Hölderlin in Heidelberg

So feiert die Stadt den Dichter in diesem Jahr

Heidelberg feiert Friedrich Hölderlin das ganze Jahr über aus Anlass seines 250. Geburtstags am 20. März

06.03.2020 UPDATE: 07.03.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 57 Sekunden
Sie halten den Dichter der „Heidelberg“-Ode hoch (v. l.): Andrea Merger (Direktorin des Hölderlin-Gymnasiums), Roland Reuß (Germanistik-Professor der Universität), Andrea Edel (Leiterin des Kulturamts) und Frieder Hepp (Direktor des Kurpfälzischen Museums). Foto: Philipp Rothe

Von Volker Oesterreich

Heidelberg. Keine noch so ausgefuchste Marketing-Agentur vermag das, was Friedrich Hölderlin (1770-1843) gelungen ist: Mit seiner 1798 vollendeten und 1801 veröffentlichten Ode "Heidelberg" hat er den Ruhm der Stadt in die höchsten Sphären gehoben. Grund genug, ihn in Heidelberg mit einem so vielfältigen wie spannenden Programm ein ganzes Jahr lang ausgiebig zu feiern, beginnend am 20. März, dem 250. Geburtstag Hölderlins. Gleich um 8.30 Uhr in der Früh laden Schülerinnen und Schüler des Hölderlin-Gymnasiums just an diesem Tag zur poetischen Besetzung der Alten Brücke ein: Friday for Friedrich statt Friday for Future – oder genauer gesagt beides zusammen, da Hölderlin schon 1793 gemeinsam mit Schelling und Hegel eine zukunftsweisende Gesellschafts-Utopie entwarf. Dem Trio ging es darum, den Menschen einen Weg zum guten Leben im Einklang mit der Natur aufzuzeigen.

> Jubiläumswochenende (20.-22. März): Nach der Brückenbesetzung geht’s richtig rund bei Vorträgen und Lesungen, bei einer Poetikrede der Lyrikerin Ulla Hahn oder der szenischen Collage "Zur Blindheit überredete Augen / Hölderlin" des Heidelberger Theaters, das für dieses schauspielerische Solo auf dem Musikfrachter des Beethovenjahrs anheuert. Der Kulturkahn gibt die Bühne noch für weitere Hölderlin-Veranstaltungen frei, darunter eine Jubiläumsnacht. Auch die Nepomuk-Terrasse und ein Festzelt am Neuenheimer Ufer gehören zu den Huldigungsorten für Hölderlin.

> Das Team: Initiator der Festivitäten ist der Heidelberger Germanistik-Professor Roland Reuß, der in der Kulturamtsleiterin Andrea Edel, der Pädagogin Andrea Merger (Direktorin des Hölderlin-Gymnasiums) und Frieder Hepp (Direktor des Kurpfälzischen Museums) sofort begeisterte Mitstreiter fand. Hepp ist der Hüter eines besonderen Schatzes, nämlich der fragilen Original-Handschrift der "Heidelberg"-Ode, deren ersten vier Verse in diesem Jahr die Spatzen von den Dächern pfeifen werden: "Lange lieb’ ich dich schon, möchte dich, mir zur Lust, / Mutter nennen, und dir schenken ein kunstlos Lied, / Du, der Vaterlandsstädte / Ländlichschönste, so viel ich sah."

> Kurpfälzisches Museum (6. Mai bis 12. Juli): Eine Kabinettausstellung dokumentiert die Wirkungsgeschichte des Dichters. Zu diesem Zweck wird die extrem lichtempfindliche Originalhandschrift der "Heidelberg"-Ode aus dem Depot geholt. Weitere Manuskripte und Editionen, darunter die Pindar-Ausgabe der Familie Voß, aber auch Zeichnungen und Gemälde Friedrich und Carl Rottmanns fügen sich zu einem facettenreichen Gesamtbild, das mit der Rezeption durch Hilde Domin oder Michael Buselmeier bis in die Gegenwart reicht.

> Genie, Wahnsinn und noch viel mehr: Die "Nachtgesänge 2.0" mit Poetry Slam auf dem Heidelberger Schloss (7. Juni), die Literaturtage auf dem Uniplatz (24.-28. Juni), das Rockmusical "Hölder" im Augustinum (3, Juli), eine Annäherung des Rappers Torch an Hölderlin mit seinem legendären Album "Blauer Samt"oder eine Tagung über die Pindar-Fragmente (6.-8. Oktober) gehören zu den weiteren Angeboten. Und wenn die Schülerinnen und Schüler des Hölderlin-Gymnasiums vom 4. November bis 31. Januar 2021 Texte des Namenspatrons ihrer Schule lebendig werden lassen, geraten die Versfüße richtig in Trab. Gemeinsam wollen sie den 250 Jahre alten Dichter verjüngen und mit seinem "Hyperion" auch Pfeffer ins Menü streuen, schließlich heißt es darin: "Ach, wär ich nie an eure Schule gegangen!"

Info: Das ausführliche Programm findet sich in einer Broschüre und im Netz: cityofliterature.de/hoelderlin2020

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