Daniel Libeskind in Heidelberg. Foto: sv
Von Katharina Hoff
Heidelberg. Wenn Daniel Libeskind, der weltweit gefeierte Architekt, über seine Inspiration für Entwürfe spricht, dann ist klar: Er ist Musiker. Auch deshalb hat der Heidelberger Frühling ihn zur Veranstaltung "Architektur und Musik" in die Hebelhalle eingeladen, in Kooperation mit der Staatlichen Hochschule für Musik und Darstellende Kunst Mannheim. Interdisziplinäres Denken - dafür stehen alle Beteiligten.
Dabei hat Libeskind zunächst Musik studiert, anschließend wechselte er ins Fach Architektur. Seine Musiklehrer rieten ihm, sich ein anderes Instrument zu suchen als das Akkordeon, auf dem er schon alles könne. Den Wechsel in die Architektur wollten sie damit sicher nicht bezwecken. Nun profitieren beide Künste vom Allrounder. "Im Endeffekt habe ich einfach nur das Instrument gewechselt", sagt Libeskind. Der Kern sei bei Architektur und Musik ohnehin derselbe. Und tatsächlich zeigt Libeskind den Zuhörern, dass er mit Architektur genauso umgeht wie mit Musik. Er spricht über die Notation von Gebäudeteilen wie über die Partitur einer Sinfonie. Er erklärt, wie die Proportionen der Architektur dem Klang der Musik ähneln.
Libeskind ist der festen Überzeugung, dass jedes Bauwerk mehr als nur dem eigentlichen Zweck dient. Bauwerke klingen und beeinflussen den Menschen am stärksten mithilfe ihrer akustischen Begebenheiten - unser Gleichgewichtssinn liegt nicht im visuellen Bereich, sondern im auditiven.
Libeskinds halbstündiger Vortrag wurde durch die Videoinstallation "Das Außen im Innen" ergänzt, die unter der künstlerischen Leitung von Philipp Ludwig Stangl, Professor an der Mannheimer Hochschule, konzipiert wurde. Vier Leinwände decken in unterschiedlichen Blickwinkeln das Gebäudeinnere des aktuell leer stehenden Gebäudes der "Heidelberger Druckmaschinen" ab. Sie erlauben, in der Parallelität langsamer Bewegtbilder einen Blick auf Dinge, die sonst übersehen werden.
Natürlich gab es auch Musik, nicht als Hintergrundbemalung, sondern als Dialogpartner. Elisabeth Brauß, die vom Festival bekannte Pianisten, ist gerade einmal Mitte zwanzig; sie spielte so inspiriert, so fabelhaft, dass im Dazwischen der beiden Künste Musik und Architektur ein Raum geschaffen wurde, in dem Gedanken nachhallen konnten. Präludien und Fugen aus Bachs Wohltemperiertem Klavier wechselten sich mit Musik von Morton Feldman ab.
Wohl kaum ein Architekt arbeitet mehr mit Musik als Libeskind. Warum nicht Musik aufführen in einem Operationssaal oder einer Großküche? Jeder Ort, jeder Raum kann der Musik ein Zuhause bieten. Am Ende der Veranstaltung war klar: Wenn sich vermeintlich verschiedene Künste miteinander vernetzen und aufeinander hören, maximiert sich ihre Durchschlagskraft.