"Meine Freude über den Ring ist groß"
Cornelius Meister steht vor seinem Bayreuth-Debüt mit dem "Ring des Nibelungen". Für "Tristan und Isolde" hat er keine Zeit mehr.



Stuttgarter Generalmusikdirektor
Von Jesper Klein
So viele neue Opern gab es in Bayreuth noch nie zu sehen: Nicht nur feierte zur Eröffnung der Festspiele "Tristan und Isolde" unter der Regie von Roland Schwab Premiere, auch ein ganz neuer "Ring" wird mit Spannung erwartet. Regie führt der erst 33 Jahre junge Regisseur Valentin Schwarz, am Pult wird der langjährige Heidelberger und aktuelle Stuttgarter Generalmusikdirektor Cornelius Meister stehen.
Es sind turbulente Zeiten – für Meister wie für die Festspiele, die sich zudem mit Sexismus-Vorwürfen auseinandersetzen müssen. Wirklich reibungslos lief die Festspielmaschinerie schon zuvor nicht. "Ring"-Dirigent Pietari Inkinen erkrankte schwer an Corona. Der einspringende Meister musste dafür "Tristan und Isolde" aufgeben. Der Plan: Meister könne den "Tristan" ja auch im kommenden Jahr noch dirigieren. Doch daraus wird wohl nichts, wie der Dirigent jetzt im RNZ-Interview preisgab.
Herr Meister, eigentlich sollten Sie mit "Tristan und Isolde" Ihr Bayreuth-Debüt feiern. Jetzt ist es nach der Erkrankung von Pietari Inkinen doch gleich der ganze "Ring" geworden. Was war größer, als Sie die Anfrage erreichte: die Freude oder der Schock?
Meine Freude über den "Ring", der ja von der Deutschen Grammophon auch für eine DVD aufgezeichnet wird, war und ist groß.
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Wie sieht im Moment Ihr Tag aus, machen Sie überhaupt irgendetwas anderes als zu proben?
Derzeit eigentlich nicht. Aber ab Ende August wird es auch wieder viel anderes im Leben geben. Die Schulferien gehen ja bis Mitte September.
Sie erarbeiten gerade auch an der Stuttgarter Staatsoper einen "Ring". Wie leicht oder schwer war es für Sie, jetzt in die Bayreuther Produktion einzusteigen?
Valentin Schwarz, der früher Regieassistent in Stuttgart war, kannte ich bereits vor Bayreuth. Ich schätze ihn sehr. Gestern haben wir uns beide daran gefreut, dass bei der "Rheingold"-Generalprobe alle Beteiligten so quirlig und aktiv miteinander agiert haben – sowohl szenisch als auch musikalisch.
Schmerzt es Sie, dass Sie die "Tristan und Isolde"-Produktion, in die sicher viel Energie geflossen ist, nun doch wieder abgeben mussten?
Ich dirigiere "Tristan und Isolde" einfach unglaublich gern. Daher freue ich mich immer, das Werk zu musizieren, auch wenn es in diesem Jahr nur in Proben war. Das Angebot der Festspiele an mich für den "Tristan" im nächsten Jahr, das Bayreuth ja vor zwei Wochen bereits veröffentlicht hatte, war großartig, aber leider wird es wohl nichts damit, da ich an wichtigen Probenterminen nur verfügbar wäre, wenn ich anderswo fest Zugesagtes in den Wind schlüge.
Haben Sie gerade ein Ohr für die aktuelle Debatte um Sexismus bei den Festspielen?
Für dieses wichtige Thema habe ich immer ein Ohr. Sobald Genaueres bekannt sein wird, werden wir Mitwirkenden uns eine Meinung dazu bilden können.
Info: Der Bayreuther "Ring" beginnt am 31. Juli mit dem "Rheingold".




