Heidelberg

Klangreise durch ein musikalisches Universum

Der virtuose Gitarrist Al Di Meola in der Heidelberger Stadthalle - Das neue Album "Opus" steht im Mittelpunkt

28.05.2018 UPDATE: 29.05.2018 06:00 Uhr 2 Minuten, 17 Sekunden

Einer der Größten: Al Di Meola. Foto: Manfred Rinderspacher

Von Peter Wiest

Heidelberg. Er ist der Perfekteste, der technisch Versierteste, der Präziseste, der Feinfühligste, der Lässigste, der Schnellste sowieso - er ist schlichtweg der ultimative Gitarrist überhaupt. Was ist nicht alles geschrieben worden die letzten Jahrzehnte über Al Di Meola.

Nicht umsonst hat ihn das "Guitar Player"-Magazin dereinst zum besten Jazz-Gitarristen der Welt gekürt. Und ja: Alle diese Attribute und noch viele andere mehr sind zutreffend - wie sein Auftritt in der Heidelberger Stadthalle jetzt wieder einmal beweist.

Es stimmt: Hier sitzt der Meister aller Meister der sechs Saiten auf der Bühne und beweist einmal mehr, dass er in seinem Metier der Größte ist - oder zumindest zu den Allergrößten zählt. Und trotzdem: Solche Superlative, so zutreffend sie auch sein mögen, geben nur bedingt das wieder, was den eigentlichen Reiz ausmacht eines Di Meola-Konzertes: Nämlich eine Klangreise durch ein ganz eigenes musikalisches Universum, die die Zuhörer staunen, träumen und genießen lässt.

Es ist ein ganz eigener Trip, auf den Al Di Meola sein Publikum mitnimmt - leider inklusive Zugaben nur eineinhalb Stunden lang in der Stadthalle. Aber dafür sind dies 90 Minuten, die es in sich haben. Mit dem Akkordeonisten Fausto Beccalozzi und dem Gitarristen Peo Alfonsi hat er zwei nicht minder exzellente Partner mitgebracht - und ab geht die Post gleich vom ersten Stück an.

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So entsteht ein musikalischer Trialog, in dessen Mittelpunkt das neue Album "Opus" steht: Eine Reise durch die Welt der akustischen Gitarre und der Klang-Möglichkeiten, die man durch sie und mit ihr eröffnen kann.

Prägend dabei, insbesondere in melodiöser Hinsicht, ist immer wieder Baccalozzis Akkordeonspiel - ganz in der Tradition des argentinischen Tangos und weit mehr als eine Ergänzung zu Di Meolas Gitarre; oft sogar im Vordergrund - aber stets in absoluter Harmonie mit dem Ganzen.

So weit, so schön. Aber dann stehen selbstverständlich doch immer wieder die schlichtweg unglaublichen Gitarrenläufe und Melodienbögen des Meisters selbst im Mittelpunkt. Stücke wie "Milonga Noctiva" oder "Frozen" von "Opus" bieten die optimale Vorlage dafür.

Was soll man mehr bewundern - Di Meolas absolut unglaubliche Fingerfertigkeit oder sein fast noch unglaublicheres Rhythmus-Gefühl, wenn er die Zuhörer förmlich schwindlig spielt?

Dazwischen gibt’s dann glücklicherweise, damit das Ganze nicht doch zu übertechnisiert wird, immer wieder auch harmonisch-melodiöse Passagen, die zwischendurch auch mal zum Entspannen einladen: etwa bei einer wundervollen eigenen Version von Astor Piazzollas "Double Concerto" oder aber beim Beatles-Stück "Because".

Sie tun dann richtig gut im Konzert, diese kleinen Pausen. Schließlich ist es nicht immer leicht, sich hineinzufinden in und einzulassen auf diese Wucht, die von der Bühne tönt. Insofern ist dann auch bereits nach zwölf Stücken alles gesagt und gespielt - wobei das Publikum stehend applaudiert und natürlich auf Zugaben besteht.

Diese zeigen dann noch einmal allumfassend, was er drauf hat, dieser Al Di Meola: Zum einen ein absolutes Gespür für den Zauber einer Melodie, was er beim zweiten Beatles-Stück des Abends "She’s leaving home" beweist.

Und zum anderen die Fähigkeit, aus einer akustischen Gitarre anscheinend mehr herauszuholen, als überhaupt möglich ist: mit dem sehnlichst erwarteten Klassiker "Mediterranean Sundance", dem Highlight zum Ausklang.

Nicht unerwähnt bleiben darf im Übrigen bei diesem Konzert das so genannte Vorprogramm - in diesem Fall weit mehr als ein solches. Und auch wenn das Attribut abgedroschen erscheinen mag: Mit dem erst 13-jährigen jungen kroatischen Gitarristen Frano Zivko stand da ein echtes musikalisches Wunderkind auf der Bühne - und riss das Publikum ebenfalls zu Begeisterungsstürmen hin.

Vielleicht hat der gut 50 Jahre ältere Al Di Meola hier ja fast schon einen Nachfolger gefunden.

(Der Kommentar wurde vom Verfasser bearbeitet.)
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