Ganz schön lang, das Ding: Arkadij Shilkloper mit seinem Alphorn, rechts der Tubist Jon Sass im DAI. Foto: R. Köhl
Von Rainer Köhl
Heidelberg. Sie sind wohl die kleinste Brassband der Welt, aber in Spiel und Geist doch wohl eine der größten. Das Duo Jon Sass / Arkadij Shilkloper sorgte beim Jazzclub Heidelberg im DAI für restlose Begeisterung. Der russische Hornvirtuose Arkadij Shilkloper, der inzwischen in Berlin lebt, und der aus New York stammende und in Wien beheimatete Tubist Jon Sass boten ein Blechbläservergnügen vom Feinsten.
Mit dem Moscow Art Trio hat Shilkloper beim Jazzclub ebenso gastiert wie mit dem multinationalen Quartett "Pago libre". Das Waldhorn ist ein Instrument, das im klassischen Bereich etabliert, im Jazz hingegen ein Exot ist. Shilkloper beherrscht das schwierige Instrument mit einer Leichtigkeit, die absolut verblüffend ist. Klassisch-romantische Anklänge eröffnete das Duo mit schmiegsamen Kontrapunkten. Meistens aber ging es sehr rhythmisch zur Sache. Dabei wurde mit Motiven jongliert, wurden Figuren ineinander verhakt. Daneben standen die munteren Wechsel zwischen Unisono und gewitzten Dialogen.
Das war gewieft, mit mächtigem Groove versehen, und an musikantischem Vergnügen wurde reichlich geboten. Jon Sass begann auch schon mal zu rappen zu den funky Figuren seines Kollegen. Auch mit Solonummern begeisterten die beiden. Jon Sass mit einem "Liebeslied", das er mit Multiphonics erfüllte, geblasenen Bassgängen und gleichzeitig ins Mundstück gesungenen Melodien, was sich zu faszinierender Zweistimmigkeit fügte.
Shilkloper stand solchen Künsten in nichts nach, was er etwa in seinem "Duo for one" hören ließ. Russische Volksliedmotive legte er zugrunde, um diese gleichfalls in Mehrstimmigkeit aufzubrechen. Der russische Musiker brachte aber auch weitere Instrumente mit der gleichen Wendigkeit zum Einsatz: die Trompete und das Alphorn. Gerade auf Letzterem entwickelte er verblüffende Virtuosität; er entlockte dem Instrument immer wieder unerhörte Klänge, auch Bluesiges, Mollgetöntes, was man in den Alpen ebenso wenig hört wie die virtuos verwirbelte chromatische Linien und Mehrfachklänge. Über den satten Bass-Riffs von Jon Sass groovte und tanzte dies vortrefflich.