Saxofonist Archie Shepp kommt zurück
Archie Shepp kommt zu Enjoy Jazz ins Feierabendhaus der BASF für einen Konzert-Höhepunkt

Archie Shepp. F.: dpa
Von Christian Broecking
Jedes Mal, wenn Festivalleiter Rainer Kern von seinem alljährlichen Besuch bei Archie Shepp aus Paris zurückkehrt, steht ihm die Vorfreude ins Gesicht geschrieben. Erneut konnte er den großen Saxofonisten für einen Konzert-Höhepunkt seines Enjoy Jazz Festivals verpflichten. Im Mai dieses Jahres feierte Shepp seinen 80. Geburtstag, ein Rückblick auf sein Schaffen führt tief in die sogenannte Negro Traditional Music, die alten Spirituals, Ring Shouts und Worksongs, die er als wesentliche Grundlage des Swing und der schwarzen Instrumentalmusik bezeichnet.
Auf dem Höhepunkt der Proteste gegen den Vietnam-Krieg hatte Shepp sein Saxofon zum Maschinengewehr des Vietkong erklärt, in den 1970er Jahren begann er sich der Balladentradition des Jazz und schließlich dem Blues zuzuwenden. Als zur Jahrtausendwende seine CD "Live in New York" erschien, widmete das amerikanische Fachblatt "Jazz Times" ihm sogar die Titelstory - und das nach 30 Jahren, in denen Archie Shepp zwar eine Professur in seinem Heimatland innehielt, seine Musik aber ausschließlich für kleine japanische und europäische Labels aufnahm.
"Der Jazz ist tot!" konstatiert Shepp heute mit Blick auf die afroamerikanischen Jugendlichen. Der Rapper habe den Jazzmusiker von einst ersetzt. Der klassische Hit im Shepp-Repertoire ist seine Komposition "Mama Rose". Es gibt kein Konzert ohne jenen Song für die Großmutter, die ihm einst sein erstes Saxofon schenkte - gerade noch in Raten bezahlbar.
Auf seinem eigenen Label Archieball erschienen zuletzt das Duo-Album "Wo!man" mit Joachim Kühn und das 2015 für einen Grammy nominierte Archie Shepp Attica Blues Orchestra mit "I Hear the Sound". Kritiker haben Shepp einst vorgeworfen, dass er sein Instrument nicht richtig beherrsche und er das durch sein radikales Gerede übertünchen würde.
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Info: Ludwigshafen, BASF-Feierabendhaus, 28.10.