St. Bonifatius Kirche in der Heidelberger Weststadt. Foto: Reinhard Lask
Von Jesper Klein
Heidelberg. Es gibt Werke, die so faszinierend sind, dass man sich ihnen nicht entziehen kann. Egal wie oft man sie schon gehört hat. Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe, seine letzte große Vokalkomposition, ist ein solches Werk. Als "größtes Kunstwerk, das die Welt je gesehen hat" beschrieb es der Komponist Carl Friedrich Zelter im Jahr 1811. Bis heute ist der Bann ungebrochen. Und so war die Kirche St. Bonifatius in der Heidelberger Weststadt restlos ausverkauft und bis auf den letzten Platz gefüllt. Unter der Leitung von Markus Karch sang der Konzertchor Dilsberger Kantorei die Messe gemeinsam mit dem Barockorchester L’arpa festante und vier Solisten.
Markus Karch führte den gut vorbereiteten Chor sorgsam durch das Werk, strukturierte mit klaren Stimmeinsätzen, stiftete eine gute rhythmische Genauigkeit. Die etwa 50 Sängerinnen und Sänger präsentierten sich stets homogen und sicher, sie intonierten sauber, wenn sie auch nicht immer mit allerletzter Stimmgewalt sangen. Besonders in den groß besetzten Sätzen fehlte es ein wenig an Durchschlagskraft und Konsequenz.
Mit dem Barockorchester hatte der Chor einen historisch informierten Klangkörper zum Partner, der aufmerksam, präzise und mit einem angenehm warmen Ton musizierte. Chor und Orchester harmonierten gut, gemeinsam gelangen ihnen zahlreiche schöne Momente: Durchsichtig im "Cruxifixus", feurig in "Cum sancto spirito", im "Kyrie" mit schönen dynamischen Effekten. Auch mit einem besonders in den Traversflöten filigranen "Domine Deus "überzeugten die Aufführenden.
Die vier Solisten bleiben an diesem Abend ebenso durchweg positiv in Erinnerung. Sabine Goetz ist eine erfahrene Sopranistin mit großer Tragweite in ihrer Stimme, auch Daniel Schreiber erreichte mit seiner Tenorstimme selbst die entlegenen Winkel der Kirche. Markus Flaig sang einen erdigen, sonoren Bass. Und Altus David Erler begeisterte ganz besonders mit einem entrückten "Agnus Dei" - glasklar und in verschiedenen Farbnuancen abgestuft. Ein Erlebnis!
Nach gut zwei Stunden dankte der Großteil des Publikums für die gelungene Aufführung mit stehenden Ovationen. Bachs Messe in h-Moll ist und bleibt ein Faszinosum.