Thomas Hampson erhielt Musikpreis des Frühlings
Der Starbariton ist Heidelberger mit Leib und Seele. Das Musikfestival feiert 25-jähriges Jubiläum.

Von Matthias Roth
Heidelberg. Richtig gefeiert, also mit allen, für die der Heidelberger Frühling über die Jahre zur Herzenssache geworden ist (und das sind sehr viele), wird erst im nächsten Jahr. Das hat coronabedingte Ursachen. Dann ist das Festival auch wirklich 25 Jahre alt, denn 1997 fand es zum ersten Mal statt.
Aber ein bisschen feiern wollte man den 25. Jahrgang trotz der derzeit misslichen Lage und des zweimaligen (Fast-) Totalausfalls – wenn auch nur in kleinem Kreis, unter strengen 3G-Auflagen und mit insgesamt wenig Pomp. Aber Pomp war nie die Sache des "Frühlings". Viel Prominenz kam doch, von Ministerin Theresia Bauer bis Heidelbergs Kulturbürgermeister Wolfgang Erichson und seinem Vorgänger Joachim Gerner.
Gegebener Anlass war die Überreichung des schon im letzten Jahr vergebenen Musikpreises des "Frühlings", der aber 2020 aufgrund der Pandemie nicht überreicht werden konnte. Preisträger war kein Geringerer als der Starbariton Thomas Hampson, dem das Heidelberger Festival viel verdankt, seit er 2004 hier seinen ersten Liederabend gab. Nun endlich konnte er den vom Festivalsponsor HeidelbergCement, der den "Frühling" seit seinem Gründungsjahr unterstützt, gestifteten Preis entgegennehmen.
Der Heidelberger Frühling verdankt ihm wirklich viel, denn Thomas Hampson und die Hampson-Foundation engagierten sich sehr rasch, sehr fachkundig und letztlich auch sehr konkret (mit Fördermitteln) für das Kunstlied, ein Herzstück des Festivals. Es hat seit dem Symposium zu "Des Knaben Wunderhorn" und den vielen Vertonungen dieser Texte 2006 einen festen Platz in dieser Stadt und ist mit der Gründung von Lied Akademie 2011 und Internationalem Lied Zentrum 2016 zu einem wirklich internationalen Treffpunkt des Lieds geworden. Hampson, als Lied-Sänger neben seinen Opernengagements (rund 70 Rollen soll er beherrschen) überaus profiliert, avancierte so mit jährlichen Besuchen, einer Honorarprofessur an der Universität und als Lehrer bei den "Frühlings"-Akade-mien schnell zum kulturellen Heidelberger Urgestein.
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Dass er ein eloquenter Kenner der Romantik ist und fließend Deutsch spricht, mag viele überraschen. Aber mehr noch überrascht, dass er nachdrücklich und unermüdlich den Hiesigen deutlich macht, was sie hier direkt vor der Nase haben und zu oft gering schätzen. Das Potenzial, das hier verborgen liegt, erkannte der weltberühmte Opernsänger und Lied-Spezialist geradezu spontan – bei einem Abendessen im Europäischen Hof. Seither ist er Heidelberger mit Leib und Seele, und sein Blick von außen kann für die Eingeborenen durchaus heilsam sein.
Doch der Sänger, der vor 40 Jahren seine erste (Sprech-!) Rolle an der Deutschen Oper Düsseldorf erhielt, mag so viel Bewunderung, wie sie ihm Festivalleiter Thorsten Schmidt und Laudator Jens Malte Fischer hier entgegenbrachten, eigentlich gar nicht. Als er selbst zum Mikrofon greift, überrascht er mit dem, was er selbst der Stadt verdanke: Heidelberg war ihm – dem 1955 in Indiana/USA Geborenen – offenbar immer eine Sehnsucht. Mit Frau und junger Tochter sei er von Düsseldorf im Auto hierher gefahren, sein erster größerer Ausflug in Deutschland. Diese Stadt sei von Anfang an etwas Besonderes gewesen, und Gattin Andrea und er hätten hier nach der Wiederbegegnung 2004 eine Heimat gefunden, die "sehr wohltuend ist im reisenden Dasein eines Künstlers".
Dass "Bildung ein Menschenrecht" sei, so Hampson, das wurde im Kreis der Ehrengäste dieser Veranstaltung im Neubau der HeidelbergCement-Zentrale in Neuenheim mit sehr viel Beifall aufgenommen. Als Vertreter der jungen Generation dankte ihm auch der Bariton Lars Conrad, Stipendiat der Lied Akademie, der zusammen mit der Sopranistin Ketevan Chuntishvili und Kunal Lahiry (Klavier) Lieder und Duette von Schubert bis Copland vortrug.



