Gauangelloch: Porträtfotografien von Norbert Becke in der Bettendorffschen Galerie
Exponate aus seiner großen Einzelausstellung "Hautnah", die in den letzten Jahren unter anderem in der Leipziger Messe zu sehen war, zeigt jetzt die Bettendorffsche Galerie im Schloßgarten in Gauangelloch.

Ein Mädchen vom Stamm der Ari, fotografiert von Norbert Becke. Repro: RNZ
Von Arndt Krödel
Archaische Kulturen in Afrika üben auf ihn eine ganz besondere Faszination aus. Immer wieder zieht es den in Neckargemünd lebenden Dokumentar- und Porträtfotografen Norbert Becke auf den zweitgrößten Kontinent der Erde, den er 2001 zum ersten Mal besuchte. Seitdem bereist er regelmäßig Länder in allen Teilen Afrikas, um mit seinem Kameraobjektiv Menschen der unterschiedlichsten Ethnien einzufangen - auf seine ganz persönliche, sensibel vorgehende Art. Anfänglich vor allem mit Wildlife- und Naturfotografie befasst, sind Porträts die eigentliche Leidenschaft Beckes geworden, dessen Arbeiten das Magazin "Stern" mehrfach zu den besten Bildern des Jahres wählte.
Exponate aus seiner großen Einzelausstellung "Hautnah", die in den letzten Jahren unter anderem in der Leipziger Messe zu sehen war, zeigt jetzt die Bettendorffsche Galerie im Schloßgarten in Gauangelloch. Schon vor fünf Jahren hat der Künstler hier ausgestellt. Den Schwerpunkt bilden diesmal Porträtfotografien aus Äthiopien und Marokko, die meist in diesem oder im letzten Jahr entstanden. Norbert Becke sucht stets die Nähe zu den Menschen, schätzt die Emotionalität der Begegnungen, aus der heraus er mit untrüglichem Gespür für das Charakteristische seine Bilder entwickelt. Menschen zeigen sich darin gänzlich ohne Pose, in faszinierender Natürlichkeit und Anmut, mal scheu und ernst, mal selbstbewusst und fröhlich. Für Becke sind sie weitaus mehr als bloße Motive: Sein Credo "Ein Porträt muss die Seele berühren" erfüllt sich ein ums andere Mal mit überzeugender Kraft und beeindruckender Meisterschaft.
In Äthiopien, einem Land mit mehr als 80 Ethnien und ebenso vielen verschiedenen Sprachen, besuchte der Fotograf das Omo-Tal im Süden. Hier leben zahlreiche Stämme wie vor Tausenden von Jahren in kleinen Hüttendörfern. Das Interesse Beckes gilt stets der einzelnen Persönlichkeit wie auch ihrem Umfeld - niemand weiß, wie lange diese alten Kulturen mit ihren Riten und Traditionen noch existieren, bevor sie vielleicht westlichem Lebensstil und folkloristischem Tourismus anheimfallen. So hat sein Werk auch einen dokumentarischen Aspekt.
Katzenhaft wirkt das mit weißen Punkten geschminkte Gesicht eines Mädchens vom Stamm der Kara, das im Kontrast zum schattigen Hintergrund förmlich leuchtet. Ein Kara-Junge, den Blick gesenkt und die Hand auf seinen Oberkörper gelegt, zeigt sich von oben bis unten mit großflächigen weißen Ornamenten bemalt - ein Bild von dezenter Schönheit. Offen blickt ein Mädchen vom Stamm der Ari in die Kamera, die ihren Kopf mit einem hellrot schimmernden Tuch bedeckt hat. Etwas Unergründliches liegt in ihren Augen und zieht den Betrachter fast magisch an. Norbert Becke verzichtet in seinen Arbeiten völlig auf den Einsatz von Blitzlicht, spielt dafür mit dem natürlichen Licht und den Konstellationen von Sonne und Wolken.
Als kleines Pendant zu den Porträts und getreu dem Titel der Ausstellung "Von Äthiopien bis Zimbabwe" zeigt die Galerie noch kunsthandwerkliche Objekte aus letztgenanntem Land, zum Teil Kleinskulpturen mit Tiermotiven aus Serpentinstein, aber auch Installationen aus dem rotbraunen Holz des Jacaranda-Baums.
Info: Bettendorffsche Galerie im Schlossgarten, 69181 Gauangelloch/Leimen. Fr. bis Sa. 14.30-18 Uhr, Sonn- und Feiertage 12-18 Uhr. Bis zum 29. Mai 2015.



