Bei der Verleihung in der Stadtbücherei (von links): Preis-Initiatorin und Jurorin Marion Tauschwitz, Schriftsteller Marko Lalli, Organisatorin Gabriele Lohmann, Moderator Belmonte, Preisträger Michail Krausnick und Juror Salim Alafenisch. Foto: zg
Von Franz Schneider
Die Heidelberger Stadtbücherei kennt er noch aus den Zeiten in der Plöck. Seine erste eigene Lesung hielt er dort 1978 mit seinem Erfolgsbuch "Beruf Räuber", das es sogar zu Verfilmung und zur Schulliteratur geschafft hat. Denn der in Neckargemünd lebende Schriftsteller Michail Krausnick bringt etwas in Gang. Ein Empathieerzeuger sei er, der sich bemerkbar macht, so der Verleger Uwe Wellhöfer, bei ihm sind allein acht Werke von Michail Krausnick erschienen.
Nun durfte der Verleger ihn öffentlich loben im Hilde-Domin-Saal der Heidelberger Stadtbücherei. Anlass: die erstmalige Verleihung des Preises der Heidelberger Autorinnen und Autoren. Von der Longlist zur Shortlist zum Preis - fast wie beim ganz großen Bruder, dem Deutschen Buchpreis, der immer im Herbst in Frankfurt vergeben wird.
Das Resultat bei der erstmaligen Verleihung in Heidelberg: Ein bescheiden auftretender und ungemein integer wirkender älterer Herr hält mit einem sanften Ausdruck von Glück einen roten Umschlag in seinen Händen, dazu gibt es einen voll versenkbaren Kugelschreiber der ortsansässigen Firma Lamy.
Anerkennung für Krausnicks Ahnenforschung. Konkret für die Umformung der Berichte seines Ururgroßvaters, einem Indianermissionar in Michigan 1847, zu einem Stück Literatur: "Weißer Bruder, Schwarzer Rock", so der Titel des Buchs, ist ein interkultureller Roman aus Wald und Winter, seine Sprache so klar wie einfühlsam. Er erfuhr eine hervorragende Resonanz bei Lesern und Kritik. Denn Michail Krausnick ist ein Autor, der seine Sprachkunst nicht ausstellt, sondern seiner Sache unterordnet, der Humanität und einer Liebe in Zeiten der Begegnung mit fremden Kulturen, in denen diese Fremdheit eine Chance darstellt, die auch einen fünften Winter überdauert, vorgetragen im verfrühten Hochsommer der Stadtbücherei.
Gesundheitlich derzeit angeschlagen, kann Michail Krausnick seine Texte zwar nicht alleine vortragen, doch seine Ehefrau assistiert ihm. Der historische Missionarsroman wirkt dadurch wunderbar dialogisch, wenn als Textprobe beispielhaft die verbotene oder doch erlaubte Liebe von weißem Mann und Indianerfrau als Überlebenskampf in der Natur geschildert wird.
Der Preis der Heidelberger Autorinnen und Autoren 2018 erwies sich sehr wohl als taugliches Konzept mit stimmungsvollem Abschluss einer würdevollen Veranstaltung. Es zeigte sich, die Jury aus Marion Tauschwitz, Salim Alafenisch und Erik Schmid hat nachvollziehbar gewählt und begründet. So konnte auch Moderator Belmonte nur noch herzlichst gratulieren. Ein Auftakt nicht ohne Geburtswehen, aber das schöne Kind trägt nun eine Feder wie aus dem Wald. Im nächsten Jahr kommt die Lyrik an die Reihe.