Clapeko in seinem Nußlocher Atelier mit einer Modellkachel des Karlsruher Frieses. Foto: Inge Höltzcke
Von Inge Höltzcke
Nußloch. Wenn Clapeko an die Porzellanmanufaktur in Meißen denkt, muss er schmunzeln. "Dort hat man vielleicht gestaunt, als ich meine abstrakte Vorlage für einen zwölf Meter langen Fries vorgelegt habe." Gewohnt waren die versierten Porzellanmaler, ihre Pinsel in Schnörkeln, Rosetten und barocken Mustern zu schwingen, sie einzutauchen in kunterbunte Farbtöpfe und sie dann gekonnt über Teller und Tassen zu führen.
Bei Clapeko aber war alles anders. Da hieß es, geometrische Formen in Blau, Gelb und Rot rhythmisch anzuordnen und auf ein Quadratmeter Meter große Porzellanplatten aufzutragen. Dass dabei spezielle Farbmischungen nötig waren und ein besonderer Pinselstrich (das "Stubben", sprich den Schablonenpinsel kurz aufdrücken), war eine große Herausforderung. Kunst erfordert mitunter außergewöhnliche technische Wege.
20 Jahre ist es her, dass der Nusslocher Künstler die Porzellanmanufaktur mit konkreter Malerei konfrontierte. Bis heute hat er diese Erlebnisse nicht vergessen. Und vor allem die Begeisterung in den Gesichtern der Porzellanmaler, die zunächst skeptisch, später aber voller Hingabe 25 Porzellankacheln nach seiner Vorlage bemalten.
Mittlerweile hängt das Kunstwerk in der Vorstandsetage des EnBW-Gebäudes in Karlsruhe, gekennzeichnet mit den typischen Meißener Schwertern und signiert mit Clapekos Unterschrift. Eigentlich hatte sich der gebürtige Leipziger damals für eine Auftragsarbeit für die Dresdner Staatskanzlei beworben. Doch daraus wurde nichts. Der Grund: Clapeko war zwar gebürtiger Sachse, aber eben schon lange nicht mehr dort wohnhaft. Dennoch: Clapekos Traum, Meißener Porzellan mit seiner Malerei zu zieren, war geweckt. Und er sollte wahr werden. Kurze Zeit später, genauer gesagt im Jahr 2000.
"Geordnete Kraft" heißt sein Kunstwerk, es besteht aus Punkten, Rechtecken, Streifen und Linien. Angeordnet sind sie in einem gewissen Rhythmus, gleichsam in einer farbigen Melodie. "Kunst ist Musik, Harmonie", erklärt Clapeko in seinem Atelier, in dem er voller Stolz eine Modellkachel des Porzellanfrieses zeigt. Er erklärt viel. Auch, dass die Kacheln beim Glasurbrand 30 Prozent schrumpfen oder dass Farben in Unter- oder Überglasur, wie etwa das Biscuit-Weiß, aufgemalt werden.
Und natürlich fragt man ihn, was er uns mit seiner Kunst sagen will. "Das Bild ist", sagt er philosophisch. "Der Betrachter macht sich dann davon selbst ein Bild." Es gehe nicht darum, Sachverhalte zu bebildern oder Situationen nachzustellen, sondern den Interessierten vielmehr mit Kunst zu konfrontieren und in Kontakt und Auseinandersetzung mit dem Künstler treten zu lassen. Und wenn das Bild den Betrachter fasziniere, dann entstehe eine Beziehung, ein Austausch zwischen dem Kunstwerk, dem Künstler und Betrachter.
Clapeko macht keinen Hehl daraus, dass er technikaffin und begeisterungsfähig ist. Es war die Zeit, während er studierte, als ihn die Mondlandung maßgeblich faszinierte. Technische Formen finden sich daher in seiner Kunst bis heute wieder. Emotionalität gibt es nicht. Dennoch räumt auch er ein, dass er in Progression sei und seine Werke eben eingebettet seien in die Zeit, in der er lebe. 80 Jahre ist er vor Kurzem geworden. Seine Schaffenskraft ist nach wie vor ungebremst und sein Atelier voller neuer Farbkompositionen. Ein Motiv lässt dabei sogar eine Erinnerung an eine für ihn so untypische vegetative Form und Farbe einer Blüte oder Rosette zu. Also doch ein Anflug von Emotion in seiner Kunst? Man könnte es vermuten. Eines jedenfalls haben alle seine Kunstwerke gemein: Sie verströmen positive Energie. So wie er selbst, der bei aller Liebe zu technischen Formen nicht nur in Künstlerkreisen große Sympathien weckt.
Und seine Liebe zu Meißener Porzellan? Auch nach 20 Jahren ungebrochen. Nur eines vermisst er: dass die Maler dort nicht von seiner Modernität angesteckt worden sind. Nach dem Clapeko-Ausflug in das Abstrakte verharrt die bekannte Porzellanmanufaktur wie eh und je in ihren traditionellen Mustern und Farben.