Andrea Lossen stellt in der Gedok-Galerie am Heidelberger Römerkreis aus. Foto: MR.
Von Matthias Roth
Heidelberg. Anspruchsvolle Reise- und Landschaftsfotografie hatte es nie leicht. Das Erinnerungsbild aus der Kamera gehört seit dem 19. Jahrhundert fast in jede Familie, und heute, da scheinbar jeder Flecken dieser Erde schon einmal von einem Handy erfasst wurde und die technische Bildqualität der Schlaufone derart zugelegt hat, ist die Versuchung selbst für ambitionierte Fotografen groß, ihr schweres Gerät zuhause zu lassen und Reisebilder nur noch zu knipsen.
Für Andrea Lossen kommt dies jedoch nur selten in Frage. Die Tochter des Heidelberger Fotografen Wolfgang Lossen wuchs im Fotolabor ihres Vaters auf (das sie nicht sehr mochte), aber mit dem Durchbruch der Digitalfotografie wurde sie selbst zur begeisterten Fotografin. In der Heidelberger Gedok-Galerie zeigt sie nun Landschaftsbilder aus Neuseeland.
Mehrfach hat sie das ferne Land besucht, zuletzt im vergangenen Winter, wenn dort der Sommer blüht. Ihr Mann Dieter Giesen schrieb zwei Reiseführer zum Thema "Mit dem Wohnmobil durch Neuseeland", die Andrea Lossen bebilderte. Daher sind wohl auch die hier gezeigten Aufnahmen alle in Farbe und perfekt ausgeleuchtet.
Das scheint zunächst wenig spektakulär: Eine hügelige Weide voller Schafe, zart rosa gefärbte Sandstrände aus der Vogelperspektive oder ein verschlungenes Flussdelta, das in einen türkisfarbenen See mündet - solche Bilder scheinen die Klischees von Unberührtheit zu erfüllen, die man mit den Inseln verbindet. Andrea Lossen benutzt für solche Aufnahmen auch Drohnen oder bessert am Bildschirm nach - aber: "Dieser See hat wirklich diese unglaubliche Farbe!"Es brauchte Zeit und Muße, die natürliche Farbe unverfälscht auf dem Aluminium-Träger wiederzugeben.
Auch bei der Aufnahme, die der Ausstellung den Titel "Aotearoa" gab (das bedeutet in Maori-Sprache "Land der langen weißen Wolke"), kann man diese Liebe zum Detail sehen: Hier spiegeln sich die Wolken im feuchten Sand, und das geringste Kräuseln der Wasseroberfläche zieht sich wie dünne Linien durch das Bild. Solche Akribie in Bildausschnitt und formaler Balance heben diese Fotografie über den üblichen "Schnappschuss" hinaus, denn hier geschieht nichts zufällig. Für den "Lake Matheson" ging die Fotografin denn auch frühmorgens auf die Pirsch, da "später am Tag Wind und Wellen die Spiegelungen verhindern."
Auch Makro-Aufnahmen präsentiert die Fotografin in der Galerie, zum Teil in großen Hochformaten: Die faszinierenden Details lassen den Betrachter staunen.
Info: Gedok-Galerie Heidelberg, bis 5. September, Freitag und Samstag 17 bis 21 Uhr.