Galerie p13 in Heidelberg

Tiefes Schwarz trifft helles Rosa

Friedemann Hahn präsentiert eine Ausstellung mit Malerei und Grafik

02.04.2018 UPDATE: 03.04.2018 06:00 Uhr 1 Minute, 58 Sekunden

Vitaler Pinselstrich: Friedemann Hahns "Akt". Foto: Friederike Hentschel

Von Heide Seele

Heidelberg. Bilder mit einem Geheimnis machen es dem Betrachter oftmals nicht leicht, aber sie fordern seine Aufmerksamkeit ebenso heraus wie seine Forscherlust. So ergeht es mal wieder dem Besucher von Kristina Hoges Galerie in der Heidelberger Altstadt. Friedemann Hahn ist hier zu Gast, und dies nicht zum ersten Mal. Der Künstler mit Vorbildern wie Vincent van Gogh, Paul Cézanne oder Claude Monet zeigt erneut Malerei und Grafik und protzt dabei mit Riesenformaten. Platz müsste man haben.

Der 1949 geborene Künstler, der in Todtnau-Brandenberg lebt und arbeitet, war bei Peter Dreher an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste in Karlsruhe ausgebildet worden, und die meisten seiner Arbeiten strahlen eine angenehm-naturhaft-sinnliche Stimmung aus. Das resultiert aus der von ihm stets subtil eingesetzten Farbigkeit, ist aber auch in den Sujets begründet, unter denen Naturhaftes den höchsten Stellenwert einnimmt.

Diesmal hat Hahn, der in den 1980er Jahren die Malerei erneuern wollte und zur ersten Riege der bildenden Künstler in Deutschland zählt, ausschließlich Ölbilder mitgebracht. Ihre Zahl ist überschaubar, der Eindruck, den sie auf den Besucher ausüben, dagegen groß. Sieht man genau hin, dann kann man hinter den kraftvollen Schraffuren einiges erkennen, zum Beispiel ein Gesicht, womit die Distanz zwischen Vorder- und Hintergrund aufgehoben wird.

Dies ist durchaus eine dezente Aufforderung des Künstlers an den Betrachter, die Arbeiten nicht nur im Vorbeischlendern (mit einem Glas Wein in der Hand) zu beachten. Sie verdienen Aufmerksamkeit und außerdem genaues Hinsehen. Ihre Aura ist groß. Ihre Schönheit desgleichen. Von ihr war auch der verstorbene Heidelberger Kunsthistoriker Peter Anselm Riedl angetan, der in einem Aufsatz den Maler mit dem Satz zitierte: "Ein Bild ist nicht nur die Illustration eines Gedankens. Das Bild ist der Gedanke. Aber manchmal dürfen Bilder auch einfach nur schön sein."

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Hahns letzte Ausstellung bei Kristina Hoge liegt vier Jahre zurück. Der emeritierte Kunstprofessor und Sohn eines Künstlers hatte in Mainz gelehrt, stammt aber aus dem Schwarzwald und lebt jetzt in Schleswig zwischen den Meeren. Unlängst veröffentlichte er seinen ersten Krimi auf der Buchmesse in Leipzig. Er ist also mehrfach begabt, zumal ihn auch das Medium Film interessiert.

Dies signalisiert beispielsweise sein Porträt von Charakterdarsteller und Kraftprotz Lino Ventura (1919-1987), das den Cineasten zum Wiedererkennen aufruft. Bei der gemalten Pistole ist es Hahn gelungen, deren metallischen Charakter zu betonen.

Überhaupt sind die vom Künstler bevorzugten Farben ungewöhnlich, vor allem in ihrer Kombination. Da wird tiefes Schwarz mit hellem Rosa kontrastiert oder sachtes Grün mit Violett. Mit derlei Reibungen gelingt es Friedemann Hahn, seinen Werken eine fast märchenhafte Aura zu verleihen, die auch vexierbildhafte Effekte aufweist.

So erkennt der aufmerksame Besucher, dass sich inmitten einer scheinbar naturhaften Szene ("Der Bretone") ein Gesicht befindet. Friedemann Hahn überlässt nichts dem Zufall. Alles ist kalkuliert trotz der so spontan anmutenden Dynamik seiner Werke. Zu seinem vitalen Pinselstrich korrespondieren die kraftvollen Farben und deren kühne Kombination wie Rosa mit Schwarz, Blau mit Weiß.

Außerdem ist Friedemann Hahn ein Cineast. Darauf verweist die Szene aus dem "Malteser Falken" in seinem amerikanischen Stillleben.

Info: Die Ausstellung mit Malerei und Grafik von Friedemann Hahn in der galerie p13 in Heidelberg läuft bis zum 22. April.

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