Immer am Puls der neuesten Trends: „Outside the Box“ hieß dieses Spektakel im Hof des Mannheimer Künstlerhauses Zeitraumexit. Das Programm reicht von Performance-Formaten über Ausstellungen bis zu Festivals. Foto Peter Empl
Von Stefan Otto
Mannheim. In die alte Kauffmannmühle im Jungbusch, um 1880 errichtet und 1960 stillgelegt, ist längst wieder junges und modernes Leben eingezogen. Dies geht zurück auf das hier angesiedelte Künstlerhaus Zeitraumexit, Mannheims wichtigstes Zentrum für erweiterte Kunst. 2001 eröffnet, begeht es in diesem Jahr seinen 20. Geburtstag.
Dass es Zeitraumexit 2021 immer noch gebe, sei wirklich ein "Wunder der Prärie", erklärt Jan-Philipp Possmann in Anspielung auf das gleichnamige, regelmäßig vor Ort stattfindende Performance-Festival. "Wir hatten inzwischen alles: Pleiten, regelmäßige Einbrüche, nasse Wände und überflutete Toiletten, jetzt auch noch Corona und Betriebsverbot", rekapituliert der Geschäftsführer des Hauses.
2017 übernahm er die Leitung von Gabriele Oßwald, Wolfgang Sautermeister und Tilo Schwarz, die noch zu den Gründungsmitgliedern zählten und die Künstlerinitiative mit viel Elan auf den Weg gebracht hatten. Zunächst in der Neckarstadt-Ost, bis 2007 der Umzug in den Jungbusch erfolgte. Während zunächst vor allem Performances, Live-Art und Tanz das Profil prägten, werden inzwischen Kunstausstellungen, Aufführungen und soziale Aktionen gleichermaßen präsentiert. Zu den festen Größen des Programms gehören etwa das Medienkunstfestival "B-Seite", die Konzertreihe "elektrosmog" oder die Newcomer-Plattform "frisch eingetroffen".
Nach einem wegen Corona sehr unsicheren und finanziell beunruhigendem Jahr hat sich die Situation inzwischen wieder gebessert. Neben 20.000 Euro an Spenden ist bei Zeitraumexit auch eine sechsstellige Fördersumme der Kulturstiftung des Bundes für das nächste Festival "Wunder der Prärie" eingegangen, es ist im Herbst geplant. "Das zeigt, welch guten Ruf wir uns bundesweit erarbeitet haben. Man vertraut uns", erklärt Stephanie Staib, die Pressesprecherin des Hauses. "Das ist nach all den Schwierigkeiten ein sehr wichtiges und aufmunterndes Zeichen für uns."
Zwei Jahrzehnte Zeitraumexit sollen nicht mit einem lauten Knall gefeiert werden, so Staib weiter, sondern mit zahlreichen kleinen und großen Veranstaltungen, die auf Dauer und Intensität setzen, auf Pflege und Bewahrung. Insoweit das Infektionsgeschehen es zulässt, ist statt eines einmaligen Events eine mehrere Monate dauernde Reihe mit Arbeiten vorgesehen, die sich auf die 20-jährige Geschichte der Institution beziehen.
So sind für die erste Jahreshälfte 2021 etwa Veranstaltungen mit alten Bekannten wie Gabriele Oßwald und Wolfgang Sautermeister, dem Schweizer Stefan Kaegi (Rimini Protokoll), der Österreicherin Doris Uhlich oder dem Berliner Duo Two Fish angesetzt, während unbekanntere Namen wie Vanessa Stern, Anso Dautz oder Marcio Carvalho für Neuentdeckungen stehen. Für den April ist das Festival "Body Leaks" für aktuelle feministische Kunst als Hybridform aus Live- und Online-Formaten geplant. Dazu gehört ein vielseitiges Bildungs- und Workshop-Angebot.
Über das genaue Programm der nächsten Monate möchte Zeitraumexit informieren, sobald mehr Klarheit besteht, wann eine Wiedereröffnung möglich ist.