Plus "Elektrik Pony Cup" in Mannheim

Die Schwester des Maifeld Derbys mag es regional

Diesen Freitag ist Premiere: Mit dem "Elektrik Pony Cup" findet erstmals ein Mannheimer Musikfestival zeitgleich in Forum und Alter Feuerwache statt.

09.11.2023 UPDATE: 09.11.2023 17:00 Uhr 3 Minuten
Sie mischt gerade die deutsche Popszene auf: Paula Carolina. Foto: ericjoelnagel

Von Hannes Huß

Mannheim. Zeitgemäßer als der Elektrik Pony Cup? In puncto Musik ist das schwer vorstellbar. Das Team des Maifeld Derbys hat sich für sein Zwillingsfestival eine klare inhaltliche Ausrichtung vorgenommen: "Neue Neue Deutsche Welle" lautet das inoffizielle Motto. Was 2016 mit dem Debütalbum des Pfälzers Drangsal begann, hat sich längst zu einer richtigen Szene entwickelt.

Gemein ist diesen Acts, von denen 19 am Wochenende in Mannheim auftreten werden, die Orientierung am britischen "New Wave" der Sorte New Order und Tears for Fears. Der Durchbruch in den Pop-Mainstream erfolgte schlussendlich mit dem Stuttgarter Edwin Rosen, der sich inzwischen zu einem Fixpunkt entwickelt hat.

Bevor am Freitagabend zur Festivalpremiere die Synthesizer aufgedreht werden, ist Elektrik-Pony-Cup-Initiator Timo Kumpf die Aufregung anzumerken: "Ich bin absolut Feuer und Flamme", strahlt er beim RNZ-Interview. Im Gegensatz zum großen Maifeld Derby, bei dem er jeden Sommer Wert auf ein Line Up mit internationaler Strahlkraft setzt, ist die Ausrichtung dieses Mal regionaler.

Dass mit Bands wie Cabin on Pluto, Cinemagraph oder John Doe Lokalhelden, die auch schon beim Maifeld Derby spielten, dabei sind, freut ihn: "Da gibt es auf jeden Fall eine gewisse Verbundenheit." Neben diesen lokalen Acts sind am Freitag und Samstag allerdings auch solche von deutschlandweiter Strahlkraft dabei, wie Alli Neumann, Mia Morgan oder Bibiza – alles Bands und Künstler, die aktuell überregional auf Tour sind.

Die Kombination aus nationaler Bekanntheit und lokaler Verwurzelung findet ihren Höhepunkt in der Wahl-Mannheimerin Paula Carolina, die seit ihrer Single "Trophäe!" in aller Munde ist. "Der Elektrik Pony Cup ist wahrscheinlich der einzige Tourtermin von ihr, für den es noch Tickets gibt", betont Kumpf.

Doch nicht nur das Lineup stellt für ihn etwas Einzigartiges da. Zum ersten Mal kann der Konzertveranstalter die beiden Mannheimer Kulturhäuser Alte Feuerwache und Forum gleichzeitig bespielen. "Man wird durch die Tiefgarage von Club zu Club laufen können."

Bei den lokalen Bands ist die Vorfreude mindestens so groß wie bei Kumpf: Jakob Hamaloda, der mit Yara den Samstagabend eröffnet, sieht es als "große Ehre", zum Lineup zu gehören. Die Mannheim-Heidelberger Band sei "superaufgeregt", erzählt er im RNZ-Gespräch. Aktuell befindet sich die Gruppe vor allem im Studio, – da kommt so ein Festival gerade Recht, meint Hamaloda: "Wir können mal gucken, bei welchen der neuen Songs das Publikum sofort mitzieht."

Dass das Elektrik-Pony-Cup-Publikum indie-affin sein dürfte, wird helfen, glaubt der Sänger und Gitarrist: "Das ist dann schon was anderes, als irgendwelche Volksfeste, wo sich die Leute eher eine Coverband wünschen." Sowieso möchten er und seine Band sich immer weiter in Richtung Alte Feuerwache bewegen: "Da ist das ein richtig guter Schritt."

Diesen Schritt haben Cabin on Pluto aus Mannheim bereits hinter sich. Die Band um Sänger Ben Neugebauer ist mit ihrem Post Punk schon im Juni auf dem Maifeld Derby aufgetreten, die Vorfreude auf den "kleineren" Elektrik Pony Cup ist davon aber unberührt. "Wir sind richtig motiviert, auf der Bühne alles zu geben."

Dass mit Rar das Nachfolgeprojekt des Fibel-Sängers Jonas Pentzek ebenfalls beim Elektrik Pony Cup auftritt, sei etwas Besonderes: "Fibel waren für uns am Anfang eine große Inspiration in Richtung Wave-Musik", erzählt Neugebauer.

Auch Kumpf sieht den Auftritt von Rar als absolutes Highlight: "Fibel haben ja immer mehr einen Kultstatus hier in der Region entwickelt", verweist er auf die Geschichte der Band. Cabin on Pluto haben sich inzwischen von ihren Wave-Einflüssen weiterentwickelt, mit ihrem rohen Post Punk schielt die Gruppe mittlerweile mehr nach Großbritannien: "Da sind Shame und Idles für uns ganz wichtig", erklärt Neugebauer.

Einen leicht wehmütigen Tipp haben Cabin-on-Pluto-Sänger Neugebauer und Kumpf auch noch: Cinemagraph. Die Mannheimer Indierock-Band spielt ausgerechnet bei dem neuen Indoor-Festival ihr allerletztes Konzert, danach löst sie sich auf. "Das wird natürlich bittersüß", beschreibt Gitarrist Paul Schmitt die Gefühlslage vor dem Auftritt.

Vor allem, dass die Band ihren Ausstand jetzt auf dem Zwilling des Maifeld Derbys – "da war unser erster großer Auftritt" – feiert, beschreibt er als "schöne, runde Nummer". Beim letzten gemeinsamen Gig möchten er und seine Bandkollegen nochmal "alles geben", ein paar neue Coverversionen einstudieren und vor allem ein letztes Mal mit befreundeten Bands wie Cabin on Pluto feiern.

Ob es mit dem Elektrik Pony Cup auch in Zukunft weitergehen wird, kann Kumpf derweil noch nicht sicher sagen: "Ich hätte auf jeden Fall Lust." Doch eine Neuauflage hängt von verschiedenen Faktoren ab, nicht zuletzt der Zukunft des Forums. Dieses soll umziehen. Wie es mit der Bühne weitergeht, weiß Kumpf aktuell nicht genau.

Im Moment ist er gedanklich aber ganz bei dem "Neue Neue Deutsche Welle"-Feuerwerk, das die insgesamt 19 Acts am Freitag und Samstag in Mannheim zünden werden: "Wir haben ein qualitativ wahnsinnig gutes, stimmiges Line-up", ist sich Kumpf sicher. "Das wird richtig schön werden!"

Info: Tickets für das Festival und das gesamte Line-up gibt es online unter: www.elektrikponycup.net

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