Donna Leona und Laura Lato bringen Cher auf die Bühne
Die Sängerinnen bereiten sich im "Team Cher" auf ein ganz besonderes Konzert vor.

Von Daniel Schottmüller
Heidelberg. "Warte, gleich kann man es hören", sagt Donna Leona und lächelt verschwörerisch. Die junge Frau mit der Lockenfrisur nickt im Takt des sommerlichen Popsongs, den sie vor ein paar Minuten eingesungen hat. Als jetzt der Refrain einsetzt, ändert sie unvermittelt den Text ab: "Do you believe in life after love?", singt sie aus vollem Hals. Die anderen drei Musiker im Schwetzinger Tonstudio Cloud 29 stimmen ein: Den Chorus von Chers "Believe" kennen hier alle. Dass er so gut zu Donna Leonas "Goals" passt, ist kein Zufall. "Wir haben uns beim Songwriting an den Akkorden und dem Tempo von ’Believe’ orientiert", verrät sie.
Mit "wir" ist das "Team Cher" gemeint, das die Studentin aus Lüneburg mit ihrem musikalischen Partner Daniloo (Niklas Loose) und Mentorin Laura Lato bildet. Die drei arbeiten diese Woche nicht nur im Studio von Patrick Destandeau zusammen. Sie feilen auch an einem von Cher inspirierten Programm, das sie am Wochenende in Heidelberg vorstellen werden. Donna Leona ist eine von vier Musikerinnen, die sich am Samstag und Sonntag die Sommerbühne des Karlstorbahnhofs teilen. Ausgewählt wurden sie, Johanna Holtzhauer, ELL und Yeama aus mehr als 40 Bewerberinnen, die alle Teil von "Push Forward" werden wollten. Die Idee hinter dem Förderprojekt: Der Karlstorbahnhof und das Netzwerk Women* of Music nehmen die 75. Geburtstage der Sängerinnen Cher, Jane Birkin, Patti Smith und Dolly Parton in diesem Jahr zum Anlass, um für mehr Gleichberechtigung in der Musiklandschaft einzutreten.
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Konkret heißt das, dass die vier Newcomer in den vergangenen Wochen von erfahrenen Musikerinnen gecoacht wurden: Laura Lato, Emma Elisabeth, Alex Mayr und June Cocó. Jeweils eine Mentorin stand einer jungen Künstlerin zur Seite, um sie bei Fragen zu Songwriting und Bühnenpräsenz zu unterstützen. Am Wochenende gehen die Paarungen dann gemeinsam als "Team Cher", "Team Dolly Parton", "Team Patti Smith" und "Team Jane Birkin" auf die Bühne. Ein bisschen erinnert das Konzept an die Casting-Show "The Voice" – "nur das bei uns alle gewinnen", sagt die in Mannheim lebende Laura Lato und lacht.
Donna Leona wohnt zwar fünf Zugstunden entfernt, in Niedersachsen, entschied sich aber, angestoßen von einer Freundin aus der Rhein-Neckar-Region für die Bewerbung bei "Push Forward". Im vergangenen Jahr hätte sie sich noch vorstellen können, in die Stiefelstapfen Dolly Partons zu treten, gibt sie zu: "Ihr ’9 to 5’" hätte ich schon gerne gesungen", sagt die junge Frau, die mit bürgerlichem Namen Leona Lenßen heißt. Spätestens aber seit sie und Daniloo mit Laura Lato und deren Produzenten per Videokonferenz die ersten musikalischen Ideen im "Team Cher" austauschten, war klar: Die Popikone und Leona sind ein Match. Als jemand, der sich für Feminismus und Body Positivity einsetzt, bewundert die Studentin, wie Cher es schafft, aus patriarchalischen Strukturen auszubrechen. "Sie macht sich nicht klein, stattdessen sagt sie: ’Ich kann das!’" Dass Songs wie "Strong Enough" ein selbstbewusstes Frauenbild vermitteln, gefällt Donna Leona: "Man braucht keinen Mann zum Glücklichsein", findet sie.
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Ihre Mentorin erinnert daran, dass sich Cher auch musikalisch immer zugetraut hat, Neues auszuprobieren. Etwa, als sie mit über 50, als einer der ersten Popstars überhaupt, Autotune-Effekte einsetzte. "Auch Leona wagt sich gerade aus ihrer Komfortzone", freut sich Laura Lato. Weil ihr Mentee vorher noch nie in einer Gruppe Songs geschrieben hatte, sei es ihr wichtig gewesen, sich selbst zurückzunehmen. "Es kam auch mal vor, dass ich einfach nur mitgeschrieben habe, wenn Leona von ihren Ideen erzählt hat." Die Musikerinnen schätzen an "Push Forward" gerade, dass die Kooperation zwischen Frauen im Mittelpunkt steht. Beide freuen sich schon, die anderen drei Teams kennenzulernen.
Und auch wenn es erst ihr zweiter Auftritt vor Live-Publikum ist: Aufgeregt wirkt Donna Leona nicht. Sie kann das.