Michael Buselmeier (r.) beim Festakt aus Anlass seines 80. Geburtstag zusammen mit seiner Frau Karin, dem Enkelkind Stella und Kulturbürgermeister Joachim Gerner. Foto: Joe
Von Volker Oesterreich
Heidelberg. "Ich rühm dich Heidelberg" - so beginnt das älteste aller Heidelberg-Gedichte, verfasst vom Minnedichter Oswald von Wolkenstein (um 1376-1445). Der Schriftsteller und Heidelberg-Experte Michael Buselmeier kennt es ganz genau. So genau, dass er sogar ein eigenes Poem in sechs Gesängen mit diesem Titel geschmückt hat.
Am gestrigen Donnerstag aber wurde der Spieß umgedreht. Aus Anlass des 80. Geburtstags des Lyrikers und Romanciers stimmten Festredner und Sänger im Großen Rathaussaal der Stadt lauter kluge, nachdenklich stimmende, witzige, zum Teil auch melancholisch grundierte Laudationes an, die sich zu folgender Zeile verdichten lassen: Ich rühm Dich, Buselmeier!
Wolfgang Mettenberger tat’s bänkelsängernd mit Liedern des anarchisch-fröhlichen Schweden Carl Michael Bellman. Alter Schwede! Kulturbürgermeister Joachim Gerner würdigte Buselmeier als "stets aktiven und kritischen Geist", während der Kritiker und Lyrik-Experte Michael Braun die gemeinsam mit seinem Kollegen Ralph Schock im Auftrag der Stadt herausgegebene Festschrift "Nichts soll sich ändern" vorstellte (Wunderhorn-Verlag, 164 S., 19,80 Euro). Ein sehr persönliches Buch mit Beiträgen von Dichter-Kollegen wie Uwe Kolbe, Wulf Kirsten oder Jürgen Theobaldy, dazu Gedichte Buselmeiers, die auch ins Englische übertragen wurden (damit sie in den anderen Unesco-Literaturstädten verstanden werden) sowie einer kleinen, zum Teil kuriosen Fotoauswahl von und mit Buselmeier in allen Lebenslagen.
Ebenfalls von der Stadt gesponsert wurde die Publikation von Buselmeiers späten Gedichten unter dem Titel "Mein Bruder mein Tier", auch sie herausgegeben von Michael Braun und erschienen im Morio-Verlag (vgl. RNZ vom 20.10.).
Dass Dichter lieber gelesen als gelobt werden, darauf verwies Buselmeiers Berliner Kollege Hans Christoph Buch in Abwandlung eines Klopstock-Zitats, das sich wiederum auf den römischen Epigrammatiker Martial bezieht. Der Weltbürger Buch erwähnte auch die Schwierigkeiten mit dem heutigen Literaturbetrieb, der allzu sehr auf "Oberflächenreize" fixiert sei. Nicht Buselmeiers, nicht seine Welt.
Der Jubilar knüpfte daran an, als er das "öffentliche Wurstschnappen" in der Literaturszene anprangerte. Zu oft habe er erlebt, dass jahrzehntelange Beziehungen zu Verlagen, Redaktionen, Sendern oder Kulturhäusern in die Brüche gingen, aus ganz unterschiedlichen Gründen. Dadurch habe er, der vielfache Preisträger, "eine Vielzahl von Erniedrigungen" erfahren. Das hat ihn aber nicht daran gehindert, die geistige Tradition Heidelbergs weiter hochzuhalten: in seinen Büchern, mit seiner Interview-Reihe "Erlebte Geschichte - erzählt" und bei seinen literarischen Führungen.
Herzlichen Glückwunsch, Michael Buselmeier! Und toi, toi, toi!