließt sich eines der beeindruckendsten Exponate mit dem Titel "Protest", das man zunächst als heitere, dynamische Farbkomposition wahrnehmen mag, als weitaus ernsteres Motiv: Menschen befinden sich in einer körperlichen Konfrontation mit der Staatsmacht, grüne Zweige ergänzen die Szenerie - in Nigeria, dem bevölkerungsreichsten Land Afrikas mit einer langen Vergangenheit von Militärdiktaturen, ein Ausdruck des öffentlichen Protests.
Inspiriert zu diesem Bild wurde der 1959 geborene Wewe durch seine Begegnung mit dem nigerianischen Literaturnobelpreisträger Wole Soyinka, dem er durch seine politische Arbeit freundschaftlich verbunden ist. Von dem Schriftsteller stammt das Wort, dass ein Mensch innerlich stirbt, wenn er angesichts der Tyrannei schweigt.
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Tola Wewes Malerei ist ein Spiegel seiner afrikanisch-ethnischen Herkunft und Kultur: Er gehört der etwa 28 Millionen Menschen zählenden Volksgruppe der Yoruba an, die vor allem im westlichen Nigeria angesiedelt ist. Ihr fühlt er sich in seiner Arbeit verpflichtet, die er wie Gleichgesinnte als eine Bearbeitung traditioneller Materialien und Methoden, Formen und Stile betrachtet. Seine Identität als Yoruba spielt stets eine leitende Rolle, sei es im Bild der "Mother from Ibulesoro", einer stolzen, mit natürlicher Würde und - als Dorfvorsteherin - amtlicher Autorität ausgestatteten 86-Jährigen, oder in "Folktails 1 und 2", in einen Blauton getauchte dörfliche Kindheitserinnerungen. Die Spiritualität ist eine wichtige Komponente, wie etwa seine Arbeit "Return of the Ancestors" (Rückkehr der Ahnen) zum Ausdruck bringt.
Männer kommen übrigens in Wewes Werk direkt nicht vor, sieht man einmal vom Doppelbildnis eines Zwillings- und Brautpaars ab. Wie der Künstler sagt, möchte er nur von der Schönheit der Frauen malen und sie damit stärken und ehren. Es seien vor allem Frauen und Kinder gewesen, die in der Vergangenheit leiden mussten - durch die Kriege der Männer.
Info: Bettendorffsche Galerie im Schlossgarten, 69181 Gauangelloch/Leimen. Fr. u. Sa. 14.30-18 Uhr, So. 12-18 Uhr. Bis 21. August.



