Hat gut lachen: Stefan Vinke wurde bei den Bayreuther Festspielen gefeiert. Foto: Chido
Von Claus-Peter Bach
Mannheim/Bayreuth. Bei den Richard-Wagner-Festspielen in Bayreuth waren - wie bei allen Festspielen seit den 1960-er Jahren - Künstler tätig, die in der Kurpfalz ausgebildet wurden oder von ihren Engagements an nordbadischen Bühnen bekannt sind. Das trifft natürlich in erster Linie auf Stefan Vinke zu.
Der in Osnabrück geborene Heldentenor, der in diesem Jahr seinen 50. Geburtstag feiert, sang bei den Festspielen die Siegfriede in "Siegfried" und "Götterdämmerung" und überzeugte durch die enorme Stahlkraft seiner Stimme, seine Mühelosigkeit bei den ganz hohen Tönen und hochdramatischen Ausbrüchen, aber auch eine wunderbar lyrische Stimmführung - etwa beim Sinnieren vor der Drachenhöhle ("Sterben die Mütter alle ...") und beim Dialog mit dem Waldvogel im "Siegfried" oder nach der Ermordung durch Hagen in der "Götterdämmerung". Siegfried hat ja die Aufgabe, noch gut 20 Minuten zu singen, nachdem er von Hagens Speer hinterrücks durchbohrt worden ist.
Stefan Vinke, der als Kirchenmusiker angefangen und bei Edda Moser Gesang studiert hatte, wurde vom Festspielpublikum frenetisch gefeiert und war in diesem Jahr der unumstrittenste Akteur im "Ring des Nibelungen" in der nach wie vor hoch umstrittenen Inszenierung von Frank Castorf. Ebenso viel Beifall wie Vinke erhielten nur der 77-jährige Dirigent Marek Janowski, der kurzfristig für den erzürnt vom Grünen Hügel abgereisten Kirill Petrenko eingesprungen war, das fabelhaft disponierte Festspiel-Orchester und der Chor der Bayreuther Festspiele.
Stefan Vinke hatte sein erstes Engagement im Stimmfach "Jugendlicher Tenor" von 1999 bis 2005 am Nationaltheater Mannheim, wo er als Nachfolger von Robert Dean Smith alle großen Tenor-partien der Wagner-Opern einstudierte. Sein Siegmund an der Seite von Janice Dixon als Wälsungen-Schwester Sieglinde sind unvergessen - diese Abende zählen zum Besten, was das Nationaltheater jemals auf die Bühne gebracht hat. Im Jahr 2000 wurde Stefan Vinke von der Opernwelt zu Deutschlands "Nachwuchssänger des Jahres" auserkoren.
Nach seiner Mannheimer Zeit begann eine Weltkarriere, die Stefan Vinke - besonders mit Siegfried - unter anderem an die Metropolitan Opera New York, nach Berlin, Dresden, Hamburg, Leipzig, London, Madrid, München, Paris, Venedig und Wien sowie zu den Bayreuther und Salzburger Festspielen führte. Heute ist Stefan Vinke der begehrteste Siegfried der Welt, er wird seine Paraderolle im April 2017 an der Deutschen Oper Berlin unter Donald Runnicles und im Mai und Juni 2017 an der Wiener Staatsoper unter Peter Schneider singen.
An seine Mannheimer Zeit erinnert sich Stefan Vinke gerne, und auch das Heidelberger Schloss besucht der Sänger immer dann, wenn er Gäste in die Kurpfalz führt. Im Königssaal des Schlosses war Vinke am Pfingstsonntag 2002 Stargast bei der 100-Jahr-Feier des Rugby-Bundesligavereins Sportclub Neuenheim; damals sang er die Arie des Max aus dem "Freischütz" von Carl-Marie von Weber ("Durch die Wälder, durch die Auen") und die Arien des Siegmund aus der "Walküre" ("Winterstürme wichen dem Wonnemond") und des Stolzing aus "Die Meistersinger von Nürnberg" ("Morgendlich leuchtend..."). Gastspiele in Mannheim sind nicht ausgeschlossen. "Wir sind im Gespräch mit der neuen Hausleitung", sagte Stefan Vinke.
Im Bayreuther Festspiel-Orchester wirkten Wolfgang Hammer (1. Violine), Georg Lustig (Oboe), Martin Jakobs (Klarinette) und Roland Schneider als Orchesterwart - alle vom Nationaltheater Mannheim - mit. Im Chor sangen Gimoon Cho (1. Tenor) und Hyeonjoon Kwon (1. Bass) vom Nationaltheater Mannheim sowie Nelly Palmer (1. Sopran) aus Ludwigshafen und Stefanie Dasch (1. Sopran) aus Speyer mit. Aus dem vorderpfälzischen Hassloch kam die Hutmachermeisterin Christiane Fichtner.