Autorin des Jahres 2022

Nina George ist "gewitzt, schlagfertig und unverfroren mutig"

Die Bestseller-Autorin wurde in Heidelberg vom Verein "Autorinnenvereinigung" ausgezeichnet.

13.03.2022 UPDATE: 14.03.2022 06:00 Uhr 2 Minuten, 31 Sekunden
Nina George. Foto: F. Hentschel

Von Marion Gottlob

Der Bestseller-Autorin Nina George kamen die Tränen. So gerührt war sie über die Auszeichnung zur "Autorin des Jahres 2022" der Autorinnenvereinigung e.V. (AV). Für die Verleihung war sie extra aus der französischen Bretagne nach Heidelberg ins Montpellier-Haus gekommen, wo dieses Jahr die Jahrestagung der AV stattfand. Sie sagte: "Wo tue ich das hin, geliebt zu werden? Ich tue mich leichter, zu lieben." Die Heidelberger Autorin und Hilde-Domin-Biografin Marion Tauschwitz beschrieb die Preisträgerin in ihrer Laudatio: "Gewitzt. Schlagfertig. Unverfroren mutig."

Nina George ist Präsidentin des European Writers’ Council und vertritt 160.000 Autorinnen und Autoren aus 31 Ländern. Ihr Roman "Das Lavendelzimmer" wurde in 37 Sprachen übersetzt und stand 63 Wochen lang auf der Spiegel-Bestseller-Liste. Ein Kinderbuch ist in Arbeit. Tauschwitz: "Nina George weiß um Emotionen und bringt sie zur Sprache mit einer Magie, die Worte zu betörenden Kompositionen formt."

Die Schriftstellerin zeigte sich auf eine wunderbare Weise natürlich. So erinnerte sie sich etwa, wie sie mit 13 Jahren Tagebuch geschrieben hatte: "Ich habe die Tagebücher gefälscht. Denn ich habe nichts erlebt." Sie erzählte ihrer Oma von dem Wunsch, Schriftstellerin zu werden. Die war entsetzt – "oh Gott, dann findest du nie einen Mann" – und warnte eindringlich: "Schriftstellerinnen betreten die Küche nur, um eine Zigarette anzuzünden, ansonsten trinken sie Whisky und machen die Nacht durch." George lachte: "Ich fand das verführerisch."

Vor einigen Jahren suchte George mit ihrem Mann nach einem Wohnort: "Heidelberg stand ganz oben auf der Liste. In einer überschaubaren Stadt kommt die ganze Welt zusammen." Schließlich entschied sich das Paar jedoch für Berlin und die Bretagne. George gründete die Initiative "JA zum Urheberrecht". Auf ihre Initiative hin schlossen sich 15 Verbände zum "Netzwerk Autorenrechte" zusammen. Sie weiß um schlaflose Nächte, wenn die Gedanken um die vielen ehrenamtlichen Verpflichtungen kreisen.

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Bei der Ehrung wandte sich die Autorin mit einem Strahlen ihrer "Chefin" zu: "Sie kann streng sein." Doris Janhsen, verlegerische Geschäftsführerin von Droemer-Knaur, wiederum lächelte: "Du weißt, wie ich deine Bücher liebe. Deine Romane sind getragen von Menschlichkeit." Karin Schmidt-Friderichs vom Börsenverein des Deutschen Buchhandels ergänzte: "Man kann mit dir debattieren, man kann mit dir lachen, man kann mit dir Whisky trinken." Ganz wie es die Großmutter vorausgesagt hatte …

Bei der Lesung aus ihrem "Traumbuch" hielt sich George für einen Moment die Nase zu und verwandelte sich in ein Mädchen, das von einem Touristenschiff in die Themse gefallen ist. Die Schriftstellerin las: "Der Fluss zieht die Kleine mit sich, er will sie haben, will ihren Körper in seine Einzelteile auflösen, will das Lächeln von ihrem Mund reißen, die Zukunft von ihrem Leben." Keine Sorge, Henri wird das Mädchen retten, gerät aber selbst in Lebensgefahr …

Die Autorin hatte als Jugendliche Romane von John Irving gelesen: "Ich wollte schon damals wie er mit Büchern trösten." Wenn sie heute in ihren Schreib-Flow gerät, hält sie sich an ihren Rhythmus. Abends schreibt sie neue Passagen, die sie am Morgen überarbeitet. Dabei entsteht kaum einen Satz, den sie nicht mehrfach prüfen würde. Es gilt das Motto: Je leichter es sich liest, desto mehr Arbeit verbirgt sich hinter den Sätzen. In ihren Romanen führt sie ihre Leserinnen und Leser an existenzielle Themen wie das Älterwerden, Tod oder Aufopferung: "Es gibt keinen Mangel an Ideen."

Die Autorin mahnte nun zur Achtsamkeit. In Russland wie in Belarus könnten kritische Äußerungen zum Ukraine-Krieg mit Gefängnisstrafen geahndet werden. Sie sagte: "Zeigen Sie Solidarität mit den Menschen in Belarus und Russland, die den Krieg nicht wollen. Sie können sich nicht artikulieren."

Yvonne Powell, Schatzmeisterin der AV, dankte mit einem Geigenvortrag. Und eine Besucherin erzählte: "Als ich krank war, habe ich Ihre Bücher gelesen. Das war schön." Der Autorin kamen fast wieder die Tränen. Claudia Kramatschek von der Stadt Heidelberg lobte: "Sie ergreifen das Wort. Sie sind ein Unruhegeist." Außerdem gab es bei der Veranstaltung die Goldstaub-Ehrungen für drei Nachwuchs-Lyrikerinnen: Sigune Schnabel aus Düsseldorf, Marion Pelny aus Leipzig und Karin Ellmer aus Coburg.

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