Heidelberger Galerie p13

Stahl ist das Material von Reinhard Scherer

Reinhard Scherer zeigt in Kristina Hoges Heidelberger Altstadt-Galerie Skulptur und Grafik

27.07.2017 UPDATE: 28.07.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 41 Sekunden

"Gefüge XV" heißt diese filigrane Skulptur, die auf weißer Wand gut zur Geltung kommt. Foto: Hentschel

Von Heide Seele

Dieser Künstler hat viel vorzuweisen. Er pflegt ein ausgeprägtes Gespür für den Raum, dessen Dimensionen und die ihnen entsprechenden Möglichkeiten. Im Freien aufgestellt setzen seine Arbeiten Zeichen, und ihre Kraft und Anmut basieren nicht nur auf dem von Reinhard Scherer favorisierten Cortenstahl, sondern resultieren auch aus seinem hoch entwickelten Formgefühl. Die "Balance" oder schlicht "Gefüge" genannten Konstrukte entwirft er so, dass sie in einen spannenden Dialog mit der sie umgebenden Landschaft treten können. Davon kann man sich jetzt verständlicherweise nur im Katalog informieren und nicht in der Ausstellung, denn diese muss sich notgedrungen auf relativ Kleinformatiges im Bereich von Skulptur und Grafik beschränken.

Die recht handlichen Arbeiten, die der bei Heilbronn lebende Bildhauer in verschiedenen Werkgruppen vorstellt, verdienen Beachtung aufgrund ihrer eleganten Formgestaltung, die in Kontrast zum harten Material tritt. Auf fast eigensinnig anmutende Weise scheinen die einzelnen vertikalen Partien oder "gekrümmten Fassungen" zu konkurrieren und dabei eine spannende Zwiesprache zu halten. Der Stahl, Scherers genuines Material, wirkt dabei so leicht und biegsam, dass ein Titel wie "Bewegtes Gefüge" plausibel erscheint. Das so benannte Objekt wurde mit seiner Höhe von 960 cm natürlich für den Außenraum konzipiert - nicht anders als das "Mahnmal Schorndorf", das auf dem dortigen Friedhof einen nachdrücklichen Akzent setzt.

Kristina Hoges Galerie beherbergt in ihrem Innenraum 14 Arbeiten und im Lichthof die "Raumfassung kristallin IV". Gitter und Netze spielen bei Scherer eine prägnante Rolle und natürlich die Räumlichkeit, dies besonders auffällig bei jenen Objekten, die ihren Standort im Freien haben. Dass Scherer als Material immer Stahl oder Cortenstahl wählt, möchte man kaum glauben, denn seine Arbeiten strahlen Eleganz und Virtuosität aus wie zum Beispiel seine "Netzwerke", die erstaunlich fein und fragil anmuten, während das "Gefüge XIII" Gedanken an geknautschte Pappe aufkommen lässt.

Der Eindruck des Massig-Schweren stellt sich daher nur selten ein. Der Künstler versteht mit der Fläche zu spielen und verrät dabei stets sein ästhetisches Feingefühl und seinen Hang zur Eleganz. Dennoch ist dabei die große Präzision zu erkennen, die zum Beispiel notwendig ist für das Zusammenfügen der Flächenteile. Scherer versteht es, Bewegung zu suggerieren und definiert den Raum über Fläche oder Linie. Selbst die geschmiedeten Wandarbeiten, die man meint aufklappen zu können, transportieren den Faktor Bewegtheit, und einige der dreidimensionalen Wandarbeiten lösen mit ihren Strukturen Assoziationen an Stadtpläne aus, denn auch hier geht es ums Verdichten. Dabei wird der Vorstellungskraft des Betrachters ebenfalls viel Freiraum gestattet. Die Objekte des Künstlers wirken elegant auf weißer Wand, und die Farbigkeit des Stahls wird stets beibehalten.

Info: Die Ausstellung in der Galerie p13, Heidelberg, Pfaffengasse 13, läuft bis 3. September.

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