Der mexikanische Taucher Alfredo Barrosa Ruiz. Szenenfoto: Piffl Medien
Von Wolfgang Nierlin
Heidelberg. Nebliger Dunst liegt über der Weite des Meeres, am Himmel ziehen Vögel im Formationsflug wechselnde Linien, eine Pappschachtel wird vom Wind über eine staubige Ebene getragen. Zeit und Vergänglichkeit, Aufbruch und Rückkehr: "Das Ziel ist dort, wo man losläuft", sagt Thomas Riedelsheimer aus dem Off seines Films "Die Farbe der Sehnsucht".
In den sparsam eingesetzten poetischen Betrachtungen vergleicht der Regisseur das Leben mit einer "Reise um der Reise willen", die zu ihrem Ausgangspunkt zurückkehrt. Getrieben von der Sehnsucht und angesichts einer Vielzahl von Möglichkeiten, die Entscheidungen verlangen, bleiben aber immer auch "Pfade, denen wir nicht folgen".
In seiner filmischen Reise zu mehreren Orten und Menschen verknüpft Riedelsheimer im sanften Fluss seiner Bilder auf lose Weise fünf Länder und acht Geschichten. Was sie eint, sind der Lebensmut, die Stärke und vor allem die Kreativität der Porträtierten. Zwischen Liebe, Hoffnung und Zerbrechlichkeit suchen diese nach der Melodie des Lebens und wagen dabei einen ermutigenden Selbstausdruck. Die leicht melancholische Klaviermusik, die zeitweise erklingt, stammt von dem Münchner Abiturienten Julius Krebs, der mit der Gesellschaft hadert und über seine zuerst geträumte Melodie sagt, sie ähnele einem Lebenslauf.
Auch die freiheitstrunkene Schriftstellerin Layla Salah aus Doha im Emirat Katar lebt täglich in den Widersprüchen zwischen Tradition und Moderne. Äußerlich ablesbar ist das am Kontrast zwischen Wüste und bizarren Hochhaussiedlungen, modernen Geschäftsstraßen und tief verschleierten Frauen.
"Es ist mein Leben. Wenn ich es nicht lebe, wird es irgendwann vorbei sein", sagt die mutige Frau. Auch Kanayo Meda aus dem Obdachlosenviertel Kamagasaki im japanischen Osaka ist eine "Ermutigerin". In ihrem Info-Café "CocoRoom" treffen sich Gestrandete, um durch das Schreiben von Gedichten etwas über sich zu erzählen. Doch das Wichtige könne man nicht in Worte fassen, sagt einer von ihnen. Thomas Riedelsheimers Film antwortet darauf mit Bildern, in denen neben allen Widersprüchen die Schönheit und Fülle des Lebens aufscheint.