Hintergrund Madonnenberg

10.07.2020 UPDATE: 10.07.2020 06:00 Uhr 1 Minute, 6 Sekunden

> Der Madonnenberg, etwas nördlich vom Branich gelegen, ist eine alte Weinlage: Die erste Erwähnung von Weingärten im Gewann Vohbach datiert von 1250. Im Dreißigjährigen Krieg kam der Weinbau fast völlig zum Erliegen, erst 1832 erwarb das Neckarhäuser Grafengeschlecht von Oberndorff den Madonnenberg, rodete den Wald, legte die Terrassen an und setzte Rieslingstöcke. Aus dieser Zeit stammt auch die für die evangelisch geprägte Bergstraße ungewöhnliche Madonnenstatue – die von Oberndorffs waren katholisch –, die vorher im Neckarhäuser Schlossgarten gestanden hatte.

Schließlich erwarb der BASF-Chemiker Erwin Scharf 1934 den Hang und machte daraus eine Obstplantage; aus dieser Zeit stammt auch der markante Mammutbaum. Erst unter Wilhelm Grüber und seinem Schwiegersohn Jens Bartsch begann ab den sechziger Jahren wieder die Weinepoche, bis Bartsch 1980 aufgab und das Gelände 1988 an das Land verkaufte, das es an die Stadt weiterverpachtete: Der Großteil dieser Zwei-Hektar-Fläche sollte Naturschutzgebiet werden (schließlich siedeln in den Trockenmauern seltene Tiere und Pflanzen), ein Fünftel wurde für den historischen Weinbau genutzt, um den sich zunächst Ehrenamtliche kümmerten. 1989 wurden 1200 Rieslingstöcke gesetzt. Zeitgleich wurde auch der Madonnenberg-Verein gegründet. In einem Konvent werden seither meist einmal im Jahr prominente Ehrenpaten des Wingerts ernannt – wie die Politiker Klaus Töpfer (1997), Klaus Kinkel (2000), Erwin Teufel (2005) oder Winfried Kretschmann (2013). Viermal gab es auch Künstlerpaten, darunter 1999 den "Pur"-Sänger Hartmut Engler.

In die Schlagzeilen kam die 1997 im Naturschutzgebiet errichtete Holzhütte, für die das Landratsamt eine Baugenehmigung erteilt hatte, gegen die sich aber der Nabu beim Landtagspetitionsausschuss wehrte. Brisant: Der damalige Landrat Jürgen Schütz war Vorsitzender des Madonnenbergkuratoriums. Ende 1997 leitete die Mannheimer Staatsanwaltschaft ein Ermittlungsverfahren wegen "Veruntreuung öffentlicher Gelder" ein. Nach langem Streit wurde die Hütte dann doch abgebrochen und 2001 etwa 200 Meter entfernt wieder aufgebaut. hö