"Diktaturen-Festival" in Heidelberg

Klang-Forum feiert sein 25-jähriges Bestehen mit anspruchsvollem Programm

Zeitgenössisches zum Thema Diktatur

12.10.2017 UPDATE: 13.10.2017 06:00 Uhr 1 Minute, 20 Sekunden

Von Jesper Klein

Es stimmt, sicherlich hätte das KlangForum Heidelberg für seinen 25. Geburtstag ein unterhaltsames Thema wählen können. Diktaturen, das klingt zunächst nicht nach einem Grund zum Feiern. Das weiß auch Dominique Mayr, seit vier Jahren Geschäftsführer des KlangForums. "Wir wollen Themen machen, die uns am Herzen liegen", sagt Mayr, "wir feiern, dass wir etwas bewegen können, stetig wachsen, dass die Künstler aus der ganzen Welt hierherkommen."

Beim Diktaturen-Festival vom 25. bis zum 29. Oktober präsentiert der Verein zur Förderung von zeitgenössischer Musik neun kammermusikalische Uraufführungen, die sich mit dem Thema Diktatur auseinandersetzen. Für Mayr ist das politische Thema eine Chance, auf Missstände hinzuweisen und aktueller denn je. Und das, obwohl die Idee zum Diktaturen-Festival bereits vor zwei Jahren entstand. Unter den Uraufführungen ist auch ein Werk des türkischen Komponisten Mihatcan Öcal, das von ursprünglich zehn Minuten Länge bereits auf 35 Minuten angewachsen ist. "Es gibt so viel zu verarbeiten", beschreibt es Mayr. Bei Werken aus Ländern, die man zunächst mit Diktaturen in Verbindung bringt, etwa Italien oder Spanien, kommt die historische Dimension ins Spiel.

Das fünftägige Festival bietet jedoch nicht nur konzertantes Programm, sondern etwa auch die Kammeroper "Todos Caerán" von René Leibowitz und eine Filmvorführung zum Fall von Elisabeth Käsemann. Die deutsche Studentin wurde 1977 Opfer der argentinischen Militärdiktatur. Karin Haußmann hat nun den Briefwechsel mit Käsemanns Eltern vertont, es war der Aufhänger für das Festival.

Doch das Diktaturen-Festival ist nur ein Höhepunkt in einem vielfältigen Programm. Neben dem Tankturmfest am 14. Oktober warten Gastspiele in der Elbphilharmonie und dem New Yorker Guggenheim-Museum auf das Klang-Forum mit seinen beiden Ensembles "Schola Heidelberg" und "Ensemble aisthesis". Am 16. November ist schließlich Hans Zender, einer der führenden Komponisten Neuer Musik, zu Gast in Heidelberg.

Das Wachstum des Klang-Forums zeigt sich derweil auch im Ausbau der Räumlichkeiten. Neben dem eindrucksvollen Tankturm, westlich vom Hauptbahnhof gelegen, wurde nun auch das benachbarte Bahnbetriebswerk als neue Spiel- und Probestätte erschlossen. Für die Zukunft wünscht sich Mayr eine angemessene finanzielle Förderung durch die Stadt.

Info: www.klangforum-heidelberg.de

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