Mit vereinten Kräften für den Jazz (v. links): Festivalleiter Rainer Kern, Kuratoriums-Gründungsmitglied Manfred Lautenschläger, Schirmherr Michael Sieber, Heidelbergs OB Eckart Würzner, SAS-Marketing Direktor Thomas Keil, (dahinter von links) Session Music Geschäftsführer Udo Tschira, die Leiterin des Bereichs Kultur der Stadt Ludwigshafen, Stefanie Kleinsorge, der langjährige SAS-Direktor Jürgen Fritz, Mannheims Kulturbürgermeister Michael Grötsch und die Leiterin Gesellschaftliches Engagement der BASF, Karin Heyl. Foto: F. Hentschel
Von Peter Wiest
Mannheim/Heidelberg. Zur Kultur gehört auch ein gekonntes Krisenmanagement. Das muss sich Festivalleiter Rainer Kern gedacht haben, als er in den vergangenen Monaten zu keinem Zeitpunkt erwog, Enjoy Jazz wegen der Corona-Pandemie ausfallen zu lassen. Stattdessen unternahm er mit seinem Team alles, um mit einem guten Hygienekonzept so viele Konzerte wie möglich anbieten zu können. Und er hat es tatsächlich geschafft: Ab 2. Oktober wird das größte Jazz-Festival Deutschlands wieder über die Bühnen der Metropolregion Rhein-Neckar gehen – mit mehr als 50 Veranstaltungen.
Dass in der gegenwärtigen Situation "eigentlich alles wie immer – nur anders" ist, wie es Rainer Kern am Donnerstag ausdrückte, ist dabei offensichtlich. So wurden für jeden Veranstaltungsort entsprechende Konzepte erarbeitet. Die Kartenkontingente sind stark reduziert ("zwischen weniger als 20 und maximal 40 Prozent", so Kern) und orientieren sich an den derzeit geltenden gesetzlichen Regelungen, die von Bundesland zu Bundesland unterschiedlich sind. Wo dies möglich ist, gibt es deshalb auch zusätzliche Konzerte.
Gleich mehrere gute Neuigkeiten gab es gestern bei der Vorstellung des Festivalprogramms. So konnte der Schirmherr und Leiter des Enjoy-Jazz-Kuratoriums, Staatssekretär a. D. Michael Sieber, mitteilen, dass dieses offiziell umgewandelt worden sei in eine gemeinnützige GmbH; gleichzeitig wurde die Zahl der Gesellschafter auf fünf erhöht. Für die Stadt Heidelberg sicherte Oberbürgermeister Eckart Würzner weiterhin sowohl ideelle als auch finanzielle Unterstützung in der bisherigen Höhe zu.
Auch der Mannheimer Kulturbürgermeister Michael Grötsch und die Ludwigshafener Leiterin des städtischen Bereichs Kultur, Stefanie Kleinsorge, gratulierten dem Enjoy Jazz-Team zu seinem Mut. Die bisherigen Sponsoren halten dem Festival weiterhin die Treue. So konnte Thomas Keil, Marketing Direktor des Hauptsponsors SAS Deutschland, die Verlängerung des bisherigen Vertrags bekannt geben.
Die BASF bleibt als Premiumförderer an Bord, wie die Leiterin Gesellschaftliches Engagement der Firma, Karin Heyl, versicherte. Weitere Unterstützung kommt zudem vom Kuratoriums-Mitglied und Sponsor Manfred Lautenschläger, der explizit darauf hinwies, dass "eine Gesellschaft ohne Kultur schließlich eine arme Gesellschaft" sei, sowie vom Mit-Gesellschafter der neuen gemeinnützigen GmbH Udo Tschira, dem Geschäftsführer von Session Music in Walldorf. Beide sind ab sofort im Kreis der Premiumförderer.
Dass Enjoy Jazz auch weiterhin ein "Festival für Jazz und Anderes" bleiben wird, zeigt der Blick auf das Programm (siehe Kasten rechts). Eröffnet und abgeschlossen wird es von zwei Mega-Stars der Jazz-Szene, den Pianisten Brad Mehldau und Michael Wollny. Beide waren schon häufig beim Festival zu Gast.
Mit dem Beitritt zur "Keychange-Initiative" hat sich Enjoy Jazz verpflichtet, bis 2022 bei der Programmgestaltung einen 50-prozentigen Frauenanteil zu erreichen – weshalb vom 3. bis zum 16. Oktober zunächst nur Künstlerinnen auf den Bühnen stehen werden. Über das Abendprogramm hinaus wird es auch wieder bei diversen Matineen um die Auseinandersetzung mit dem Thema Jazz gehen.
Die kulturellen Kooperationen mit Institutionen wie dem Nationaltheater Mannheim, dem Internationalen Filmfestival, dem Montpellierhaus und dem Klangforum in Heidelberg, der Staatsphilharmonie Ludwigshafen, der Jazzinitiative Schwetzingen, der Schloss-Schule in Ilvesheim und anderen bleiben ebenfalls erhalten.
Sehr bedauerlich findet es Rainer Kern, dass es Künstlern aus den USA derzeit nicht ermöglich werden könne, nach Deutschland zu reisen. Deshalb wird es wohl in diesem Jahr keinen "Artist in Residence" bei Enjoy Jazz geben. Vorgesehen war dafür die Jazz-Legende Joshua Redman, der jedoch ebenso wie praktisch alle anderen geplanten US-Künstler absagen musste. Dennoch, so der Festivalleiter, werde man "am Ball bleiben" und weiter versuchen, spezielle Genehmigungen zu bekommen: "Es muss doch möglich sein, dass ein Künstler aus den USA bei uns in geordneter Weise einreisen kann, wenn alle Voraussetzungen dafür erfüllt werden."
Info: Enjoy Jazz, 2. Oktober bis 14. November. Tickets bei allen Geschäftsstellen der RNZ. www.enjoyjazz.de