Freundliche Zombies

Galerie P13 erinnert an den Zeichner und Maler Matthias Maaß

Der Künstler starb im Mai dieses Jahres. Das Werk des Zeichners und Malers entwickelt sich inzwischen zu einer Art "Kult-Kunst" Heidelbergs.

29.11.2019 UPDATE: 30.11.2019 06:00 Uhr 1 Minute, 42 Sekunden
Ein Familienbildnis? Ölgemälde von Matthias Maaß. Foto: MR.

Von Matthias Roth

Heidelberg. Als man dem Künstler zum 60. Geburtstag eine Ausstellung in der Heidelberger Galerie P13 ausrichtete, dachte keiner, dass es die letzte sein würde zu seinen Lebzeiten. Nun gedenkt man mit einer erneuten Ausstellung des im Mai Verstorbenen, der dieser Tage seinen 61. Geburtstag gefeiert hätte: Matthias Maaß.

Das Werk des Zeichners und Malers entwickelt sich inzwischen zu einer Art Kult-Kunst dieser Stadt, in der er lebte. Viele verbinden noch persönliche Erinnerungen mit ihm, etwa bei Gelegenheit der jetzigen Vernissage in der Pfaffengasse. Sein umfangreiches Werk beginnt aber bereits, ein Eigenleben zu führen. So wurde etwa über rund zwei Dutzend "Tagesbilder", wie Galeristin Kristina Hoge sie nannte, heftig diskutiert, Bildern also, die zu seinen täglichen Arbeiten gehörten und die er akribisch mit Datum und Signatur versah. Meist sind es mit Tusche gezeichnete Köpfe, die er anschließend kolorierte: Einige dieser Bilder aus der Sammlung von Wilhelm Kampik fallen durch kuriose, poetische Titel auf, oder die gezeichneten Figuren machen seltsame Handbewegungen, als wollten sie einen grüßen.

Auch seine Frauenporträts sind bemerkenswert. Die zeichnerische Handschrift des Künstlers ist dabei unverkennbar, sein scheinbar unkontrollierter, krakeliger Strich, der sich dann unversehens zur Figur, zum Kopf, zur Büste formt, manchmal dem Kubismus nahe, dann auch der Art brut.

Auf drei größeren Aquarellen am Eingang der Galerie sieht man, wie sich die Linie quasi von selbst fortführt und im schlängelnden Prozess neue Figuren hervorbringt. Kristina Hoge sprach nicht ohne Grund von einer Form des "Automatischen Schreibens" bzw. Zeichnens, wie es die Surrealisten pflegten.

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Drei frühe Arbeiten in größeren Formaten ziehen daneben die Blicke auf sich: Zum einen eine Kohlezeichnung auf Leinen, aber auch ein "Selbstporträt im Armani-Anzug" (1984) auf – inzwischen recht fragilem – Packpapier. Konservatorische Aspekte kommen da durchaus ins Spiel, wie überhaupt die Frage, wo der umfangreiche Nachlass des Künstlers neben dem Prinzhorn-Museum eine dauerhafte Bleibe finden könnte. Dass das Werk des Matthias Maaß ein in seiner Art in Heidelberg völlig singuläres ist, scheint heute schon unbestritten.

Ein besonderes Objekt dieser Ausstellung ist das großformatige Ölbild, das im zeitlichen Umfeld des großen "Totenmahls" entstand, das in der Kopfklinik seinen Platz gefunden hat: Zirka vier Wochen nach diesem wurde das jetzt in der Galerie P13 gezeigte Gemälde mit sechs Köpfen erstellt. In ihrer zombiehaften Verschrobenheit starren einen diese Gesichter unerwartet freundlich an, so dass man sie als "Familie" deuten kann. Die wahre Bedeutung dieses pastos gemalten Bildes ist trotz offensichtlich biografischer Bezüge allerdings unbekannt.

Ebenso rätselhaft das vermutlich letzte Bild des Malers, "Im Blitzlicht": Die Buchstaben "Licht" wiederholen sich im Hemdkragen des mit Tusche und Aquarell Porträtierten: eine Vorahnung?

Info: Galerie P13 Heidelberg, Pfaffengasse 13, bis Jahresende. Geöffnet Donnerstag und Freitag 14.30 bis 18 Uhr, Samstag und Sonntag 14.30 bis 17 Uhr.

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