Vor zehn Jahren wurde die Tanzallianz gegründet
Unterwegstheater und Städtische Bühne feiern Jubiläum des "TANZ"-Zusammenschluss.

Von Ingeborg Salomon
Heidelberg. Nicht nur die Universität kann Exzellenz, auch das Choreographische Centrum (CC) Heidelberg ist exzellent. Seit es vor zehn Jahren als Kooperation von Theater und Orchester der Stadt mit dem Unterwegstheater in der Hebelstraße 9 gegründet wurde, wird TANZ in der Stadt eigentlich großgeschrieben. Dieser Zusammenschluss zwischen einem städtischen und einem freien Privattheater ist in der Bundesrepublik einmalig.
Über 110 Choreografen aus aller Welt haben am CC gearbeitet, über 300 Tänzerinnen und Tänzer sind hier aufgetreten und die Tanzbiennale, die vom 27. Januar bis 5. Februar 2023 bereits zum fünften Mal stattfindet, verspricht wieder ein fantastisches Programm. "Es wird großartige", verriet Unterwegstheater-Mitbegründerin Jai Gonzales im Vorfeld. Viele Gründe also, diesen zehnten Geburtstag zu feiern, mit allen, die dazu beigetragen haben, dass aus der Kooperation eine Erfolgsgeschichte wurde.
Das ist nicht selbstverständlich, denn Künstler seien "nicht einfach", erklärte die ehemalige Stadträtin Dorothea Paschen, selbst Schauspielerin, und schaute verschmitzt zu Intendant Holger Schultze und zu Unterwegstheater-Leiter Bernhard Fauser. Zwischen den beiden habe es auch mal ordentlich gekracht, aber inzwischen seien die unterschiedlichen Kooperationspartner bestens aufeinander eingetaktet, war zu hören.
Die gönnten sich denn auch gegenseitig nette Worte: Schultze sei "ein gnadenloser Verkäufer vor dem Herrn", Fauser und seine quirlige Tanzcompagnie hätten diesen "Riesensaal fast alleine bespielt". Verdientes Lob, vor allem, wenn man sich die Anfänge der Allianz vor Augen führt. Die Hebelhalle war ein heruntergekommenes Gebäude, durch dessen Eternitdach es auf den Betonboden regnete.
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Dass der Baukredit genehmigt und aus der maroden Halle eine funktionstüchtige Aufführungsstätte entstanden ist, sei vielen privaten Förderern zu verdanken sowie den Zuschüssen, die Gemeinderat und Land bewilligt hatten.
Oberbürgermeister Eckart Würzner bedankte sich dafür ausdrücklich auch bei der ehemaligen Wissenschaftsministerin Theresia Bauer. Die Konkurrenten um den Chefsessel im Heidelberger Rathaus saßen friedlich vereint in der ersten Reihe neben zahlreichen weiteren Gästen.
Stellvertretend blickten die ehemaligen Gemeinderätinnen Dorothea Paschen und Annette Trabold auf die kulturpolitischen Hintergründe des Tanzes in Heidelberg zurück, vom 2019 verstorbenen Johann Kresnik über den kurzlebigen Zusammenschluss mit dem Tanztheater Freiburg zum Physical Virus Collective (pvc) über die unvergessenen Inszenierungen von Nanine Linning.
Seit vier Jahren leitet Iván Pérez das Dance Theatre Heidelberg (DTH) – sehr erfolgreich, wie eine Kostprobe aus "Rite of Spring" bewies. Dabei setzen seine Tänzer und Tänzerinnen die ikonische Musik von Igor Strawinsky in Körpersprache um – exzessiv, akrobatisch und ein gewaltiger Kraftakt.
Fast zurückgenommen wirkte dagegen die Uraufführung von "Kreisleriana", die Jai Gonzales zu Musik von Robert Schumann choreografiert hat. Der Zyklus gilt als Schlüsselwerk romantischer Klavierliteratur, am Flügel setzte Katharina Olivia Brand es grandios um.
Vier Tänzer und eine Tänzerin aus dem Ensemble des Unterwegstheaters beeindruckten das Publikum gleichermaßen. "Weiter so!" rief Dorothea Paschen allen Beteiligten zu, bevor in der Hebelhalle kräftig gefeiert wurde.



